Hückeswagen Stadtverwaltung lehnt Mängel-App ab

Hückeswagen · In Monheim funktioniert das System bestens, Wermelskirchen prüft das Verfahren, Hückeswagen reagiert ablehnend: Handynutzer können über eine Mängelmelder-App auf ihrem Smartphone Missstände an die Stadtverwaltung senden.

 Per Handy-App lassen sich Missstände, wie etwa überquellende Mülleimer, Stolperfallen oder besonders dreckige Ecken, an die Verwaltung weiterleiten und vor allem eindrucksvoll dokumentieren.

Per Handy-App lassen sich Missstände, wie etwa überquellende Mülleimer, Stolperfallen oder besonders dreckige Ecken, an die Verwaltung weiterleiten und vor allem eindrucksvoll dokumentieren.

Foto: Dietrich Janicki (archiv)

Jeder kennt das - und ärgert sich: Auf dem Spielplatz quillt der Mülleimer über, in der Straße vor der eigenen Wohnung klafft seit Wochen ein dickes Schlagloch, an der Bushaltestelle ist der Fahrplan herausgerissen. Hückeswagener, die solche Mängel im Alltagsleben entdecken, können zum Telefonhörer greifen und die Missstände bei der Stadtverwaltung melden. Es könnte aber auch schneller und unkomplizierter gehen - über einen Mängelmelder auf der städtischen Homepage und eine Smartphone-App. In Monheim am Rhein funktioniert das bereits seit zwei Jahren bestens, in Wermelskirchen haben CDU, SPD und Grüne einen Antrag an den Bürgermeister gestellt, das Verfahren zu prüfen. Die Anwendung ist einfach: Nutzer laden sich die Mängelmelder-App kostenlos auf ihr Smartphone. Wer einen Missstand dokumentieren möchte, macht ein Handy-Foto: Per GPS wird die aktuelle Position des Mangels automatisch ermittelt und das Anliegen an die Stadt weitergeleitet. In Hückeswagen reagiert man skeptisch und ablehnend: "Ich kann mir vom Grundsatz vieles vorstellen, aber das ist auch eine Kostenfrage und eine Frage der technischen Umsetzung", sagt Michael Kirch, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadtverwaltung. Er hält den direkten Draht zur Stadt für wichtiger, um konkret vor Ort Ross und Reiter zu nennen. Heißt in Hückeswagen: Bürgerbüro anrufen oder vorbeikommen und den Missstand dort melden. "Die Zentrale vermittelt immer sofort die richtigen Ansprechpartner", sagt Kirch. Auch per E-Mail funktionieren Mängelmeldungen nach seinen Angaben bestens. Innerhalb von 24 Stunden habe jeder Bürger eine Rückantwort. Das sei über eine allgemeine Dienstanweisung garantiert. Auch über Facebook können Hückeswagener Mängel loswerden. "Wir sind da wirklich gut aufgestellt und brauchen nicht noch zusätzlich eine App. Wer uns erreichen will, schafft das auch", sagt Kirch. Wichtig sei, dass die Stadtverwaltung jeder Beschwerde eines Bürgers nachgehe und sie ernst nehme.

Auch Bürgermeister Dietmar Persian hält eine Mängel-App für entbehrlich. "Wir haben vor zwei oder drei Jahren mal kurz darüber nachgedacht, so eine technische Neuerung einzuführen, sind aber zu der Erkenntnis gekommen, dass sie nicht erforderlich ist", sagt er. In der Schloss-Stadt gebe es viele Schienen, damit der Bürger seine Anliegen loswerden kann. "Ich sehe in einer solchen App keinen Mehrwert und keinen Bedarf", sagt der Bürgermeister. Wenn die Politik die App als erforderlich ansehe, müsse man natürlich die Kosten prüfen.

Vor vielen Jahren gab's nach seinen Angaben in Hückeswagen mal eine Art Kummerkasten an der Bahnhofstraße, in den Bürger ihre Beschwerden, Anregungen und Meldungen an die Stadt einwerfen konnten. "Er wurde so gut wie kaum genutzt", sagt Persian. Die Hückeswagener seien Menschen, die lieber persönlich im Gespräch ihre Anliegen vorbringen. "Und den Weg halte ich auch für den besten", sagt er.

Persian hält den Kontakt zu den Bürgern auch durch seine regelmäßigen Sprechstunden im Rathaus und im Bürgerbüro. "Da bekomme ich viele Anregungen, und ich versuche, schnell und unbürokratisch zu helfen", sagt er.

(RP)
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