Hückeswagen Suchtberaterin schreibt bergische Krimis

Hückeswagen · In einer Krimi-Anthologie zeigen neun Autoren, wie schaurig-schön es im Oberbergischen zugehen kann - wenn man nur seiner Fantasie freien Lauf lässt. Aus Hückeswagen ist Irmgard Hannoschöck mit drei Geschichten vertreten.

Im Bergischen Land wird ganz vorzüglich gemordet und gemeuchelt. Dass das Verbrechen in der eigentlich so beschaulichen Gegend Hochkonjunktur hat, zeigt sich an der jüngst im Wipperfürther Juhr-Verlag erschienenen Krimi-Anthologie "Morde und andere Gemeinheiten". Darin haben sich neun Autoren, darunter auch der Bergisch Gladbacher Remigius-Rott-Erfinder Oliver Buslau, zusammengetan, um allen 13 oberbergischen Städten und Gemeinden schaurig-schöne Verbrechen auf den Leib zu schreiben.

Aus der Schloss-Stadt ist Irmgard Hannoschöck mit drei Geschichten vertreten: "Die Vernehmung" spielt in Radevormwald, "Die Porzelanmalerinnen" in Hückeswagen, die dritte Geschichte ist in Reichshof angesiedelt. Die anderen Autoren sind Oliver Buslau, Daniel Juhr, Christine Kaula, Daniel Kohlhaas, Martin Kuchejda, Frank Merken, Michael Schreckenberg und Andreas Wöhl. Irmgard Hannoschöck arbeitet hauptberuflich in der Suchtberatungsstelle der Diakonie, ist aber schon seit vielen Jahren schriftstellerisch tätig und Mitglied der Autorengruppe "Zeilenreiter".

Zusammengehalten werden die kurzweilig und spannend geschriebenen Geschichten durch die Putzfrau Paula, die vor jeder Geschichte eine kurze Zusammenfassung liefert: "Die hat Daniel Juhr geschrieben", berichtet Irmgard Hannoschöck. "Wir wollten keine normale Anthologie schreiben, in der die Geschichten einfach hintereinanderstehen. Durch Paula haben wir eine Art Rahmenhandlung, die vor allem neugierig auf die Stories machen soll." Bis zur Anthologie hatte sich die Autorin geweigert, Krimis zu lesen: "Dadurch musste ich mich auch nicht an Gepflogenheiten des Genres halten, sondern konnte meinen Ideen freien Lauf lassen", erläutert die Hückeswagenerin.

Das ist der Radevormwalder Geschichte "Die Vernehmung" anzumerken, in der sich der Tod durch die Vernehmung aller Beteiligten nur langsam erschließt - wobei unklar ist, ob es sich um Mord, Totschlag oder einen Unfall handelt. Die Geschichte spielt in der Grabenstraße, zu der die 54-Jährige aus beruflichen Gründen eine enge Verbindung hat: "Der Tatort befindet sich dort, wo früher unser Büro der Suchtberatungsstelle vor dem Umzug nach Hückeswagen war. Auch wenn in der Geschichte von der ,Klapse' in Marienheide die Rede ist, hat das einen Bezug zu meiner Arbeit - auch wenn ich sonst natürlich von der ,Klinik Marienheide' spreche", sagt Irmgard Hannoschöck schmunzelnd.

Konventioneller vom Stil her ist ihre Hückeswagener Geschichte. In "Porzelanmalerinnen" geht es um einen 60 Jahre zurückliegenden Mord. Dabei verwebt die Autorin die Geschichte des früheren Lagers Hammerstein für Zwangsarbeiter in der NS-Zeit mit den aktuellen Nachforschungen der Ich-Erzählerin, die sich in einer Hückeswagener Physiotherapiepraxis zur Nachsorge eines Handbruchs befindet. Dort bekommt sie die Erzählungen einer anderen Patientin mit, die im Hotel Hammerstein direkt nach Kriegsende angestellt war. Am Ende hat die Ich-Erzählerin nicht nur eine ganze Menge historischer Details zum Kriegsgefangenenlager Hammerstein erfahren, sondern auch, warum die junge Rosa sterben musste.

Auch die übrigen Geschichten bieten sich geradezu perfekt dafür an, sie an einem gemütlichen Herbstabend bei einem Glas Wein zu lesen. Vermutlich in einem Rutsch, was den Wunsch nach einer Fortsetzung aufkommen lässt: "Meine erste Geschichte für den zweiten Teil liegt auf jeden Fall schon in der Schublade", versichert die 54-Jährige.

(wow)
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