Interview: Was Macht Eigentlich. . . Uwe Ufer? "Tanker"-Kapitän gibt neue Richtung vor
Hückeswagen · Sie haben zum Teil viel bewegt in Hückeswagen, haben die Schloss-Stadt aber irgendwann aus beruflichen oder persönlichen Gründen verlassen. Die BM fragt einmal bei ihnen nach, was sie jetzt so treiben. Zum Auftakt: der frühere Bürgermeister Uwe Ufer.
Zehn Monate sind es her, dass Uwe Ufer Hückeswagen verlassen hat. Neun Jahre war er Bürgermeister der Schloss-Stadt und nicht unerheblich an ihrem Aufschwung beteiligt. Seit dem 1. November ist der 48-Jährige nun eines von zwei Vorstandsmitgliedern der Diakonie Michaelshoven in Köln und dort für den kaufmännischen Bereich zuständig. Und wer Ufer kennt, weiß, dass er sich nicht lange mit den vorhandenen Gegebenheiten beschäftigt, sondern neue Strukturen schaffen will. So, wie er sie auch der Hückeswagener Stadtverwaltung verordnet hatte.
Der Vorteil im Bergischen war, "dass Hückeswagen recht zügig ein Schnellboot geworden ist", sagt Ufer in einem Gespräch mit der BM. Die Diakonie hat mit rund 2000 Mitarbeitern etwa zehnmal so viele Beschäftigte wie die Verwaltung. Nicht zuletzt deshalb sei sie eher ein Tanker, der etwas brauche, bis er die Richtung ändern könne.
Doch wenn der Reichshofer auf der Steuerbrücke steht, wird offenbar selbst ein behäbiges Schiff zu einem Speedboot. "Wir haben die Diakonie in meinen ersten Monaten hier neu aufgestellt und einiges anders gemacht", erzählt Ufer. Das betraf die Holding und die acht angeschlossenen GmbHs. Ziel war es, das Ganze schneller, einfacher und auch kostengünstiger zu machen. "Wir haben Zuständigkeiten neu geregelt, Prozesse vereinfacht und Strukturen verändert."
Offenbar hat's funktioniert. Mittlerweile sind die internen Abteilungen zu Dienstleistern geworden, die sich rechnen müssen. "Das alles war schon ein kultureller Wandel", sagt der kaufmännische Vorstand, der die Veränderungen in der Hückeswagener Verwaltung ähnlich kommentiert hatte. Ziel sei ein betriebswirtschaftliches Rechnen in jedem Bereich - auch hier sind die Parallelen zu seiner Zeit in der Schloss-Stadt nicht zu übersehen. Wichtig sei bei allen Führungsaufgaben stets eine Strategie und ein Bild, wie man Zukunft gestalten wolle. "Danach ist Umsetzungskompetenz gefragt", sagte Ufer.
Natürlich ging es Ufer darum, Kosten einzusparen. Er verheimlicht nicht, dass das auch zu Lasten des Personals ging. Im Vordergrund stehe aber vielmehr der Faktor Zeit: "Wenn wir schneller in der Verwaltung sind, können wir die ersparte Zeit in unsere Kunden investieren. Schließlich ist es unser Anspruch, Menschen Zeit zu geben", erläutert Ufer.
Sein Wunsch war es, in den ersten Monaten möglichst viele der rund 2000 Mitarbeiter der Diakonie Michaelshoven persönlich kennenzulernen. Das hat nicht so ganz geklappt. "Ich bin viel durch die Gegend gefahren. Doch ich habe bei Weitem noch nicht alle Mitarbeiter gesehen", berichtet er. Immerhin habe er doch einige begrüßen und mit ihnen sprechen können.
Was nunmal auch nicht ganz einfach ist, denn die Diakonie ist alleine in Köln auf mehr als 60 Standorte verteilt, dazu kommen weitere im Rhein-Erft-, Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis. Die nahegelegenste Station ist in Wipperfürth. Dort öffnete die Diakonie Michaelshoven in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung jüngst eine Beratungsstelle für Wohnungslose. Bis in seine alte Wirkungsstätte hat es Ufer jedoch noch nicht geschafft.
Zumindest nicht beruflich, privat dagegen schon des Öfteren, seit er das Schloss am 30. Oktober verlassen hat. Und immer noch wenden sich Hückeswagener an ihn mit der Bitte um Hilfestellung (etwa bei Lehrstellen für ihre Kinder). Er freue sich zwar, dass die Menschen ihn noch kontaktierten, letztlich wolle er sich aus den Dingen in der Schloss-Stadt aber zurückziehen: "Diese Zeit ist nunmal zu Ende."
Dass er seinen Beamtenstatus aufgegeben hat, bereut er zwar nicht, "aber das war schon irgendwie bescheuert". Denn das soziale Netz gebe es nun nicht mehr. "Und wenn mein Vertrag, der über fünf Jahre läuft, nicht verlängert wird, stehe ich ebenso auf der Straße wie andere", weiß Ufer. Für ihn sei aber immer klar gewesen, dass das Beamtentun "ein zeitlich begrenztes Ding" war.