Hückeswagen "TierNaturErleben" auf dem Bauernhof

Hückeswagen · Kinder und Erwachsene können auf dem Glöckner-Hof seit zwei Jahren das Landleben hautnah erleben. Betreut werden sie von Naturpädagogin Grit Glöckner-Kolodziej (45). Auch Hückeswagen soll nun von dem Konzept profitieren.

 Bürgermeister Dietmar Persian (v.l.), Naturpädagogin Grit Glöckner-Kolodziej, Stephan Kolodziej und Andrea Poranzke auf dem Glöckner-Hof in Maisdörpe.

Bürgermeister Dietmar Persian (v.l.), Naturpädagogin Grit Glöckner-Kolodziej, Stephan Kolodziej und Andrea Poranzke auf dem Glöckner-Hof in Maisdörpe.

Foto: Balleer

Ein Angebot für Naturpädagogik sei in unserer ländlichen Region überflüssig. Dieses Vorurteil hört Grit Glöckner-Kolodziej oft. "Dass Kinder heute kaum noch auf Bäumen klettern, im Heu spielen oder mit Nutztieren in Kontakt kommen, wird aber vergessen", sagt die Naturpädagogin. Das Landleben sei im Alltag weiter entfernt, als es scheint. Deswegen bietet sie seit zwei Jahren "TierNaturErleben" auf dem Glöckner-Hof in Maisdörpe an. Aus Wermelskirchen, Remscheid oder Radevormwald ist die Resonanz bereits positiv. Einzig in Hückeswagen stieß sie bisher auf wenig Interesse. Dabei bietet die natur- und tiergestützte Pädagogik große Möglichkeiten.

Im Herbst vergangenen Jahres war das, als sechs über 95-jährige Senioren auf den Hof kamen. Teilweise demente Menschen, die aufblühten, erzählt Glöckner-Kolodziej. "Mit der Erlebnispädagogik kann ich verschiedene Emotionen und Temperamente von Menschen auffangen." Kindergärten, Schulen und Geburtstagsgruppen nutzen das Angebot. Ohne Leistungsdruck können sie hier mit anpacken und etwas schaffen. Und ab Mai startet ein weiteres, ganz besonderes Projekt: Erstmals wird sie vier chronisch Alkoholabhängige aus Wermelskirchen betreuen. Sie kommen viermal mit ihren Therapeuten auf den Hof, in stetigem Kontakt mit Tier und Natur.

"Für die Integration von Menschen ist das hier ganz, ganz wichtig", sagt Bürgermeister Dietmar Persian. Er ist begeistert von dem Konzept der 45-Jährigen. Persian ist selbst auf einem Hof bei Hückeswagen aufgewachsen, mit der Verantwortung für Schweine, Hühner und Kühe und habe davon menschlich profitiert. Auf diesen Zuspruch hofft Glöckner-Kolodziej auch bei den Bürgern von Hückeswagen. Einfach sei es nicht, die Leute zu überzeugen. Und als Streichelzoo solle der Hof ihres Vaters auch nicht verstanden werden. "Aber je mehr sich der Mensch von Tier und Natur entfernt", sagt die Naturpädagogin, "desto mehr nimmt er sich die Chance, einen Ruhepol zu finden." Deswegen soll ihr Angebot weiter wachsen. Doch das kostet Geld. Wirtschaftsförderin Andrea Poranzke spricht ihr allerdings Mut zu: "Es gibt durchaus passende Fördertöpfe", sagt sie. "Man muss die Anträge nur zu Papier bringen."

Ohne Fleiß also kein Preis. Doch daran wird "TierNaturErleben" wohl kaum scheitern. Denn mit Grit Glöckner-Kolodziej steht eine Frau hinter dem Konzept, die schon bald zwei Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen haben wird - und innerhalb von zwei Jahren Beachtliches in Maisdörpe aufgebaut hat.

(ball)
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