Hückeswagen Topp-Preis schließt - zieht Stadtbibliothek ins Island?

Hückeswagen · Es ist nicht zu übersehen: In großen Lettern hat Inhaber Robert Heuck ins Schaufenster des Schnäppchen-Markts Topp-Preis an der Islandstraße geschrieben: "Wir schließen". An Silvester ist nach 19 Jahren Schluss, wie der 55-Jährige gestern auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte. Als zukünftigen Mieter könnte sich Heuck für das rund 500 Quadratmeter große Ladenlokal, das er vor zehn Jahren erworben hatte, die Stadtbibliothek vorstellen.

1994 hatten Robert Heuck und seine Frau Patricia in Radevormwald einen Schnäppchen-Markt eröffnet; beide waren Franchise-Nehmer der Restposten-Kette Havaria. Zwei Jahre später eröffnete das Ehepaar im Island - in den Räumen des ehemaligen coop-Markts und des späteren Schuhhauses Lambeck - das Geschäft Topp-Preis, das es nach der Insolvenz von Havaria "auf eigene Kappe" betrieb, wie Heuck sagte. Seitdem werden dort Restposten zu günstigen Preisen verkauft.

Doch die Konkurrenz der Billigmärkte ist in Hückeswagen zu groß geworden - zunächst eröffnete KiK, vor fünf Jahren dann in dem Ladenlokal des ehemaligen Plus-Markts am Wilhelmplatz Tedi. "Wir waren einfach nicht mehr wettbewerbsfähig", gestand Heuck ein. Fast die Hälfte der Lieferanten seien die gleichen wie bei der Konkurrenz, "da konnten wir uns immer weniger abheben". Dazu kommt, dass die Standorte am Wilhelm- und am Etapler Platz von Vorteil gegenüber dem Topp-Preis sind: "Viele scheuen sich mittlerweile, das Island hochzulaufen", sagte Heuck, der sich vor zwei Jahren von Weber-Grill zum Grillmeister schulen ließ und damit ein zweites berufliches Standbein verschaffte. In den vergangenen Jahren sei es daher in erster Linie darum gegangen, durchzuhalten.

Mit seinen vier Kräften auf 450-Euro-Basis hat sich der Geschäftsinhaber auf Aufhebungsverträge geeinigt; zwei Mitarbeiterinnen hätten bereits etwas Neues. Er selbst wird nach der Schließung am 31. Dezember - das Weihnachtsgeschäft will Heuck noch mitnehmen - sporadisch im Geschäft stehen, um den Rest zu verkaufen.

Es gibt bereits Interessenten, die das Ladenlokal nutzen wollen. Heuck: "Ich hoffe auf Leute mit Fantasie und einem guten Konzept." Allerdings schwebt ihm noch eine andere Lösung vor: Dort könnte die Stadtbibliothek untergebracht werden. Noch bevor Dietmar Persian Bürgermeister war, hatte Heuck mit ihm darüber gesprochen. "Die Stadt könnte hier 80.000 Euro im Jahr einsparen", ist er sicher. Diese Zahl ist laut Bürgermeister deutlich zu hoch. Persian sagte aber: "Wir sind in Gesprächen mit der Bibliotheksleitung und dem Freundeskreis, wie wir die Bücherei positiv weiterentwickeln können." Wenn etwas verändert werde, müsse es ein entsprechendes Konzept und deutliche Einsparungsmöglichkeiten geben, wobei die gute Qualität der Stadtbibliothek erhalten bleiben müsse. "Wir werden jetzt keine Schnellschüsse machen", betonte er.

Mit Heuck ist die Stadt seit geraumer Zeit im Gespräch. Persian: "Wenn sich bei uns jemand meldet, der in Hückeswagen ein Ladenlokal sucht, verweisen wir ihn auch an Herrn Heuck." Sollte der in Sachen Stadtbibliothek auf die Verwaltung zukommen, werde diese sich dem Gespräch nicht verwehren, versicherte der Bürgermeister. Heuck will aber offenbar erst einmal bei den Parteien nachfragen, wie sie zu einer Stadtbibliothek im Island stehen.

(RP)
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