Hückeswagen Traumwetter zum Jubiläumsrosenmontagzug

Hückeswagen · Nach gut 400 Metern war für den ersten Teilnehmer der Jubiläumszug beinahe schon vorbei. Zwischen den "Heukeshowwer Rattenfängern" aus Frohnhausen und der Nachbarschaft Stahlschmidtsbrücke klaffte im unteren Island plötzlich eine große Lücke.

 170 und ein Jahr alt ist die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) in Hückeswagen. Das hinderte die "jecken Wiever" allerdings nicht, schrill und bunt als Flower-Power-Mädels im Rä-Te-Ma-Teng mitzumarschieren.

170 und ein Jahr alt ist die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) in Hückeswagen. Das hinderte die "jecken Wiever" allerdings nicht, schrill und bunt als Flower-Power-Mädels im Rä-Te-Ma-Teng mitzumarschieren.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Während die erste Zughälfte weiter in Richtung Kölner Straße zog, war der Lkw am Wilhelmplatz stehen geblieben. Nichts ging mehr, so dass die Stahlschmidtsbrücker das Gefährt kurzerhand in den kleinen Weg zwischen Montanus-Apotheke und Kolpinghaus schoben.

Ober-Jeck Horst Schreiner, grünlich schimmernder Meeresgott Neptun, gab sich pragmatisch: "Wenn der letzte Wagen vorbei ist, schieben wir den Lkw wieder zurück und versuchen ihn anzuschieben", sagte er. Zur Not müsse die Truppe zu Fuß gehen. Das blieb ihr jedoch erspart: Unter dem großen Jubel der Narren am Wilhelmplatz sprang der Laster wieder an. Als der Zug die Goethestraße hinunterkam, um zum zweiten Mal das Island in Angriff zu nehmen, reihten sich die Jecken aus Stahlschmidtsbrücke, die seit Jahren im Zug dabei ist, wieder ein.

Rund 275 kleine und große Jecken bildeten den 50. Rä-Te-Ma-Teng, der mit 20 Wagen einer der kleinsten, aber vielleicht auch der charmantesten im gesamten Rheinland ist. Als sich die Gruppen ab 13 Uhr auf dem Parkplatz an der Wupper-aue aufstellten, war es vor allem die Nachbarschaft Stahlschmidtsbrücke, die dank lauter Karnevalsmusik für die passende Stimmung sorgte. Vielleicht war die Beschallung aber etwas zu viel für die Lkw-Batterie. . .

Düsseldorf: Jecken jubeln den Rosenmontagswagen zu
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2015: Jecken jubeln den Rosenmontagswagen zu

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Foto: dpa, rwe kno

Unpolitisch, dafür aber "sexy" gaben sich die "Pinneklopper 09". Die Mitglieder des Kegelklubs und ihr Nachwuchs zogen erstmals mit im Zug - als Kegelpinne. Der TBH verwies auf sein Fitnessprogramm: "Dem Sport sei Dank - wir holen die Kostüme von 1966 aus dem Schrank". Dass sich Vorsitzender Hans-Georg Breidenbach und seine Frau Bettina vor dem anstrengenden Gang durchs närrische Volk erst einmal mit Pommes Frites stärkte, war kein Problem: Der Turnerbund war zu Fuß unterwegs, und ab heute wird wieder trainiert.

Ein närrisches Jubiläum feierten die "Echte Fründe". Die Jecken, die sich ursprünglich an der Marktstraße zusammengefunden haben, waren gestern zum elften Mal beim Rosenmontagszug dabei und präsentierten alle Mottos der vorigen Jahre. Darunter waren die Vogelgrippe, das erste Sommerbobrennen und der Fledermaus-Tunnel.

Während sich die Rehabilitations- und Behinderten-Sportgemeinschaft (RBS) "so bunt wie die Welt" präsentierte, setzte der Kegelklub "Die Namenlosen" auf Schwarz-Weiß. Wollte er doch angesichts des fallenden Milchpreises eine Lanze für die Bauern bzw. für die eigentlichen Milch-Produzenten brechen: "Wir verlangen auch für Kühe den Mindestlohn!", gab Ina Matuschzik das Motto wieder.

Politisch wurde es auch bei der "Jungen Familie" von Kolping. Sie nahm "Maulwurf" Sylvia Löhrmann, die Landesschulministerin, ins Visier und legten ihr auf der Seitenwand ihres Wagens mit Blick auf die zukünftige Schullandschaft in den Mund: "Wieso übel? Wieso Wurzel?" Die "Junge Familie" befürchtete, dass bald nur noch die "städtische Baumschule" als einzige weiterführende Schule in Hückeswagen übrigbleiben wird.

Rosenmontag in Düsseldorf: So sehen die Wagen aus
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Düsseldorf: So sehen die Motto-Wagen an Rosenmontag aus

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Foto: Andreas Bretz

Apropos Schule: Erstmals dabei war die Löwen-Grundschule, die den Zug nutzte, und für eine "artgerechtes Gehege" demonstrierte. "Wir möchten ein eigenes Schulgebäude", sagte Löwen-"Mutter" Schulleiterin Beate Dickentmann. "Wo und wie ist uns egal."

Die Jecken feiern beim Rosenmontagszug in Krefeld
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Die Jecken feiern beim Rosenmontagszug in Krefeld

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Während sich der Pfarrcäcilienchor bei kühlen vier Grad warm sang, wartete die erste Prinzessin von 1967, Claudia Becker, auf ihren Prinzgemahl Klaus Breidenbach. Das Premieren-Paar durfte im Jubiläumszug im offenen VW-Beetle mitfahren und Kamelle werfen. "Vor 48 Jahren war ich nervöser", sagte Claudia Becker lachend. Ihre gute Laune und das sonnige Wetter sollten dann auch bis zum abschließenden Kamelleregen auf dem Schloss und darüber hinaus halten.

(RP)
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