Hückeswagen Tschernobyl-Verein aufgelöst - die Verbundenheit bleibt aber bestehen

Hückeswagen · Leicht fiel es den Mitgliedern des Freundeskreises Tschernobyl nicht, als sie am Mittwochabend im Restaurant Hofgarten die Auflösung des Vereins einstimmig beschlossen.

 Mai 2009: Lehrer und Helfer der Realschule sowie Mitglieder des Freundeskreises packten mit an, um Schulmöbel für Grebeni zu verladen.

Mai 2009: Lehrer und Helfer der Realschule sowie Mitglieder des Freundeskreises packten mit an, um Schulmöbel für Grebeni zu verladen.

Foto: dörner

Zu sehr war ihnen die aktiv geleistete Hilfe für Kinder aus den verstrahlten Dörfern Grebeni, Toniez und Milosovice zu einer Herzensangelegenheit geworden. Den Ausschlag für die Auflösung gab die immer geringer werdende Zahl an Gastfamilien, die bereit waren, Mädchen und Jungen aus Weißrussland bei sich aufzunehmen, die noch heute unter dem Reaktor-Unglück von 1986 zu leiden haben. In diesem Jahr hatten sich nur vier Familien gemeldet.

Dennoch konnte der Verein seit seiner Gründung 1997 viel bewirken. "Wir haben in all den Jahren viel Positives für die Region erreicht und können mit Stolz auf die Zeit zurückblicken", sagte der Vorsitzende Jörg von Polheim.

Die Auflösung wird zum Ende des Geschäftsjahres am 31. Dezember erfolgen. Bis dahin möchte der Freundeskreis einen Teil der etwa 8000 Euro aus der Vereinskasse den betroffenen Kindern zugutekommen lassen. Über Kontaktpersonen soll in Erfahrung gebracht werden, was die Schüler in Toniez dringend benötigen. Zu Weihnachten möchten die Mitglieder noch einmal Pakete nach Russland schicken. Der Restbetrag des Geldes geht an den Wuppertaler Trägerverband. Dieser ist auch behilflich, wenn Kinder von Familien nach Hückeswagen eingeladen werden.

So verbringt seit Montag die zwölfjährige Valiansina einen vierwöchigen Erholungsurlaub bei Ruth und Raymund Waschlewski. Die Familie hat das Kind aus Weißrussland zum dritten Mal aufgenommen und möchte das auch nach der Auflösung des Vereins fortführen. "Sie gehört bei uns schon mit zur Familie", sagte Ruth Waschlewski. Ebenfalls mit in die Schloss-Stadt gekommen ist einer der langjährigen Betreuer aus Weißrussland. 28 Jahre liegt die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl bereits zurück. In den Köpfen der Menschen ist sie zwar verankert, zeitnah und bewusst miterlebt hätten es aber nur die über 40-Jährigen, sagte der Vorsitzende. Vereinsmitglied Frank Jeschke sah keine Alternative: "Ich denke, wir haben den richtigen Zeitpunkt getroffen", sagte er.

So sieht es auch Mitglied Dieter Schruff: "Der Verein wurde gegründet, als die Not am größten war. Obwohl er nun formal aufgelöst wird, besteht immer noch die Möglichkeit, Kinder aufzunehmen."

Mit dieser Aussicht stimmten dann auch die Skeptiker der Auflösung zu - wenn auch mit großem Bedauern.

(heka)
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