Hückeswagen Unternehmerin mit sozialem Gewissen

Hückeswagen · Der 175. Geburtstag der Hückeswagenerin Maria Zanders steht bevor. Die Unternehmerin war bekannt für ihren sozialen und kulturellen Weitblick. Am Sonntag, 26. Oktober, gibt es in Bergisch Gladbach eine Stadtführung zu ihren Ehren.

 Die Tafel am Geburtshaus Maria Zanders, Marktstraße 25/27.

Die Tafel am Geburtshaus Maria Zanders, Marktstraße 25/27.

Foto: BM-Archiv

Frauen in Führungspositionen von Wirtschaftsunternehmen sind heutzutage allgegenwärtig; in der Politik sowieso. Im 19. Jahrhundert aber hatten sich Frauen aus der öffentlichen Gesellschaft im Hintergrund aufzuhalten. Das galt zunächst auch für die aus großbürgerlichen Verhältnissen stammende Maria Zanders. Sie wurde am 9. März 1839, also vor etwas mehr als 175 Jahren, als älteste Tochter des Hückeswagener Tuchfabrikanten-Ehepaars Julius und Charlotte Johanny im Haus Marktstraße 25/27 geboren.

Mit dem Umzug nach Düsseldorf im geschichtsträchtigen Jahr 1848 (Deutsche Revolution) begann sie ihre Ausbildung. Maria Johanny besuchte die private Luisenschule, ein Pensionat für Töchter aus wohlhabenden Familien. Die Ausbildung war gründlich und aufwendig, typisch für das aufstrebende Bürgertum jener Zeit. Hierzu zählten Hauswirtschafts- und Gesangsunterricht sowie Kunst- und Literaturausbildung und Klavierstunden. Ein Abitur für junge Frauen gab es erstmalig 1886 in Berlin. Zum Studium wurden Frauen in Preußen gar erst im Jahr 1908 zugelassen.

Bereits im Alter von 18 Jahren heiratete die Hückeswagenerin den 13 Jahre älteren Papierfabrikanten Carl Richard Zanders und zog nach Bergisch Gladbach. Die Stadt, die erst 1856 die Stadtrechte bekommen hatte, hatte zu diesem Zeitpunkt gut 5000 Einwohnern.

Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Ein herber Schicksalsschlag traf Maria Zanders jedoch im August 1870, als ihr Mann an Kehlkopfkrebs starb. Maria Zanders war zu jenem Zeitpunkt gerade mal 31 Jahre alt, sollte aber nie wieder heiraten.

Zu Lebzeiten ihres Mannes war sie in erster Linie eine gutbürgerliche Hausfrau und kümmerte sich um die Kinder. In den Annalen wird berichtet, dass sie sich in kurzer Zeit sehr intensiv mit der Fabrikation von Papier auseinandersetzte. Selbst zu den Arbeitern soll sie ein herzliches Verhältnis entwickelt haben. Nach heutigem modernem Betriebsmanagement kümmerte sich Maria Zanders auch verstärkt um Soziales im Betrieb. Es mag aus diesem Grund auch nicht verwundern, dass sie einen Gesangsverein, den Cäcilienchor, gründete. Bestand er doch vom Ursprung her aus Mitarbeiterinnen des Unternehmens. Damit war auch eine Unternehmenskultur geboren, denn zufriedene Mitarbeiter erhöhten die Produktivität und stärkten somit das Unternehmen.

Einen Eintritt in die Solidargemeinschaft war die Gründung der Betriebskrankenkasse für die Zanderschen Papierfabriken Schnabels- und Gohrsmühle im Jahr 1882 - die erste Kasse dieser Art in Bergisch Gladbach. Bemerkenswert dabei ist, dass diese BKK gegründet wurde, bevor der Berliner Reichstag die Krankenversicherung 1883 zur Pflichtversicherung machte.

Und dann wäre da noch der 1894 gegründete Altenberger Domverein: Ohne die Aktivitäten von Maria Zanders gäbe es diesen Verein nicht und vielleicht auch nicht den heutigen Altenberger Dom. Denn der Verein sorgte für den Wiederaufbau des großen Gotteshauses.

In ihrem ehemaligen repräsentativen Wohnhaus, dem heutigen Kunstmuseum Villa Zanders, im Zentrum von Bergisch Gladbach, treffen sich Kunstfreunde aus der Bergischen Region. So etwa zum "Kunstgenuss" mit Kaffee und Kuchen in Ausstellungen. Für kommenden Sonntag, 26. Oktober, 14 Uhr, ist ein Stadtrundgang zu Ehren Maria Zanders geplant. Gästeführerin Petra Bohlig liest dabei aus der Biografie sowie aus Briefen und Tagebüchern. Treffpunkt ist die Katholische Bildungsstätte Eingang Laurentiushaus, Laurentiusstraße 4-12. Anmeldungen werden unter Tel. 02202 936390 entgegengenommen.

Maria Zanders starb am 6. Dezember 1904.

(RP)
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