Rückblende Unwetter-Katastrophen suchen die Schloss-Stadt heim

Hückeswagen · Es ist eine Szene wie aus einem Katastrophenfilm: Gerade verschwimmt auf dem Bildschirm unseres gedachten TV-Geräts der Schriftzug "Hückeswagen, 2. Juni 1882", dann wird der Himmel schwarz. Plötzlich fallen Hagelkörner in Taubenei-Größe herab und verwüsten die Flora des Bergischen Landes. In der altehrwürdigen Volksschule Westhofen schlägt der Blitz ein, reißt ein Fenster und Mauerwerk aus der Fassade und hinterlässt ein klaffendes Loch.

Die Szene stammt jedoch nicht aus einem Steven-Spielberg-Film - der hätte vielleicht noch schreiende Kinder aus dem Gebäude laufen lassen -, vielmehr haben es die Chronisten vor 135 Jahren genauso festgehalten. Dass derartige Dramen sich immer wieder im sonst so beschaulichen Hückeswagen abspielen, ist eine Tatsache, auch wenn sie gefühlt sehr selten vorkommen.

Die Familie Richtsfeld von der Bahnhofstraße würde den Begriff "selten" wohl entschieden zurückweisen. Es ist der 17. Januar 2007, später Nachmittag: Wie in Zeitlupe fällt ein riesiger Baum vom Schlosshagen im fast rechten Winkel über die Bahnhofstraße und zertrümmert das Werbeschild der Immobilienfirma. Wie durch ein Wunder ist niemand verletzt worden. Der Baumstamm hatte das schöne Fachwerkhaus zwar gestreift, stürzte anschließend aber in eine Häuserlücke. Der aufgeweichte Boden des Schlosshagens in Kombination mit der enormen Wucht der einschneidenden Windböen des Orkans "Kyrill" hatte ganze Arbeit geleistet. Die im Dauereinsatz befindliche Feuerwehr konnte erstmal nur den Baum von der Fahrbahn entfernen, um dann zum nächsten der unzähligen Einsätze zu fahren. Am nächsten Tag wurde das Ausmaß der Zerstörungen deutlich: So waren ausgedehnte Waldflächen zum Beispiel an der Wupper-Vorsperre komplett gefällt.

Aber nicht nur die Kombination Wasser und Wind sorgt für Ärger, es reicht alleine schon ein einzelner Starkregen, um größere Schäden zu verursachen. Am Abend des 1. Juni 2016, vor genau fast einem Jahr also, wurden beispielsweise der Dörpebach und ein Mühlteich in Dörpersteeg mit Öl verunreinigt. Der Schadstoff, mutmaßlich eingebracht durch einen unbekannten Verursacher, war zunächst in das Regenrückhaltebecken gelangt und erreichte dann nach dem Überlaufen, wie auf einer Wasserwelle reitend, die Naturgewässer.

Wer die Chroniken durchforstet, stößt immer wieder auf solche Unwetter größerer und kleiner Art. Meistens kommen die Menschen mit dem Schrecken davon und doch erinnern sie auch im Jahr 2017 eindringlich daran, dass die Hückeswagener 135 Jahre nach dem Vorfall in Westhofen trotz aller Technik den Naturgewalten letztlich ausgeliefert sind.

NORBERT BANGERT

(RP)
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