Hückeswagen Verein kämpft um den Musiker-Treff

Hückeswagen · Der Probenraum auf dem ehemaligen Bêché-Gelände an der Wupper ist ein Geheimtipp für Musiker. Die Volksbank als Vermieter hat den Mietvertrag jedoch gekündigt. Dagegen wehrt sich nun der Verein für Völkerverständigung, Kunst und Musikkultur.

 Der Kampf um den einzigen öffentlichen Proberaum in Hückeswagen hat viele Musiker zusammengeschweißt: Sie haben den Verein für Völkerverständigung, Musik und Kunst gegründet, der den Raum von der Volksbank im Bergischen Land mieten soll. Allerdings steht weiterhin die Kündigung im Raum.

Der Kampf um den einzigen öffentlichen Proberaum in Hückeswagen hat viele Musiker zusammengeschweißt: Sie haben den Verein für Völkerverständigung, Musik und Kunst gegründet, der den Raum von der Volksbank im Bergischen Land mieten soll. Allerdings steht weiterhin die Kündigung im Raum.

Foto: J. Moll

Das Backsteingebäude auf dem Gelände der 1997 in die Insolvenz gegangene Firma Bêché & Grohs ist eher unscheinbar. Doch seit etwa 20 Jahren dient es als Probenraum, wo sich Musiker, Discjockeys und andere Musikinteressierte treffen. Daher waren die Nutzer mehr als geschockt, als vor zwei Wochen der Mietvertrag zu diesen Räumlichkeiten gekündigt wurde. Der Grund: Der offizielle Mieter, der selbst dort mit seiner Band geprobt hatte, wurde vertragsbrüchig und war mit den Mieten im Rückstand. Aus der Not heraus hat sich der Verein für Völkerverständigung, Kunst und Musikkultur gegründet. Er ist zwar noch nicht offiziell ins Vereinsregister eingetragen, wendet sich aber schonmal an die Öffentlichkeit.

Die Vorsitzenden hatten jetzt zu einem Informationsnachmittag im Probenraum an der Peterstraße eingeladen. Mehr als 50 Interessierte waren gekommen, wovon 23 dem Verein mit ihrer Unterschrift ihre Unterstützung zusicherten.

"Ich bin hier aufgewachsen, und es ist ein schöner Treffpunkt und ein künstlerischer Freiraum", sagte Sozialarbeiterin Anna Bever (32). Auch ihre Schwester Lisa Börsch (29) möchte die Schließung verhindern. "Hier wird keiner ausgegrenzt, egal welcher Nationalität er angehört und welche Sprache er spricht", fügte sie hinzu.

Was die Musiker besonders schätzen: "Hier kann in zentraler Lage Musik gemacht werden, ohne dass sich Nachbarn oder Anwohner gestört fühlen", erläuterte Vorstandsmitglied Sven Nocon. Man pflege ein friedliches Zusammenkommen ohne kommerzielle Zwänge. Stephan Wörtz, der bei einer Firma in direkter Nachbarschaft arbeitet, bestätigte das: "Die Treffen laufen vernünftig ab, und der Ort wird auch immer ordentlich hinterlassen."

Das Gebäude befindet sich in einem heruntergekommenen Zustand, über all die Jahre ist nie in das Objekt investiert worden. Ein provisorisches Vordach hält Regen und Wind ab, die Eingangstür und die Wände sind bunt bemalt, um etwas Farbe in den Raum zu bringen. Weitere ungenutzte Räume des Schuppens wirken teilweise baufällig. Die Nutzer haben für die Zukunft aber schon Pläne: "Wir haben viele Handwerker im Team. Das Dach könnten wir in wenigen Stunden dämmen und mit neuer Dachpappe versehen", sagte Nocon. Auch innovative Ideen wie Solarzellen auf dem Dach oder einen Öko-Stromvertrag hält er für keine Utopie.

Doch erst einmal muss die Kündigung abgewendet werden. Seit Anfang des Jahres bezahlt der Verein als inoffizieller Untermieter die Miete für das Objekt. "Unser Angebot, die ausstehenden Beträge bei einer Übernahme des Mietverhältnisses zu begleichen, wurde vom Vermieter jedoch ohne Begründung abgelehnt", bedauerte Nocon. Daraufhin schrieb der Vorstand einen Offenen Brief an die Volksbank im Bergischen Land. Das Mietverhältnis endet am 31. März. "Wir haben einen Monat Aufschub erhalten, um unsere Sachen auszuräumen. Diese Zeit wollen wir jedoch dazu nutzen, um in Verhandlungen zu treten und eine konstruktive Kommunikation mit dem Vermieter aufzubauen", fügte er hinzu.

Der Verein ist ein Zusammenschluss von Musikern, DJs und Musikinteressierten und möchte das Backsteingebäude selbst verwalten. Geplant sind mehrere Proberäume für Musiker, eine Kunstwerkstatt sowie ein Vereinsheim. In dem Offenen Brief an die Volksbank, der in den kommenden Tagen mit den Unterschriften-Listen übergeben werden soll, heißt es: "Grundsätzlich sollen die Räumlichkeiten einen Ort schaffen, an dem Menschen sich ungestört kreativ entfalten und kommunizieren können, ohne andere zu stören. Wir sehen in unserer kleinen Schloss-Stadt einen hohen Bedarf für so einen Ort."

Markus Kottsieper, Sprecher der Volksbank im Bergischen Land, erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Bank als Vermieter durchaus offen sei für ein persönliches Gespräch. Er betonte aber: "Bevor wir eine Stellungnahme abgeben können, muss uns zunächst der Brief vorliegen, damit wir einen Ansprechpartner haben."

Viele Musiker nutzten den Raum in der Vergangenheit oder noch heute, darunter das Duo Kleinstadtgeflüster, Dustin Stoy und Band, Svenzn Mandela, Sun Fire Sound oder Greenyard Movement. Bei einer Sitzung im Anschluss an die Informationsveranstaltung wurden Mario Reinsdorf, Kevin Gedert und Jan Börsch zu den Vereinsvorsitzenden gewählt.

(RP)
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