Serie: Die Fachausschüsse Des Rates Vier Jahrzehnte Kampf um das eigene Hallenbad - mit Erfolg
Hückeswagen · Bevor der Hückeswagener Rat entscheidende Beschlüsse fasst, tagen die Fachausschüsse zur Vorberatung. Die BM stellt die "Werkstätten des Rates" vor.
Dieses Modell gibt es nicht oft, deshalb erregte es bundesweit Aufsehen, als es 2007 in Hückeswagen entwickelt wurde: Unter Federführung von Bürgermeister Uwe Ufer wurde damals aus dem städtischen Eigenbetrieb Freizeitbad die "Bürgerbad Hückeswagen gemeinnützige GmbH". Ihre Gesellschafter sind seitdem die Stadt (knapp über 50 Prozent der Anteile), der Verein IG Frühschwimmer und der Stadtsportverband (je knapp 25 Prozent).
Der Gesellschaftsvertrag regelt Zuständigkeiten und Kompetenzen. Wichtigstes Organ ist die Gesellschafterversammlung. Daneben hat der "Betriebsausschuss Freizeitbad" als politisches Kontrollgremium gegenüber früheren Jahren an Bedeutung verloren. Egbert Sabelek (Bündnis 90/Die Grünen), dem Vorsitzenden des Fachausschusses, ist das durchaus bewusst, aber er hält das Konstrukt der gemeinnützigen GmbH nach wie vor für richtig. "Natürlich wird das operative Geschäft von der Geschäftsführung des Bades geregelt - und das läuft auch reibungslos. Wir im Ausschuss bestimmen aber immer noch mit - zum Beispiel über größere Investitionen, mit denen die Attraktivität des Bades erhalten oder gesteigert werden kann", sagt Sabelek. Genau das sei der entscheidende Punkt: "Wir können das Bad nur halten, wenn es für die Hückeswagener attraktiv bleibt und Gäste auch von außerhalb kommen."
Die Konstruktion der gGmbH - letztlich ausgedacht, um das Defizit zu senken - hat nicht dazu geführt, dass sich Ausgaben für den Betrieb des Bades und Einnahmen aus Besucher-Entgelten inzwischen auch nur annähernd die Waage halten. Davon ging aber auch schon 2007 niemand aus, denn immer war klar, dass eine öffentliche Einrichtung wie ein Hallenbad ohne Subventionen nicht auskommt.
Sabelek geht davon aus, dass das Freizeitbad als gGmbH die Stadt im Jahr 150 000 Euro weniger kostet als zuvor. Verantwortlich dafür sei das starke ehrenamtliche Engagement, das der Stadtsportverband und die Frühschwimmer als Gesellschafter einbringen. Auch die Geschäftsführung arbeitet ehrenamtlich. Ein hoher sechsstelliger Zuschussbedarf ist gleichwohl geblieben.
Dennoch: Das Bad ist aus Sabeleks Sicht für die Infrastruktur der Kleinstadt unverzichtbar. "Wir müssen alles daran setzen, diese für unsere Stadt wichtige Einrichtung zu behalten", sagt der 54-jährige Lehrer. Das bleibe auch in der neuen Wahlperiode das vorrangige Ziel des Betriebsausschusses. Sabelek selbst ist da optimistisch: "Wenn diese Legislaturperiode 2020 zu Ende geht, wird es immer noch ein Freizeitbad in Hückeswagen geben - und auch darüber hinaus."
Auf der Kippe hat es aus finanziellen Gründen eigentlich schon seit der Eröffnung am 20. Juli 1974, also vor fast genau 40 Jahren, immer wieder gestanden. Als Sabelek 1997 erstmals Mitglied des Freizeitbad-Ausschusses wurde, war's gerade mal wieder besonders schlimm: Unter dem damaligen Bürgermeister Norbert Jörgens war vom Fachausschuss und in der Folge vom Rat beschlossen worden, eine Eisbahn auf dem Bad-Gelände anzulegen, um darüber auch die Attraktivität des Bades zu erhöhen und mehr Einnahmen zu generieren. Die Eisbahn wurde zum Millionen-Flop.
Derart aufregende Zeiten sind für die Politiker im Fachausschuss vorbei, und darüber ist Sabelek alles andere als traurig. Dass der Kampf um den dauerhaften Erhalt des Bades aber weiter geht, solange der Ausgleich des Haushalts nicht mittel- und langfristig gesichert ist, ist ihm bewusst.
Wie wichtig allen Verantwortlichen in der Kommunalpolitik und im Rathaus der Bad-Erhalt ist, geht aus der Präambel zum Gesellschaftsvertrag der Bürgerbad-gGmbH hervor. Darin heißt es: "Die Förderung des Schwimm-, Gesundheits-, Behinderten- und Rehabilitationssports ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Die Stadt Hückeswagen, die Interessengemeinschaft Frühschwimmer (...) und der Stadtsportverband haben sich dieser Aufgabe verpflichtet (...)"
