Hückeswagen Von Hückeswagen aus ins ganze Universum

Hückeswagen · Irgendwo in Hückeswagen steht, ganz unscheinbar, eine Außensternwarte. Die hat der Astronomische Verein Remscheid 1995 errichtet. Seine Mitglieder beobachten von dort aus die Sterne, denn in der Großstadt ist es viel zu hell.

 Peter Kalbitz muss sich unter das große Teleskop ducken. Ausgefahren wird das in der Remscheider Außensternwarte in Hückeswagen nur dann, wenn klare Sicht herrscht - dafür wird das Dach des Gebäudes geöffnet. Dann kann zum Beispiel bis zum Orionnebel geschaut werden.

Peter Kalbitz muss sich unter das große Teleskop ducken. Ausgefahren wird das in der Remscheider Außensternwarte in Hückeswagen nur dann, wenn klare Sicht herrscht - dafür wird das Dach des Gebäudes geöffnet. Dann kann zum Beispiel bis zum Orionnebel geschaut werden.

Foto: Hertgen

Einst sang Hubert Kah: "Ich seh den Sternenhimmel. . .". Das war 1982. Heute ist er ein verblasster Stern am Himmel der Neuen Deutschen Welle. Für andere hingegen ist der Sternenhimmel immer noch präsent und nah - zumindest, wenn sie durch ein starkes Fernrohr schauen. Wie Peter Kalbitz. Der 57-jährige Remscheider ist Vorstandsmitglied des Astronomischen Vereins Remscheid und kommt etwa drei- bis fünfmal im Jahr zur RAST, der Remscheider Außensternwarte in Hückeswagen.

Sein Physiklehrer ist es "schuld", dass der Informatiker ein Faible für Sterne, Gasnebel und Planeten hat. 1979 hatte Dr. Hans Schäfer im Unterricht die Astronomie behandelt; er war gleichzeitig der Gründer und Leiter der Remscheider Sternwarte. Kalbitz war derart fasziniert von den unendlichen Welten des Weltraums, "dass ich dabei hängengeblieben bin". Als 21-Jähriger trat er dem Verein bei.

In der Regel wird das All von der Sternwarte im Bismarckturm am Remscheider Stadtpark aus im Rahmen von Veranstaltungen beobachtet. In der Nacht zum 28. September etwa schauten sich die Mitglieder die totale Mondfinsternis an. "Die konnte man sehr gut sehen", schwärmt Kalbitz. Am 1. November, gegen 5 Uhr, sahen sie eine Planetenkonstellation, die es so nur sehr selten gibt: Jupiter, Venus und Mars standen dicht hintereinander. Kurz vor dem Sonnenaufgang schob sich auch noch Merkur in diese Reihe.

Doch mitunter weichen die Mitglieder auch zur RAST in Hückeswagen aus. Wo sie ist, wollen sie nicht verraten, da sie ohnehin nur vom Verein genutzt wird. "Der Grund, warum wir aufs Land gezogen sind, ist die Lichtverschmutzung in Städten und Ballungsgebieten", sagt Kalbitz. Dort sei der Himmel durch künstliche Beleuchtung so stark aufgehellt, dass schwach leuchtende Himmelsobjekte wie Gasnebel und Galaxien darin förmlich untergehen und nur schwer erkennbar sind. Deshalb schaut der 57-Jährige, der mehrere Teleskope besitzt, auch selten von zu Hause ins All. "Das ist draußen auf dem Lande deutlich besser." An der RAST, wo weit und breit keine Straßenlaterne zu entdecken und die weitab vom urbanen Leben ist, ist die Milchstraße mühelos erkennbar.

1984 hatte sich der Astronomische Verein auf die Suche nach einem Standort im Oberbergischen gemacht und zunächst ein Objekt in Radevormwald entdeckt; doch das zerschlug sich. 1993 wurden die Remscheider schließlich in Hückeswagen fündig, zwei Jahre später wurde die Außensternwarte in Betrieb genommen. Der Orkan "Kyrill" zerstörte im Januar 2007 die ursprüngliche Kuppel, so dass die RAST zu einer Hütte mit einem Rolldach, das für Beobachtungen geöffnet werden kann, umgebaut wurde.

Mit dem dort installierten Spiegelteleskop, dem Hypergraph (s. Kasten), sind faszinierende Ansichten des Weltalls auszumachen. Die Phasen der Venus etwa, wenn sie von der Sonne angestrahlt werden, sind ein Fest für die Augen des Astronomen. Die Bänder des Jupiter sind zu sehen. Ebenso der riesige Wirbelsturm auf dem Planeten, der sich als ein großer roter Fleck präsentiert und in den die Erde zweimal hineinpassen würde. Auch der Mars ist gut zu beobachten, obwohl er sehr weit entfernt vom Blauen Planeten liegt.

Was ist eigentlich das Faszinierende an der Sternenforschung? "Wir sehen in die Tiefen des Weltalls", erläutert Kalbitz. "Wenn wir das Strahlen der Sterne erblicken, sehen wir gleichzeitig in die Vergangenheit." Denn deren Licht sei bereits Millionen von Jahre unterwegs, wenn es auf das menschliche Auge treffe. "Wenn wir durch das Teleskop schauen, sehen wir also das, was vielleicht vor 100 Millionen Jahren passiert ist", macht der Remscheider deutlich. "Das ist ein Stück unserer Schöpfung."

Nicht zuletzt deshalb hat es der Hobby-Astronom auch nicht mit der Astrologie. "Das ist eine sehr veraltete Sichtweise", meint er mit Blick auf Horoskope. "Ich kann nicht erkennen, wie Sternbilder den Menschen beeinflussen sollen." Da schaut sich Peter Kalbitz doch lieber den Nebel des Orion an. Das ist schließlich etwas Handfestes - er ist ja "nur" 1350 Lichtjahre entfernt.

(RP)
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