Wolfgang Neuhaus (dlrg) "Wache ist unser größter Kostenfaktor"

Hückeswagen · Bei der DLRG-Ortsgruppe liegt finanziell einiges im Argen. Vorsitzender Wolfgang Neuhaus wünscht sich im Interview mit unserer Redaktion vor allem eines: "Eine verlässliche Planung seitens des Kreises, der Stadt und des Wupperverbands."

 Die Wachstation der DLRG an der Zornigen Ameise: Von dort aus beobachten die Lebensretter an warmen und heißen Tagen die Badegäste und starten mit dem Boot zu Kontroll- und Rettungsfahrten. Die Unterhaltung ist jedoch teuer.

Die Wachstation der DLRG an der Zornigen Ameise: Von dort aus beobachten die Lebensretter an warmen und heißen Tagen die Badegäste und starten mit dem Boot zu Kontroll- und Rettungsfahrten. Die Unterhaltung ist jedoch teuer.

Foto: heka

Herr Neuhaus, wo hakt es, finanziell betrachtet, bei der DLRG gerade am meisten?

Neuhaus Wir haben einen Haushalt, den wir so gut wie möglich versuchen abzuarbeiten. Der größte Posten ist der "Einsatz Wache", also der laufende Betrieb der Wachstation an der Bever. Da hakt es am meisten. An Geschäftsführungsgebühren wiederum haben wir pro Jahr ein paar hundert Euro, da lässt sich am wenigsten sparen. Die Wache ist unser größter Kostenfaktor.

Von welcher Summe zum Betreiben der Wache sprechen wir?

Neuhaus Zum Betreiben einer Wache braucht man zwischen 15.000 und 20.000 Euro pro Jahr. Da sind auch gewisse Rücklagen mit einkalkuliert, Renovierungen, Erhaltungsaufwendungen, Betriebskosten - alles außer Personalkosten, denn wir arbeiten ja ehrenamtlich. Wir müssen uns den Betrag für den laufenden Haushalt immer neu erarbeiten, das ist schon eine kräftezehrende Aufgabe.

Was kann die DLRG selbst machen? Und was macht sie?

Neuhaus Wir sind beim Altstadtfest präsent. In diesem Jahr waren es sogar zwei Stände, weil wir den Bierstand am Schlossplatz wegen unserer klammen finanziellen Situation zugesprochen bekommen haben. Dann natürlich das Sommerfest mit einem schönen Samstag und einem verregneten Sonntag in diesem Jahr. Das Drachenbootrennen ist beim Publikum sehr beliebt, und wir können über das Catering Einnahmen generieren. Anfang des Jahres war das Langstreckenrennen. Bei allen Aktivitäten, die hier stattfinden, versuchen wir, mit dabei zu sein.

Was gibt es für Zuschüsse auf Landes-, Kreis- und Gemeindeebene?

Neuhaus Natürlich sehe ich den angespannten Haushalt der öffentlichen Hand. Es gibt gewisse Zuschüsse, zum Beispiel die Dotationen vom Land. Die kommen bei allen an, die Wasserrettungseinheiten für den Katastrophenschutz stellen, und sind somit zweckgebunden. Das sind pro Jahr etwa 500 Euro. Es gibt auch vom Kreis einen Zuschuss, der für jugendpflegerische Maßnahmen gedacht ist und sich auch bei etwa 500 Euro bewegt. Von der Stadt gibt es aus dem Haushalt rund 1500 Euro. Dabei wirbt die Stadt ja mit der Bever als Erholungsgebiet, sie ist auch für die Abwehr von Gefahren für die Gemeinde zuständig - etwa durch die Bever, wobei ich die eher als Herausforderung betrachten würde. Ich liege schon seit Jahrzehnten jedem Bürgermeister in den Ohren, dass wir mehr Geld brauchen, um für den Schutz an der Bever sorgen zu können. Das ist aber insgesamt nur in der Größenordnung von etwa zehn Prozent unseres Haushalts, damit lässt sich nicht viel ausrichten.

Woher kommt denn der Rest?

Neuhaus Der größte Bezuschusser ist der Bezirk. Von den rund sechs Euro, die er von jedem Mitglied bekommt, führt er das Gros vorwiegend an die Ortsgruppen ab, die eine Wache betreiben. Wir bekommen mit rund 2500 Euro sogar mehr Geld vom Bezirk zurück, als wir einzahlen. Durch diesen Zuschuss und andere Zuwendungen haben wir 4000 Euro für die Woche zur Verfügung. Dazu kommt unser eigenes Beitragsaufkommen von rund 6000 Euro bei etwa 300 Mitgliedern, wovon wiederum auch andere Aufgaben zu finanzieren sind.

Würden mehr Mitglieder helfen?

Neuhaus Natürlich! Wir haben ein internes Programm "Mitglieder werben Mitglieder", das speziell in Hückeswagen läuft. Dann haben wir auch bei den Sommerfesten ein paar neue Mitglieder gewinnen können, auch einige recht prominente. Es gibt einige Mitglieder, bei denen man nicht vermuten würde, dass sie in der DLRG sind, wie der scheidende Landrat Hagen Jobi. Aber es könnten natürlich mehr sein.

Wann ist der Punkt erreicht, an dem Sie sagen: So kann die DLRG in Hückeswagen ihren Aufgaben nicht mehr gerecht werden?

Neuhaus Diesen Punkt diskutieren wir laufend sowohl im geschäftsführenden Vorstand als auch im Vorstand. Es wird daher auch wieder eine außerordentliche Jahreshauptversammlung im November geben. Wir haben in diesem Jahr einen Bettelbrief geschrieben und auch eine Menge Spenden bekommen, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Dadurch hat der Haushalt eine Entlastung erfahren. Ich wünsche mir in erster Linie eine verlässliche Planung seitens des Kreises, der Stadt und des Wupperverbands, um nur drei Beteiligte zu nennen. Dann könnten wir vernünftig arbeiten.

Am Samstag erhält die DLRG-Ortsgruppe als zehnter Preisträger den Liberalen Bürgerpreis. Welche Bedeutung hat der für Sie?

Neuhaus Ich freue mich darüber. Das Wichtigste ist, dass die DLRG wahrgenommen wird. Der Preis darf aber nicht dazu führen, dass unsere Arbeit jetzt gelobt, dann aber für uns nichts mehr getan wird.

Das Preisgeld von 250 Euro hilft Ihnen bei Ihren finanziellen Problemen kaum weiter, oder?

Neuhaus Ich sehe den Liberalen Bürgerpreis in erster Linie als eine Anerkennung. Das Preisgeld ist angesichts unserer Defizite ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wir freuen uns auch über Tröpfchen.

WOLFGANG WEITZDÖRFER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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