Hückeswagen Warum Schwimmen lernen so wichtig ist

Hückeswagen · Kindern macht das Schwimmen nicht nur Spaß, es dient auch ihrer Sicherheit. Die IG Frühschwimmer unterstützt Kurse für Kinder aus sozial schwachen Familien. Bereits mehr als 200 Kinder lernten auf diesem Weg das Schwimmen.

 Unter der Anleitung von Annalena Schmitz (l.) machten jetzt Kinder im Bürgerbad ihre erste Schwimmzüge. Damit das Schwimmenlernen nicht von finanziellen Gründen abhängt, bieten die Frühschwimmer gesponserte Kurse an.

Unter der Anleitung von Annalena Schmitz (l.) machten jetzt Kinder im Bürgerbad ihre erste Schwimmzüge. Damit das Schwimmenlernen nicht von finanziellen Gründen abhängt, bieten die Frühschwimmer gesponserte Kurse an.

Foto: Hertgen

19 Menschen starben bundesweit allein am vergangenen Wochenende bei Badeunfällen. Um solchen vorzubeugen, sollten Kinder frühzeitig schwimmen lernen, rät nicht nur die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). "Vier bis fünf Jahre ist vom Koordinationsvermögen her das beste Alter dafür", sagt Tanja Bauer von der Bürgerbad-Geschäftsleitung.

Im Bad übernehmen häufig Sportstudenten die Kursleitung, die über eine sportwissenschaftliche und pädagogische Ausbildung verfügen. Sportpädagogin Annalena Schmitz hat ihr Studium beendet und leitet nun in den Ferien den Intensiv-Schwimmkursus. Innerhalb von zwei Wochen lernen die Kinder die Grundbewegungen im Wasser.

Bei Mia sieht das schon während der fünften Stunde viel versprechend aus. Ohne Angst springt die Fünfjährige vom Block ins tiefe Wasser und macht die ersten Schwimmzüge bis zu ihrer Schwimmlehrerin. "Wasser ist ihr Element", sagen die Großeltern, die ihre Enkelin täglich zum Kursus begleiten. In Vorbereitung auf die Schule soll Mia in den Ferien das Schwimmen lernen. Henning schafft ebenfalls die ersten Züge ganz ohne Schwimmhilfe. "Am liebsten springe ich aber", verrät der Sechsjährige. Annalena Schmitz geht systematisch, aber auch kindgerecht vor. "Erst haben wir uns viel um die Beine gekümmert, jetzt folgen die Arme", sagt die 28-Jährige.

Tanja Bauer kennt die Unsicherheit von Kindern, die nicht schwimmen können. Viele würden nach einem Sprung ins Wasser sofort untergehen oder in eine Art Schockstarre verfallen. Sie bekommen Angst, wenn der Kopf unter Wasser gerät, können sich im Wasser nicht allein wieder aufrichten oder versteifen sich. Daher kommt es immer wieder vor, dass Kinder sogar in kleineren Gartenteichen ertrinken.

Sitzt jedoch erst einmal die Schwimmtechnik, benötigen die Schwimmanfänger nur noch Übung und Ausdauer. "Wenn die Kinder im Urlaub viel im Wasser spielen, haben sie nachher meistens schon eine viel bessere Kondition", versichert Tanja Bauer.

Doch je älter die Kinder werden, desto größer wird die Hemmung, einen Anfänger-Kursus zu besuchen. "Viele schämen sich", weiß Tanja Bauer aus ihrer Erfahrung als Lehrerin an einer weiterführenden Schule, an der sie auch Schwimmunterricht erteilt. "Unter den Schülern aus drei Sechserklassen gibt es derzeit 18 Nichtschimmer", sagt sie. Laut einer DLRG-Umfrage aus dem Jahr 2010 können 45 Prozent der Viertklässler in Deutschland nicht sicher schwimmen, knapp ein Viertel hat nicht einmal das Seepferdchen-Schwimmabzeichen.

Damit das Schwimmenlernen nicht von finanziellen Gründen abhängt, bieten die Frühschwimmer eine gesponserte, stille Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen im offenen Ganztag (OGS). Finanziert werden Schwimmkurse von Sponsoren. Eine Spende von 150 Euro deckt so die Kosten für den Schwimmlehrer und den Kursus für zehn Kinder. Die jungen Teilnehmer, die von den Erziehern der Einrichtungen ausgewählt werden, zahlen nur einen Euro Eintritt.

"Das Angebot richtet sich an alle Kinder, die sonst nicht den Weg ins Bad finden würden", sagt Thomas Cosler, Vorsitzender der Frühschwimmer. In den vergangenen 24 Monaten haben dadurch 207 Kinder das Schwimmen gelernt. "207 Kinder, die nun sicher in Badeseen schwimmen können und die sonst Nichtschwimmer geblieben wären", fügt Cosler hinzu.

Die Genossenschaft für Bau- und Siedlungswesen (GBS) zählt zu den ersten Sponsoren für die neuen Kurse nach den Sommerferien. Die Frühschwimmer suchen nun noch weitere Sponsoren für dieses Projekt. Unterstützung erhalten sozial schwache Familien darüber hinaus bei der Stadt in Form von Bildungsgutscheinen.

(heka)
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