Hückeswagen Waschechte Büttenrede in der Waschbütt

Hückeswagen · Die Büttenrede von Beate Knecht, die standes-gemäß im Waschzuber stehend vorgetragen wird, ist nur ein Programmpunkt der kfd-Frauen-sitzung am Sonntag im Kolpinghaus.

 Wenn Beate Knecht dem Pfarrer und anderen Hückeswagener Institutionen die Leviten liest, steht sie in einer Waschbütt auf der Bühne.

Wenn Beate Knecht dem Pfarrer und anderen Hückeswagener Institutionen die Leviten liest, steht sie in einer Waschbütt auf der Bühne.

Foto: Beate Hoffmann

Für ihre Reimkunst ist Beate Knecht, Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd), bekannt. Jedes Jahr zu Karneval steigt die Hückeswagenerin in die Bütt und berichtet in Reimform vom Leben in der Gemeinde und der Schloss-Stadt - immer angelehnt an wahre Begebenheiten, gespickt mit viel Wortwitz und natürlich humoristisch überspitzt. Dabei werden Themen wie die Dauerbaustelle am Etapler Platz ebenso wenig ausgespart, wie die Blinddarm-Operation des Pastors im afrikanischen "Buschkrankenhaus". Besonders die örtliche Geistlichkeit - neben Techniker und Musiker die einzigen Männer, die der Sitzung beiwohnen dürfen - bekommt dabei "eins auf die Mütze". "Bei manchen Themen schreibe ich mich richtig in Rage", erzählt Beate Knecht. Dennoch achtet sie darauf, dass weder die Reden, noch die restlichen Vorträge unter die Gürtellinie gehen. Ihre Büttenrede ist immer einer der Höhepunkte der mehrstündigen kfd-Frauensitzung im Kolpinghaus, die am Sonntag zum 45. Mal wortwörtlich über die Bühne gehen wird. Alle 150 Karten sind bereits verkauft.

Bestritten wird das Programm von einem festen Stamm aus etwa 20 organisierten Frauen. Sie kümmern sich um Kostüme, Bühnenbild, die selbst gebastelten Orden, Sketche, Reden und Tänze. Mittlerweile sind auch schon die Kinder und Enkel der kfd-Damen auf der Bühne im Einsatz, so wie Beate Knechts ältesten Töchter Patricia (24) und Rebecca (22). Von Vorbereitungsstress ist im Hause Knecht dennoch nichts zu spüren. "Jetzt, wo die Rede fast steht, kann ich mich so langsam auf Karneval freuen", sagt die Hausfrau und gelernte Verwaltungsfachangestellte. Manchmal ruhen die Gedanken aber auch in der Nacht nicht. "Drei Wochen vorher fange ich an, in Reimen zu träumen", verrät die 52-Jährige lachend.

Ihr Vater ist der Erste, der die Rede wenige Tage vor der Frauensitzung zu hören bekommt. "Ob das was gibt? Papa hat gar nicht so laut gelacht", merkte ihre Mutter einmal zweifelnd an. Unbegründet, wie die vielen Lacher dann bei der Sitzung zeigten.

Seit 1992 ist Beate Knecht Mitglied der kfd. "Früher war man nach der Hochzeit oder spätestens nach dem ersten Kind dabei. So war es auch bei mir", erinnert sich die Hückeswagenerin. Gegründet wurde damals der "Kreis junger Frauen". "Wir heißen immer noch so - solange es keine Jüngeren gibt", merkt die 52-Jährige lachend an.

Der Einsatz bei der kfd ist ehrenamtlich - angefangen von der Planung gemeinsamer Ausflüge über die Karnevalsaktivitäten bis zum Adventsbasar. "Manchmal knubbelt es sich ganz schön. Aber wir kreisen dabei nicht nur um uns", versichert Knecht. Rund 5000 Euro spendet die Ortsgruppe jedes Jahr für soziale Projekte am Ort sowie in Litauen, Ghana und Namibia. Als engagierte Christen gehört der Glaube in der Familie zum Leben dazu. "Er ist ein fester Anker", sagt Beate Knecht.

Neue Ideen für ihr Bühnenprogramm holten sich die "jecken Wiever" im November erstmals bei der kfd-Karnevalsbörse in Köln. Das Programm der Sitzung ist strikt geheim. Geprobt wird seit dem Spätsommer ausschließlich hinter verschlossenen Türen. Nur das aktuelle Motto wird verraten: "Ob Alaaf oder Helau, wir feiern hier mit jeder Frau."

Die Töchter proben ihre Beiträge zwischen den Zimmertüren, Beate Knecht hat zur Einstimmung die Fenster des Hauses mit Clownsköpfen geschmückt, und Vater Thomas Knecht hält während der "heiße Phase" die Stellung im Haushalt. Während die Frauen auf der Bühne und im Saal ihren Spaß haben, sitzen Vater, Ehemann und Tochter Pauline im Café. "Das hat schon Tradition", sagt Beate Knecht.

Spaß haben die kfd-Frauen in jedem Fall - und das nicht nur, wenn beim Sketch der Liegestuhl zusammenbricht, wie vor zwei Jahren geschehen. . .

(RP)
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