Hückeswagen/Oberberg Wildschweine werden zur Plage

Hückeswagen/Oberberg · Die Wildschwein-Population nimmt seit Jahren immens zu. Entsprechend hoch sind die Schäden in der Landwirtschaft. Nun warten die Jäger auf richtigen Winter, denn im Schnee können sie die Spuren der Wildschweine besser erkennen.

 Sie finden das ganze Jahr über viel Nahrung, weshalb sie sich stark vermehren. Zurzeit durchwühlen Wildschweinrotten auch in Hückeswagen Wiesen auf der Suche nach tierischem Eiweiß (Engerlinge).

Sie finden das ganze Jahr über viel Nahrung, weshalb sie sich stark vermehren. Zurzeit durchwühlen Wildschweinrotten auch in Hückeswagen Wiesen auf der Suche nach tierischem Eiweiß (Engerlinge).

Foto: Möllney

Vor allem die heimischen Landwirte sprechen inzwischen von einer Wildschwein-Plage. Immer wieder graben ganze Schweine-Rotten, also die Muttertiere mit ihrem Nachwuchs, Grünland-Flächen um. Auch die Keiler zieht's auf Wiesen und Felder, sie sind jedoch alleine unterwegs. Die Wühlschäden auf dem Weideland sind beträchtlich, ihre Beseitigung kostet viel Arbeit und auch viel Geld. "Wir haben momentan enorm viele Wiesenschäden", bestätigt Christoph Messink, stellvertretender Vorsitzender des hiesigen Hegerings und Pächter eines Reviers bei Holte.

Dort und im benachbarten Revier Lamsfuß (Wipperfürth) wurden Anfang Dezember bei einer Gemeinschaftsjagd 16 Wildschweine erlegt. Kreisjagdberater Baldur Neubauer will das Wort "Plage" dennoch so generell nicht gelten lassen: "Die Situation ist regional und auch saisonal sehr unterschiedlich", sagt er. Tatsächlich zeichne sich ab, dass im laufenden Jagdjahr - 1. April bis 31. März des Folgejahres - die Wildschweine vor allem im oberbergischen Norden stark vertreten sind und entsprechende Schäden verursachen. "Wir hören das verstärkt aus Hückeswagen, aber auch aus Radevormwald und aus Teilen Wipperfürths", bestätigt Neubauer.

In anderen Bereichen des Oberbergischen Kreises, die in früheren Jahren stärker betroffen waren, gehe es aktuell ruhiger zu. "Es ist keine Gesetzmäßigkeit erkennbar, nach der das Schwarzwild wann wo verstärkt auftritt", sagt der Kreisjagdberater. Das grundlegende Problem ist in allen Teilregionen Oberbergs und des gesamten Bergischen Landes gleich: Das Nahrungsangebot ist das ganze Jahr über groß für das Schwarzwild, und richtig harte Winter mit dementsprechend erschwerten Überlebensbedingungen hat es seit längerem nicht mehr gegeben. Das sind beste Voraussetzungen für die Wildschweine und ihre rasante Vermehrung. Gute Mastjahre, so wie aktuell, mit vielen Eicheln und Bucheckern im Wald bilden eine solide Nahrungsgrundlage. Im Sommer und Frühherbst kommen die Früchte aus den großen Maisanbauflächen in der Region hinzu. Messink: "Je mehr Futter vorhanden ist, desto größer ist die Vermehrungsrate."

Doch das pflanzliche Eiweiß reicht den Schweinen nicht: Je mehr sie davon aufnehmen, desto mehr wächst der Hunger auf tierisches Eiweiß. Das finden die Tiere im Boden unter dem Grünland. "Zurzeit suchen sie nach Engerlingen, also Larven", sagt Messink. Dabei wühlen sie auf großen Flächen die Weiden auf und hinterlassen ein Bild der Zerstörung. Niemand kann die Wildschweine im Oberbergischen zählen.

Indiz für ihre rasante Vermehrung sind die jährlichen Streckenmeldungen aus den Revieren. Darin listen die Jäger auch auf, wie viele Wildschweine sie im Jagdjahr zur Strecke gebracht haben. Neubauer: "Anhand dieser Streckenmeldungen können wir feststellen, dass die Wildschwein-Population seit 1980 massiv zugenommen hat. Im vorigen Jagdjahr sind in Oberberg gut 1700 Sauen geschossen worden, für das noch laufende Jahr rechnen wir mit ähnlichen Zahlen."

Natürliche Feinde hat das Schwarzwild in der heimischen Kulturlandschaft nicht. Nur durch die Jagd kann eine weitere Explosion der Bestände verhindert werden. Revierübergreifende Drückjagden sind eine Methode, denn Wildschweine sind Wandertiere und halten sich nicht an Reviergrenzen. Fachleute wie Neubauer empfehlen den Jägern außerdem, verstärkt Jagd auf Frischlinge zu machen, denn die Jungtiere sorgen für die kräftige Vermehrung.

Die Bejagung des Schwarzwilds ist für die Jäger nicht einfacher geworden. Aktuell warten sie auf mehr Schnee, in dem die Spuren durchziehender Rotten besser erkennbar werden. Ende März, wenn die Streckenmeldungen aus allen oberbergischen Revieren vorliegen, wird sich zeigen, ob die Jagd erfolgreich war. Vor allem die Landwirte hoffen es, sind sie doch die Leidtragenden.

(bn)
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