Hückeswagen "Wir machen auf Unrecht aufmerksam"

Hückeswagen · Im Solinger Museum Plagiarius sind Original und Fälschung von 400 Produkten zu sehen. Fälscher sind immer dreister.

Das Solinger Museum Plagiarius ist um weitere Exponate gewachsen: Die auf der Frankfurter Messe Ambiente mit dem Negativpreis Plagiarius "ausgezeichneten" Produkte - drei Hauptpreise, sieben gleichrangige Auszeichnungen - schmücken nun die Vitrinen. Original und Fälschung von rund 400 Produkten sind in dem Museum zu sehen. "Die Dreistigkeit nimmt zu. Nachgeahmt wird alles, was erfolgreich ist", sagte Christine Lacroix vom Verein Museum Plagiarius bei der Vorstellung der Neuaufnahmen.

Auch die Solinger Firma Triangle ist Opfer von Fälschern geworden. Ihr Endlos-Julienneschneider (Sparschäler) wurde von einem tschechischen Unternehmen abgekupfert. Auf den ersten Blick unterscheiden sich Original und Fälschung kaum, beim genaueren Hinsehen sind die Unterschiede aber mehr als deutlich. Auch beim Preis: Kostet das Original rund 18 Euro, so ist die Fälschung für lediglich drei Euro zu bekommen. "Ein Kunde aus Süddeutschland hat die Fälschung auf einem Wochenmarkt entdeckt und uns informiert", sagte Firmenchefin Christine Kelch.

Aber auch in Indien und Neuseeland sind Plagiate von Triangle aufgetaucht. Da die Schutzrechte für den Julienneschneider lediglich für Europa beantragt worden waren, konnte nur gegen das tschechische Unternehmen vorgegangen werden. "Neben dem Original-Hersteller ist auch der Verbraucher Opfer von Fälschern", betonte Christine Lacroix. Von daher sollte man beim Kauf sehr aufmerksam sein. Andererseits könne der Verbraucher aber auch Täter sein - "wenn er weiß, dass er eine Fälschung für wenig Geld kauft. Und das macht den Erfolg des Fälschers erst möglich", stellte Lacroix klar.

Nahezu in jeder Branche sind die Produktfälscher unterwegs. Unter den jüngsten Preisträgern sind Hundeleinen, Bürostühle, Druckmessgeräte, Waschtischmischer, Isolierkannen, Pilotjacken, Taschen, Transporthilfen oder Nussknacker - die Bandbreite ist riesig. "Wir machen auf Unrecht aufmerksam", sagte Lacroix mit Blick auf den Plagiarius-Wettbewerb, der einmal im Jahr stattfindet. Zum Auftakt der Konsumgütermesse Ambiente bekommen die Fälscher den Zwerg mit der goldenen Nase überreicht - als Symbol für die hohen Gewinne, die Nachahmer auf Kosten kreativer Designer und innovativer Hersteller erwirtschaften. Lacroix: "Wir schreiben die Plagiatoren an und geben ihnen die Möglichkeit zur Stellungnahme. Manche antworten überhaupt nicht, andere geben klein bei, wieder andere verweisen auf fehlende gewerbliche Schutzrechte." Die Fälscher sitzen dabei nicht nur in Asien. "Das ist ein globales Problem", sagte die zweite Vorsitzende des Vereins Museum Plagiarius, denn auch in Europa (und auch in Deutschland) gebe es Unternehmen, die kreative Ideen anderer abgreifen und damit Geld verdienen. Selbst etablierte Firmen seien darunter.

Für die Firmenchefin Christine Kelch von Triangle ist es ohnehin nicht das erste Mal, dass Produkte ihres Unternehmen abgekupfert wurden. "Bereits zweimal sind wir mit einstweiligen Verfügungen gegen Fälscher vorgegangen", sagte sie beim Rundgang durchs Museum Plagiarius. Eine Fischgrätenpinzette und einmal mehr einen Julienneschneider des Solinger Unternehmens hatten sich die Nachahmer vorgenommen.

(RP)
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