Hückeswagen "Zukunft des Sports liegt in der Kooperation"

Hückeswagen · Wie sieht die Hückeswagener Sportlandschaft in einigen Jahren aus? Jürgen Löwy, Vorsitzender des Stadtsportverbands (SSV), glaubt, dass viele Vereine kooperieren, wenn nicht sogar fusionieren werden.

Die Zeiten haben sich gewandelt. Nach der Krise des Stadtsportverbands im Jahr 2000, als der damalige Vorstand um den Vorsitzenden Wolfgang Schuldner wegen der Schulden von etwa 51 000 Mark massiv in die Kritik geraten war, und der Neuwahl des Vorstands mit Gernot Göhlich an der Spitze im Januar 2001, ist der SSV längst wieder in ruhigem Fahrwasser angekommen. Und noch etwas Wesentliches hat sich laut Jürgen Löwy geändert: "Die Vereine verhalten sich solidarisch." Sie arbeiteten heute nicht mehr gegeneinander, wie das noch vor etwa 20 Jahren der Fall gewesen sei.

Diese Solidarität äußerte sich beispielsweise 2009, als der Stadtsportverband zusammen mit den Frühschwimmern und der Stadt die Bürgerbad gGmbH gründete und so den Fortbestand des Hückeswagener Hallenbads sicherte. "Es war sehr wichtig, dass wir einen Konsens gefunden haben", sagt der SSV-Chef. Auf der außerordentlichen Versammlung, auf der die Teilnahme an der gemeinnützigen GmbH beschlossen wurde, hätten sich auch Vereine dazu bereiterklärt, die mit dem Bad nichts am Hut hätten.

Solidarität wird womöglich auch in Zukunft gefragt sein. Denn angesichts einer rückläufigen Einwohnerzahl und vor allem immer weniger Geburten, könnte es in ein paar Jahren schwer werden, noch ausreichend Nachwuchs für den einzelnen Verein zu finden. So glaubt Löwy: "Zwei Fußballvereine in Hückeswagen sind zu viel." Vor zehn Jahren, als sich der FC 04 gegründet hatte, hätte sich der damalige zweite Vorsitzende des SSV eine andere Reaktion gewünscht. Heute geht Löwy davon aus, dass die beiden Klubs in ein paar Jahren nicht mehr an einer Fusion vorbeikommen werden: "Wenn nur noch maximal 100 Kinder im Jahr geboren werden, nicht jedes in einen Sportverein geht und dann auch nicht unbedingt Fußball spielt, werden nicht genügend für beide Vereine übrigbleiben", prognostiziert der SSV-Vorsitzende.

Sicher ist er sich zudem, dass in zehn Jahren die Tennisvereine Blau-Rot und HTC 73 fusioniert haben werden, die bereits jetzt kooperieren. "Kleinere Vereine werden sich eventuell größeren angeschlossen haben", blickt Löwy nach vorne. Das alles ist den Umständen geschuldet, dass es immer weniger Spieler, Jugendliche, aber auch Ehrenamtliche geben dürfte.

Und die großen Traditionsvereine ATV (gegründet 1850), TBH (1878) und TVW (1928)? Auch hier werde sich in naher Zukunft etwas tun, ist sich der SSV-Chef sicher. Denn beim ATV und TV Winterhagen stehen Wechsel an der Vereinsspitze an, da Patricia Jantke und Heike Mühlinghaus ihren Rückzug vom Posten der Vorsitzenden angekündigt haben. Eine Fusion zu einem großen Hückeswagener Sportverein, wie er sie vor drei Jahren in den Raum geworfen hatte, sieht Löwy jedoch nicht unbedingt.

Dafür schwebt ihm etwas anderes vor: eine Mitglieder-Verwaltung über den SSV. Der könnte die Abrechnungen und Kassen der einzelnen Vereine für diese übernehmen. "Auch könnte man einen Übungsleiter-Pool aufbauen", sagt er. Allerdings weiß er, dass es dann gelten wird, einige Vorbehalte bei den Vereinen auszuräumen.

Ob eine solche übergeordnete Verwaltung noch unter seiner Regie eingerichtet wird, ist nicht sicher. Denn Jürgen Löwy selbst hat bei der Jahreshauptversammlung 2013 angekündigt, nach Ablauf seiner Wahlzeit im nächsten Jahr nicht mehr kandidieren zu wollen. "Ich hoffe, dass sich jemand finden wird, der bereit ist, den Posten zu übernehmen", sagt er. Wenn nicht, könnte er noch einmal zwei Jahre dranhängen. Aber nach rund 40 Jahren in verschiedenen Vorstandsfunktionen im ATV, HTC und SSV würde er gerne in den "sportpolitischen Ruhestand" gehen. In den "richtigen" geht der ehemalige stellvertretende Rektor der Radevormwalder Hauptschule in drei Tagen.

(RP)
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