Hünxe Biogasanlage: Green Bio Power klärt auf

Hünxe · Die niederländische Firma lädt Bürger aus Drevenack, Hünxe und Bruckhausen zu Infoveranstaltungen ein.

Nach der Sommerpause soll im Hünxer Rat über die geplante Biogasanlage entschieden werden, die die Firma Green Bio Power in Bucholtwelmen errichten will. In der kommenden Woche veranstaltet das holländische Unternehmen gemeinsam mit der Grundstück Hünxe GmbH, die das Gelände auf dem ehemaligen BP-Gelände besitzt, drei Informationsveranstaltungen für die Bürger in Bruckhausen, Drevenack und Hünxe.

Die Investoren planen eine Anlage, in der Reststoffe aus der Lebensmittelherstellung und Gülle aus der Landwirtschaft zu Biogas, Bioethanol und Düngerprodukten verarbeitet werden sollen. Das Investitionsvolumen liegt bei 60 Millionen Euro, Etwa 20 Arbeitsplätze (Betriebsleiter, Laboranten, Maschinenschlosser und weitere Facharbeiter) werden für den Betrieb der Anlage neu geschaffen. Die aktuellen Planungen beziehen sich auf eine sechs Hektar große Fläche, es verbleibt eine Freifläche von weiteren zehn Hektar.

Nach Ansicht der Green Bio Power und der Grundstücksgesellschaft haben "eine Reihe von Missverständnissen und Unklarheiten zu einer verzerrten Darstellung des Vorhabens und zum Aufbau von Ängsten geführt". In den Informationsveranstaltungen soll umfassender über das Projekt informiert werden, außerdem erhalten die Bürger Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Die Grundstücksgesellschaft, die von Frank Oude Nijhuis vertreten wird, hat das Gelände in Hünxe im Jahre 2005 von der BP als Gelände zur industriellen Nutzung erworben. Seitdem wurden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten geprüft, daraus entstand das aktuelle Konzept. "Wir haben in der Vergangenheit erhebliche Mittel investiert, um eine Fülle von Gutachten zu Umwelt, Verkehr, Ökonomie zu erstellen sowie Bebauungspläne oder Anlagenkonzepte zu entwickeln. Wir hoffen, dass diese Aktivitäten letztendlich dazu führen, das Gelände wieder einer produktiven Nutzung zuzuführen", sagt Oude Nijhuis.

Geplant sei keine Biogasanlage im klassischen Stil, vielmehr sieht das Konzept zwei miteinander verknüpfte Anlagenteile vor, eine Bio-Ethanol-Produktion und eine Biogasanlage. "Die Ausführung als Industrieanlage erlaubt beziehungsweise erfordert auch die Einhaltung höherer Standards bezüglich Sicherheit und Umwelt als man dieses von Kleinanlagen kennt", sagt Kay Gebauer von Green Bio Power.

Das Konzept, eine Anlage zur Veredlung von Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft aus der Region zu errichten, ist aus den besonderen Rahmenbedingungen in Hünxe entstanden. Denn der Standort für die Anlage liegt eingerahmt durch das Tanklager Hünxe und verschiedene Recyclingbetriebe. Da lag eine industrielle Produktion im Recyclingbereich für Green Bio Power nahe. Interessant für den Investor: die gute Verkehrsanbindung über Wasser, Schiene, Fernstraßen, zudem die Transportleitungstrasse zum Ölhafen, Fernwärme und eine einspeisefähige Erdgasleitung in der Nähe. Die zu verwertenden Reststoffe sollen aus der Region kommen. "Mit Region ist zunächst ein Umkreis um die Anlage gemeint, der Nordrhein-Westfalen und Teile der Niederlande einschließt", verdeutlicht Gebauer. Gülle soll nur ein Drittel der zu verarbeitenden Rohstoffe ausmachen. Der überwiegende Teil sollen zucker- und stärkehaltige Produktionsrückstände sein.

Die Menschen befürchten, dass durch die geplante Anlage der Gülletourismus aus den Niederlanden zunimmt. Ein Argument, das Gebauer zu entkräften versucht. "Gülle darf in den Niederlanden nicht mehr unkontrolliert ausgebracht, sondern muss einer Verarbeitung unterzogen werden. Hier wird eine Forderung der EU an den Grundwasserschutz umgesetzt, die im Übrigen auch für Deutschland gilt. Insgesamt sind die Verarbeitungskapazitäten aber nicht ausreichend. Nur durch die Schaffung weiterer Verarbeitungsmöglichkeiten lassen sich unkontrollierte Gülletransporte mittelfristig eindämmen. Auch ist nicht anzunehmen, dass eine Ausbringung in Deutschland auf Dauer für den Niederländischen Unternehmer als Verwendungsnachweis akzeptiert wird. Hier besteht also Handlungsbedarf. Eine industrielle Verarbeitungsanlage muss eine lückenlose Dokumentation darstellen und unterliegt einer ganz anderen behördlichen Kontrolle, als es bei der derzeitigen Praxis der Fall ist."

(hsd)
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