Analyse Der Jugend eine direkte Stimme geben

Hünxe · RP-Serie Jung und neu im Rat: Jan Scholte-Reh, SPD Hünxe

 Genosse Jan Scholte-Reh vor dem Hünxer Rathaus. Dort tagt der Gemeinderat. Der 27-Jährige ist der jüngste Ratsvertreter.

Genosse Jan Scholte-Reh vor dem Hünxer Rathaus. Dort tagt der Gemeinderat. Der 27-Jährige ist der jüngste Ratsvertreter.

Foto: Martin Büttner

Für Politik hat er sich schon als 14-Jähriger interessiert. "Ziemlich links" war Jan Scholte-Reh damals, und recht streitfreudig. Mit seinem Lehrer an der Gesamtschule, Rolf Görlinger, hat er so manchen Disput ausgetragen. Auch darüber, dass man als junger Mensch etwas aktiv machen möchte, sich aber nicht unbedingt an eine Partei binden will. Görlinger, ein Sozialdemokrat, überzeugte den Schüler davon, dass Engagement in einer Partei spannend sein kann. 2008 trat Jan Scholte-Reh in die SPD ein. "Ich habe es bis heute nicht bereut", sagt er.

Bei der Kommunalwahl am 25. Mai ist er mit 27 Jahren als jüngstes Mitglied in den Hünxer Rat gewählt worden. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Soziales und demografische Entwicklung sowie ordentliches Mitglied im Ausschuss für Schule, Jugend, Kultur und Sport.

Der Vize-Chef der Hünxer SPD und zugleich der Jusos hat seinen Wahlkreis in Bruckhausen mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Darüber freut er sich. Denn nun gibt es auch für Jugendliche eine direkte Stimme im Rat.

Dass ihn die Menschen auf der Straße oder im Supermarkt ansprechen, daran muss sich Jan Scholte-Reh noch gewöhnen. Aber im Grunde ist es genau das, wofür der Student der Politikwissenschaften während des Wahlkampfs bei seinen Haustürgesprächen geworben hat. "Die direkte Kontakt zwischen Bürgern und Politikern ist wichtig." Dieser Austausch muss sein. Ebenso muss man auf bürgerschaftliches Engagement setzen, wenn man Probleme beseitigen will. Ganz gleich, ob es um fehlende Geräte auf einem Kinderspielplatz geht oder wucherndes Unkraut auf dem Danziger Platz in Bruckhausen.

Jan Scholte-Reh ist gebürtiger Dinslakener. Gleich nach der Wende zog die Familie - der Vater war in der Landwirtschaft tätig - nach Ostdeutschland. 1997 ging der Zehnjährige mit der Mutter, einer gebürtigen Hünxerin, zurück in die alte Heimat. "Ich gehöre zum ersten Jahrgang der Gesamtschule", sagt der Jungpolitiker, der demnächst mit der Abschlussarbeit für sein Studium beginnen will.

Er behauptet von sich, kein großer Redner zu sein, aber gut zuhören zu können. Organisieren ist ganz sein Ding und - Wahlkampf. "Das macht mir richtig Spaß." Hans-Ulrich Krüger hat er im vergangenen Jahr im Bundestagswahlkampf unterstützt. Außerdem arbeitet er seit drei Jahren für verschiedene Landtagsabgeordnete, unter anderem für den Weseler Norbert Meesters. "Öffentlichkeitsarbeit, Terminkoordination, Reden schreiben - solche Dinge eben", sagt Scholte-Reh.

Nach seinen Vorbildern befragt, gibt sich der junge Genosse zurückhaltend. Selbstverständlich fallen die Namen Brandt und Schmidt, "große Sozialdemokraten, von denen "man etwas lernen kann". Der nächste Name ist Peer Steinbrück. Den hätte Scholte-Reh gern als Kanzler gesehen. Im gleichen Atemzug sagt er fast beiläufig, dass er nie Schröder-Fan war und aus Überzeugung gegen die Große Koalition gestimmt hat. Und dann ist er wieder in Hünxe, bei der Kommunalpolitik, die für ihn "die ehrlichste Politik ist, die es gibt. Man kennt sich." Und er schwenkt nach Bruckhausen, benennt als dringliche Aufgaben, die Wohnbebauung am Heinrich-Heine-Weg voranzutreiben, den Sportplatz zu sanieren, die Spielplätze besser auszustatten.

Was will er für die Jugend tun? Scholte-Reh will sich für bessere Busverbindungen am Abend und an Wochenenden einsetzen und das Kulturangebot für Jugendliche erweitern. Spekulationen, dass er 2015 als SPD-Bürgermeisterkandidat seinen Hut in den Ring wirft, widerspricht er. Einer anderen allerdings nicht: "Ich möchte in sechs Jahren wiedergewählt werden."

(RP)
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