Hünxe Geschichten von Menschen auf der Flucht

Hünxe · Eine Gruppe von Bruckhausenern sammelt Erinnerungen um die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

 Willi Langhoff, Wilma Krüger und Michael Lücking wollen die Geschichten der Kinder erzählen, die in der Nachkriegszeit in Bruckhausen lebten.

Willi Langhoff, Wilma Krüger und Michael Lücking wollen die Geschichten der Kinder erzählen, die in der Nachkriegszeit in Bruckhausen lebten.

Foto: kempken

Beim 55-jährigen Klassentreffen der Schule "Am dicken Stein" im November kam die Geschichte ans Licht. "Wir haben uns unterhalten und dabei festgestellt, dass viele unserer damaligen Klassenkameraden Flüchtlinge waren", erzählt Wilma Krüger. Damals, in den Nachkriegsjahren, kamen die Menschen allerdings noch nicht aus Syrien oder Afrika nach Bruckhausen, sondern eher aus Ostpreußen und anderen Gebieten, aus denen die Menschen im Zweiten Weltkrieg vertrieben worden waren. "Wir wussten immer, dass einige hierhin geflüchtet waren. Aber über die Details dieser Flucht haben wir eigentlich nie gesprochen", sagt Wilma Krüger.

Ein Umstand, den sie nun nachholen möchte. "Wir befinden uns jetzt in einer Zeit, in der viele Zeitzeugen von damals schon tot sind. Das ist unsere letzte Gelegenheit, direkt etwas aus der Zeit zu erfahren", sagt Michael Lücking. Der ehemalige Leiter der Grundschule "Am dicken Stein" ist ebenfalls daran interessiert, die Geschichte Bruckhausens durch Zeitzeugenberichte am Leben zu erhalten. "Man wird sicher die ein oder andere traurige und tragische aber auch lustige Geschichte zusammen bekommen", sagt Lücking.

Wilma Krüger hat schon mit vielen Menschen Kontakt aufgenommen und sie gebeten, ihre Geschichten zu erzählen. "Beim Klassentreffen fragte mich eine der damaligen Schülerinnen, ob ich wüsste, dass sie Jüdin sei", erzählt Wilma Krüger. Diese Mitschülerin war mit einem der bekannten Transportzüge auf dem Weg in eines der zahlreichen Konzentrationslager, als der Zug plötzlich auf offener Strecke stehenblieb. "Da stellte sich dann heraus, dass der Krieg vorbei war", erzählt Wilma Krüger.

Aber Dönekes aus dieser Nachkriegszeit gibt es sicherlich noch einige zu erzählen. So erinnert sich Willi Langhoff, der auch zum Kreis der Geschichtensammler gehört, etwa noch daran, dass er damals des öfteren mit Klassenkameraden die Suppe zum Mittagessen in einem großen Kessel zu Fuß von einer Grundschule zur anderen tragen musste. "Wir haben uns mit vier Schülern immer abgewechselt. Zwei mussten den Kessel tragen, zwei liefen nebenher und wenn die einen nicht mehr konnten, waren die anderen dran", erzählt er.

Da erinnert sich auch Wilma Krüger spontan an diese Geschichte, allerdings mit einigen Mädchen, die mit dem Kessel in der Hand und Klompen an den Füßen unterwegs waren, auf einem zugefrorenen Weg ausrutschten und die Suppe in der Bruckhausener Landschaft verteilten. Es sind auch solche Geschichten, welche die Hobbyhistoriker reizen. Auch zur Geschichte der Vereine im Ort, zu den Spielen, die sie als Kinder spielten, und anderen Themen haben sie schon ein wenig nachgeforscht.

Im Mittelpunkt sollen am Ende allerdings all die Menschen stehen, die aus dem kleinen Dorf mit einigen Bauernhöfen den Stadtteil mit rund 4500 Bewohnern machten. "Es wäre schön, wenn sich viele Menschen finden, die ihre Geschichte erzählen wollen", sagt Michael Lücking.

(RP)
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