Hünxe Lieder für freie Felder beim Rodeo

Hünxe · New Model Army gehörte zu den Höhepunkten des Festivals, das am Pfingstwochenende auf dem Flugplatz stattfand.

 Justin Sullivan, der Frontmann von New Model Army, hat nur schnelle Nummern auf die Setlist gesetzt: "Es ist doch kalt da draußen, da müsst ihr euch doch bewegen können."

Justin Sullivan, der Frontmann von New Model Army, hat nur schnelle Nummern auf die Setlist gesetzt: "Es ist doch kalt da draußen, da müsst ihr euch doch bewegen können."

Foto: Schack

Justin Sullivan, der Frontmann von New Model Army steht seit 35 Jahren auf der Bühne. Da kann die Frage, ob denn die Fans beim Ruhrpott Rodeo am späten Sonntagabend nach drei Tagen Festival denn nicht müde seien, nur als Scherz gemeint gewesen sein. Natürlich nicht, und wenn, hätte sie das Set der Band aus Yorkshire, die in einzigartiger Weise Sozialkritik in Songs aus einer Mischung aus Rock, Folk, Punk und Poesie mit stärksten Bildern verpackt, wieder munter gemacht.

Die Briten lieferten bei ihrem ersten Auftritt in Hünxe nicht nur eine grandiose Show, sie hatten eigens für den Anlass nur die schnellen Nummern ihres Repertoires auf die Setlist gesetzt: "Es ist doch kalt da draußen, da müsst ihr euch doch bewegen können." Justin Sullivan denkt halt an alle, ob weltpolitisch oder ganz praktisch an seine Fans. Die waren teils schon vor dem Auftritt selig: "Seit dreißig Jahren steh' ich zum ersten Mal bei New Model Army in der ersten Reihe", strahlte Christian aus Dorsten. Das lag auch daran, dass es nach dem umjubelten Auftritt der Mülheimer "Sondaschule" zu größeren Bewegungen der Zielgruppe vor der Bühne kam.

Traditioneller Punk stand bei diesem Ruhrpott Seite an Seite mit Seattle Grundge von Mudhoney oder den gerappten Punk-Texten der Antilopen Gang. Letztere gehörte damit allerdings definitiv zu den angesagten Acts des Festivals.

Tim Kauenhowen und Sascha de Syo haben dafür einen ganz einfachen Indikator: Die Verkaufszahlen der T-Shirts am Merchandising-Stand, an dem die beiden Freunde arbeiten. Dass sie dort zu den 200 Mitarbeitern des Ruhrpott Rodeos gehören, wo rund 6000 andere Party machen, stört sie überhaupt nicht. "Ich mach den Job, weil ich sonst gar nicht mehr so auf Festivals gehe", so Tim Kauenhowen. "Ich bin wegen der netten Leute hier. Man trifft Bekannte, man kommt mit anderen interessanten Menschen ins Gespräch, unterhält sich, witzelt herum."

Dem kann Sascha nur beipflichten. Das Ruhrpott Rodeo ist ein Festival, auf dem man seinen Autoschlüssel verlieren und ihn nach einer Stunde am Fund-Stand abholen kann. "Und außerdem sind Tim und ich ein echt starkes Verkäufer-Team". Gegen Ende des zweiten Tages sind die offiziellen Festival-Shirts so gut wie ausverkauft. Und auch New Model Army setzen viel ab - was angesichts der niedrigen Preise der Mega-Band auch kein Wunder ist - "die sind schwer in Ordnung", weiß Sascha aus dem Backstage-Bereich. Das Highlight für Sascha und Tim bleibt aber Refused, gefolgt von den Satanic Surfers. "Ein Feeling wie in den 90ern", schwärmt Sascha.

Also alles perfekt auf dem Rodeo? Zurück zu Justin Sullivan: "Das letzte Lied haben wir für Abende auf freien Feldern wie diesem hier geschrieben", ruft er der Menge zu: "I love the world."

(RP)
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