Hünxe Naturschützer kämpfen gegen Traubenkirsche

Hünxe · Die natursauren Eichenwälder sind zunehmend bedroht. Die Biologische Station im Kreis Wesel bemüht sich um Schutz.

 Ein schmaler Ring entzieht der amerikanischen Traubenkirsche die Nährstoffe.

Ein schmaler Ring entzieht der amerikanischen Traubenkirsche die Nährstoffe.

Foto: Biologische Station im Kreis Wesel

Die Kaninchenberge bei Hünxe bieten derzeit einen seltsamen Anblick. In der malerischen Wald-Heide-Landschaft stehen überall hüfthohe weiße Röhren. Auffällig sind auch die Bäume, die auf halber Höhe helle Ringe aufweisen, wo ihnen die Rinde fehlt. Hinter beidem verbergen sich Naturschutz-Maßnahmen der Biologischen Station im Kreis Wesel und des Regionalforstamtes Niederrhein.

Im Rahmen des Life+-Projektes "Bodensaure Eichenwälder mit Mooren und Heiden" führten die Partner in diesem Winter gemeinsam die größte Baumpflanzung am Niederrhein seit den Nachriegsaufforstungen vor 70 Jahren durch. Auf einer Fläche von rund 335.000 Quadratmeter wurden dabei Kiefernwälder in den Kaninchenbergen in naturnahe Eichenwälder verwandelt.

Dazu wurden zunächst 877 "Nester" á 50 Quadratmeter markiert und durch eine Großmaschine von Kiefern befreit. In jedes Nest wurden anschließend 21 Eichen in einem einheitlichen Muster gepflanzt. Auf diese Weise hat das Regionalforstamt insgesamt 18.400 Stieleichen gepflanzt. In jedem Nest sind fünf Eichen zusätzlich durch Wuchshüllen geschützt - die anfangs erwähnten weißen Röhren. Sie sollen einerseits das Auffinden des Nestes bei Freischneider-Arbeiten im Sommer erleichtern, andererseits soll durch das wärmere Klima in der Hülle einzelnen Bäumen zu schnellerem Wachstum verholfen werden.

Da das vollflächige Befahren der Wälder verboten ist, liegen die Nester entlang der alten Schneisen. Daher bittet die Forstverwaltung auch um Verständnis für die deutlichen Spuren, die der Haie Maschinen beim Anlegen der Nester im Bereich der Kiefern verursacht hat. Der in diesem Waldteil vorherrschende Sandboden lässt die Regenwässer rasch versickern und wird daher bald wieder besser begehbar sein.

Auch die "geringelten" Bäume sind das Werk der Projektpartner. Sie sind nicht etwa zufällig ausgewählt, sondern es handelt sich durch die Bank um eine einzige Art: Die amerikanische Traubenkirsche: Eine eingeführte Pflanze, die in den 1960er-Jahren an der A3 gepflanzt wurde und sich vermutlich von dort ausgebreitet hat. Solche Neulinge oder Neobiota sind mit der hiesigen Natur nicht vernetzt. Da sie schnell wächst, ist der Ärger programmiert: Sie überwuchert Kräuter, Sträucher und junge Bäume und nimmt ihnen das Licht: Die Vielfalt stirbt. Anstelle eines intakten Waldes voll verschiedener Arten tritt ein eintöniger Teppich aus amerikanischen Traubenkirschen, in dem fast nichts Anderes lebt. Gerade Eichenwälder sind dadurch bedroht.

Deshalb gehen die Naturschützer im Kreis Wesel gegen sie vor. Sie und ihre Helfer sind mit Schneidewerkzeug in den Wald ausgerückt, um die Rinde von den Bäumen zu schälen. Ein schmaler Ring reicht und schon können keine Nährstoffe mehr von den Wurzeln zur Krone fließen. Die Traubenkirsche stirbt ab und ein gesünderer Wald kann gedeihen.

(RP)
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