Hünxe/Bochum Ölpellets-Skandal: Angeklagter verschwunden

Hünxe/Bochum · Prozess um Giftmüll in Gahlen: Der Verteidiger des Hauptangeklagten, dem ehemaligen Prokuristen der Firma Nottenkämper, berichtet von einem Abschiedsbrief seines Mandanten.

Neue Entwicklung im Prozess um den Ölpellets-Skandal bei der Firma Nottenkämper: Der Hauptangeklagte L, ehemaliger Prokurist der Firma Nottenkämper, ist zum Gerichtstermin nicht erschienen. Am Montag erklärte stattdessen der Anwalt des Hauptangeklagten vor Gericht, dass sein Mandant einen Abschiedsbrief hinterlassen habe und nicht mehr auffindbar sei. Dies hätten ihm Familienmitglieder telefonisch berichtet. Der Anwalt gab das Gespräch mit der Familie wieder: Der Hauptangeklagte L. habe dem Druck nicht mehr standgehalten. Der Leichnam sei noch nicht gefunden, es gebe aber zwei Briefumschläge mit einem Abschiedsbrief und einem Testament zugunsten der Lebensgefährtin.

Unsere Redaktion fragte gestern beim Gericht in Bochum an. Der dortige Sprecher konnte lediglich bestätigen, dass der Hauptangeklagte nicht zum Prozess erschien. Was mit ihm geschehen ist, darüber habe das Gericht noch keine Kenntnis.

Im Juni war bekannt geworden, dass auf dem Gelände Mühlenberg der Firma Nottenkämper zwischen April 2010 und September 2013 illegal 29.255 Tonnen Ölpellets, ein giftiges und leicht brennbares Abfallprodukt der Schwerölvergasung, entsorgt worden ist. Vier Angeklagte müssen sich vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Ihnen wird Untreue und Betrug vorgeworfen. Die Pellets sollen unter Industrieabfälle gemischt worden sein. Deshalb sei der Müllskandal nicht aufgefallen. Normalerweise wäre die Entsorgung der Ölpellets als Sondermüll bei fachgerechter Entsorgung sehr viel teurer gewesen.

Das Unternehmen Nottenkämper gilt im Prozess als Geschädigte. Geschäftsführer Thomas Eckerth berichtete zuletzt, dass der Betrug sein Unternehmen sehr getroffen habe. Die Grünen in Schermbeck haben zuletzt Zweifel an der Rolle des Unternehmens geäußert. Auch Nottenkämper treffe eine Schuld, wenn das Unternehmens nicht ordnungsgemäß prüfe. Die Grünen haben Strafanzeige gestellt.

(hs/sep)
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