Hünxe/Wesel Preuß (SPD) will Wahlkreis direkt holen

Hünxe/Wesel · Der Bundestagskandidat aus Kamp-Lintfort hat nur eine Chance: Er muss Sabine Weiss (CDU) schlagen. Er setzt dabei auf Heimatverbundenheit, Zusammenhalt und ein Herz für die Kommunen.

Mit einem herzhaften "Glück auf!" tritt er zur Tür herein. Nicht anders meldet er sich am Telefon: Jürgen Preuß macht keinen Hehl daraus, woher er kommt. Er war zwar nie unter Tage, stammt aber aus einer Bergbaufamilie. Das muss weniger kohleaffine Menschen aber nicht schrecken. Preuß nennt es im RP-Gespräch gestern eher ein Lebensgefühl, seine Heimat aber sei der Niederrhein mit seiner Weite und seinen Menschen, die unvoreingenommen auf Andere zugehen. Jürgen Preuß ist unterwegs, Andere von sich zu überzeugen. Als Bundestagskandidat für den Wahlkreis Wesel I hat er ein weites Feld zu beackern. Alpen, Hamminkeln, Hünxe, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Schermbeck, Sonsbeck, Voerde, Wesel und Xanten gehören dazu. Daheim in Kamp-Lintfort und unmittelbarer Umgebung, da kennt man den Genossen. Stellvertretender Bürgermeister war er da, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat ist er. Spätestens auf der rechten Rheinseite sieht das mit der Bekanntheit anders aus. Noch ist Preuß vorrangig in den den Gliederungen der eigenen Partei unterwegs. Das wird sich bis zum Urnengang ändern. Denn der Nachfolger des abtretenden Dr. Hans-Ulrich Krüger muss auf eine Erststimmenkampagne setzen, wenn er in den Bundestag einziehen will.

Preuß' Listenplatz liegt zu weit hinten, als dass er damit ein Mandat für Berlin erringen dürfte. Konkurrentin Sabine Weiss (CDU), die bei der letzten Wahl Krüger abhängte, ist komfortabel über einen vorderen Listenplatz abgesichert. Einen persönlichen Wahlkampf gegen sie will Preuß nicht führen. Aber er will den Wählern im Kerngebiet des Kreises Wesel den Vorteil schmackhaft machen, dass sie mit einer mehrheitlichen Stimmabgabe für ihn eben gleich zwei Abgeordnete in den Bundestag transportieren.

Schwerpunktthemen hat er natürlich auch. Jürgen Preuß setzt "Zusammenhalt in unserer Gesellschaft" an die Spitze. Das hat was mit einem befürchteten Rechtsruck zu tun. "Ich leide unter der AfD wie ein Hund", sagt Preuß und, dass man "die Leute am Rand nicht abdriften lassen" darf. Hier müsse die Politik was tun. Steuergerechtigkeit ist ein weiteres Thema für Preuß. Für den kleinen Mann wie für die kleine Kommune. Letztere müssten als "Bestandteil unserer Demokratie" auf Augenhöhe mit Bund und Land gebracht werden. Kurz: Er hat sich ordentlich was vorgenommen.

Jürgen Preuß (53) wurde in Sevelen geboren. 1967 zog die Familie nach Kamp-Lintfort. Nach der Realschule ging Preuß auf die Höhere Handelsschule und absolvierte bei der Evangelischen Kirche eine Verwaltungsausbildung. Als Zividienstleistender lernte er in Jugendarbeit und Altenpflege "die beiden Endpole des Lebens" kennen. In Bergheim arbeitete er zwei Jahre in der Kirchenverwaltung, nahm dann ein Studium auf, das er als Diplom-Betriebswirt abschloss. Seit 2000 ist er Regierungsbeschäftigter im Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste.

Preuß ist verheiratet, hat eine Tochter (20) und einen Sohn (17). In der SPD machte der Ex-Juso eine Pause wegen des Nato-Doppelbeschlusses, trat 1990 dann in die Partei ein. In der ist er nach eigenem Bekunden "nicht immer bequem". Vor allem, wenn es um die Taktik geht, ein Ziel zu erreichen.

(RP)
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