Hünxe Prozess wegen ausgebüxter Hunde

Hünxe · Eine 22-Jährige aus Hünxe steht vor Gericht, weil ihre Hunde einen Unfall mitverursacht haben sollen. Die Angeklagte hat zugegeben, dass ihre Tiere zuvor schon mehrfach weggelaufen sind. Der Prozess wird fortgesetzt.

 Ein Labrador und ein Beagle sollen Rehe auf die Straße gehetzt haben.

Ein Labrador und ein Beagle sollen Rehe auf die Straße gehetzt haben.

Foto: pixabay

Dieser Prozess ist alles andere als alltäglich: Seit gestern muss sich eine 22-Jährige aus Hünxe vor dem Amtsgericht Wesel verantworten, deren Hunde am 29. März dieses Jahres einen Unfall mitverursacht haben. Weil ihr Beagle und ihr Labrador an diesem Tag am frühen Morgen wieder einmal von einem Reiterhof in Drevenack ausgebüxt waren und dann Rehe auf die B 58 gehetzt hatten, geht es um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Zum Prozessauftakt räumte die Pferdepflegerin vor Gericht ein, dass ihr das Problem durchaus bewusst gewesen, sei. Ihre Hunde seien zuvor bereits mehrfach weggelaufen.

Offenbar hatte das tierische Duo dann jeweils Jagd auf Wildtiere gemacht. Der zuständige Jäger des Bereichs in Damm kannte die beiden Störenfriede bereits gut. "Schon seit 2015 waren diese beiden Hunde zu verschiedenen Tageszeiten immer wieder hinter Hasen und Rehwild her", berichtete er im Zeugenstand. Beiderseits der Bundesstraße 58 hätten die Hunde gewildert und die flüchtenden Tiere dabei auch mehrfach über die viel befahrene Straße getrieben. Der Zeuge wusste auch genau, zu welchem Hof die wildernden Hunde gehören. Der Jäger gab an, sein Vater und sein Schwiegervater seien bereits zu dem Reiterhof gefahren, um die Halter auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen und darauf zu drängen dies abzustellen. Nachdem aber in beiden Fällen niemand auf dem Hof angetroffen wurde, sei nichts weiter unternommen worden. Ganz anders agierten zwei Polizisten, die - rein zufällig - Zeugen des Wild-Unfalls wurden und Sekunden zuvor mitverfolgt hatten, wie die beiden Hunde vier Rehe neben der Bundesstraße gejagt hatten.

Nachdem einer der Beamten das mit einem Auto kollidierte schwerverletzte Reh mit einem Schuss aus seiner Dienstpistole erlegt und damit von seinem Leiden befreit hatte, machten sich die Polizisten auf die Suche nach der Herkunft der wildernden Hunde.

Über Umwege wurden sie auf dem Drevenacker Reiterhof fündig und trafen dort den Beagle und den Labrador an. Die Besitzerin gab vor Gericht an, ihre Putzfrau habe trotz anders lautender Anweisung die Hunde aus dem Haus entweichen lassen.

Da diese noch nicht als Zeugin geladen war, wird der Prozess fortgesetzt: Der Staatsanwalt will überlegen, ob die Anklage um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erweitert werden müsse.

Denn es stehe unter Strafe, ein Tier auf ein anderes zu hetzen (außer zur legalen Ausübung der Jagd). Dies gelte auch für fahrlässiges Verhalten.

Die Richterin hätte sich zwar auch "eine andere Lösung" als eine Fortsetzung der Hauptverhandlung vorstellen können, doch der Staatsanwalt bestand darauf, weitere Zeugen zu vernehmen: Unter anderem die Putzfrau, die laut Angeklagter auf zumindest einen der Hunde hätte Acht geben sollen.

(jok)
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