Hünxe "Tafelsystem" darf Staat nicht aus der Verantwortung entlassen

Hünxe · Volker Marquard sprach bei der AG 60 plus über die Notwendigkeit, Bedürftige mit Lebensmittelspenden zu unterstützen.

Diesmal nicht als Fraktionschef im Rat, sondern stellvertretenden Vorsitzenden der Dinslakener Tafel hatte die Arbeitsgemeinschaft 60 plus in der Hünxer SPD Volker Marquard eingeladen. Der erinnerte zunächst daran, dass diese soziale Einrichtung eine amerikanische Erfindung sei, die vor etwa 20 Jahren in Deutschland erstmals in Berlin eingeführt worden ist. Von dort aus habe sich das Tafelsystem schnell in ganz Deutschland ausgebreitet.

Heute existieren bereits mehr als 900 Tafeln für rund 1,5 Millionen bedürftiger Menschen. Von Armut betroffen sind insbesondere Hartz-IV Empfänger, Kinder, Rentner, Alleinerziehende, Asylbewerber und Flüchtlinge sowie auch Studenten. Neben dem Tafelsystem gibt es noch zahlreiche andere "existenzsichernde Angebote wie zum Beispiel Kleiderkammern, Schulmaterialbörsen oder auch Suppenküchen. Zehntausende ehrenamtliche Helfer sind bei dieser praktizierten täglichen Armutsbekämpfung tätig und ohne die regelmäßige Spendenbereitschaft vieler Firmen insbesondere im Lebensmittelbereich wäre ein solches ehrenamtlich organisiertes Tafelsystem nicht denkbar. In der anschließenden lebhaften Diskussion waren alle Versammlungsteilnehmer sich einig, dass das Tafelsystem grundsätzlich positiv zu bewerten sei.

Es stelle sich allerdings die Frage, ob damit nicht der Staat aus seiner sozialen Verantwortung gegenüber allen bedürftigen Menschen in unserer Gesellschaft zumindest teilweise entbunden werde und ob dies nicht zur sozialen Spaltung der Gesellschaft führt, weil so die Armut als Normalität empfunden und damit zementiert wird.

Es ist daher erforderlich, die sozialpolitischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Tafeln überflüssig werden, auch um zu verhindern, dass das System der Tafeln zu einer gesellschaftlich anerkannten "zusätzlichen Säule" im Sozialsystem wird.

(RP)
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