Hünxe/Dinslaken Wie die Bibel Migration und Flucht sieht

Hünxe/Dinslaken · Mit dieser Frage befasste sich jetzt die Synode des evangelischen Kirchenkreises Dinslaken.

Zum Thema Flüchtlinge tagte jetzt die Kreissynode des evangelischen Kirchenkreises Dinslaken unter der Leitung von Superintendent Pfarrer Friedhelm Waldhausen in Gahlen. Schon im Eröffnungsgottesdienst fand Landeskirchenrat Rafael Nikodemus in seiner Predigt zu Psalm 36 klare Worte: Migration und Flucht sind in der Bibel keine Ausnahmesituationen, sondern Regelfall menschlichen Lebens - und diejenigen, die flüchten und sich in Unsicherheit begeben, stehen unter dem besonderen Schutz Gottes und seines Gesetzes. Dazu gehört auch die biblische Anweisung, dass ein und dasselbe Recht für den Einheimischen wie den Fremden gelten soll.

Wie der biblische Blick auf Migration und Flucht im Alltag umzusetzen ist, prägte die Debatten und Beratungen der Synode. Pfarrer i.R. Gerhard Greiner erläuterte in einem Impulsreferat die sich verändernden rechtlichen und politischen Grundlagen der europäischen und deutschen Flüchtlingspolitik. Sie entwickelt sich deutlich restriktiv, um im Ergebnis die Zahl der ankommenden Flüchtlinge zu verringern. Gleichzeitig würden den bereits in Deutschland lebenden Menschen immer stärkere Auflagen, unter anderem im Registrierungs- und Asylverfahren gemacht, die dem Grundsatz der Gleichheit aller Menschen zuwiderlaufen. Aufgabe der christlichen Gemeinden sei es, so Greiner, sich für gleiches Recht für Einheimische und Fremde stark zu machen, die Willkommenskultur aufrechtzuerhalten, zur Integration beizutragen. Zudem müsse einer Binnendifferenzierung in willkommene Bürgerkriegsflüchtlinge und nicht willkommene Wirtschaftsflüchtlinge eine klare Absage erteilt werden.

In der Mittagspause hatten die Synodalen Gelegenheit, auf einem Markt der Möglichkeiten bestehende Hilfs- und Unterstützerangebote in den Gemeinden des Kirchenkreises kennenzulernen und sich mit den dort Aktiven - darunter auch Menschen mit Fluchterfahrungen - auszutauschen. Das auf Initiative des Kirchenkreises errichtete Psychosoziale Zentrum (PSZ) am Bahnhofsvorplatz in Dinslaken stellte ebenfalls seine Angebote vor. Sie fanden große Aufmerksamkeit bei Delegierten und Gästen.

Am Nachmittag erläuterten Pfarrrein Martje Mechels vom Gemeindedienst Mission und Ökumene und Pfarrerin Petra Schorberger-Waldhausen die unterschiedlichen Gründe, die Menschen zur Flucht veranlassen. Neben Krieg und Gewalterfahrungen ist dies auch die generelle Chancenlosigkeit, die aus wirtschaftspolitischen Vorgaben und Initiativen der sogenannten entwickelten Länder resultiert: Land-Grabbing, Rohstoff-Ausbeutung, einseitig begünstigende Handelsabkommen sind hier bekannte Stichworte, ebenso die im Süden deutlich zunehmenden Folgen des Klimawandels. Das sind Themen, die auch Lebensgewohnheiten und Selbstverständlichkeiten bei uns hinterfragen. In Arbeitsgruppen wurden diese Aspekte von den Synodalen vertieft, bevor die Synode mit einem liturgischen Gebet geschlossen wurde - mit der Absicht, sich als evangelische Kirche im Kirchenkreis Dinslaken weiter für Rechte, Unterstützung und Schutz der Flüchtenden in den Gemeinden, im diakonischen Handeln und auf politischer Ebene einzusetzen.

(RP)
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