Jüchen Altes Klostergebäude mitten auf der Deponie

Grevenbroich · Die Privat-Anlieferstation für Abfälle bei Neuenhausen birgt einen alten Schatz: Ein Teil des Welchenberg-Klosters wird noch genutzt.

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Container und Mulden für Elektroschrott, Holz- und Metallabfälle und vieles mehr stehen auf der großen, asphaltierten Fläche. In einem altehrwürdigen Steinbau befindet sich daneben die Annahmestelle für die Privat-Anlieferstation für Abfälle, mehr als 20 000 Kunden kommen im Jahr. Das zweietagige Gebäude hat eine ganz besondere Vergangenheit. Dort lebten einst Mönche, es handelt sich um den einzigen erhaltenen Trakt des einstigen Welchenberg-Klosters. Eigentümerin des Geländes ist heute die Entsorgungsfirma Remondis, die Anlieferstation auf der mittlerweile geschlossenen Sonderabfalldeponie bei Neuenhausen betreibt die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) im Auftrag des Rhein-Kreises.

Unter der mit Stuck verzierten Decke hängen Kronleuchter, gediegene Stühle mit Lederbezug stehen um große Tische aus Massivholz. Einen Besprechungsraum für eine Deponie stellt man sich anders vor. "Das Gebäude hat einen besonderen Charme", sagt Deponieleiter Hans-Jürgen Kirchhofer von Remondis im restaurierten Raum. "Wir dürften das schönste Verwaltungsgebäude einer Deponie im weiten Umkreis haben", so Kirchhofer, der die Anlage von Erftstadt aus leitet. An die Vergangenheit erinnert im Besprechungsraum ein restauriertes Stuckrielief mit Maria und Christuskind an der Wand. Einst nahmen dort die Mönche ihre Mahlzeiten ein, befand sich das Refektorium (Speisesaal) des früheren Klosters. Auf 1427 datiert die erste urkundliche Erwähnung der Anlage, Gegründet wurde sie von den Franziskanertertiariern, die sich auch im St.-Nikolaus-Kloster in Jüchen-Damm angesiedelt hatten.

Im Laufe der Zeit sei das Kloster am Welchenberg zu einem "gewissen Wohlstand" gelangt, wie der frühere Kreisarchivar Karl Emsbach in einer Abhandlung berichtet. Die Mönche konnten sogar Geld an Adlige und Gemeinden verleihen. Laut Emsbach war das Kloster klein, aber gut besucht, schließlich ranken sich um den Welchenberg mehrere Legenden. So soll der Heilige Willibrordus dort ein Götzenbild zerschlagen und mit seinem Bischofsstab eine Quelle erschlossen haben.

Wahrscheinlich 1896 wurde das heute noch erhaltene Konventgebäude errichtet, um 1730 entstanden neue Wirtschaftsgebäude. 1802 endete das klösterliche Leben in den Mauern. Nach der französischen Besetzung 1794 wurde im Rahmen der Säkularisation auch Kloster Welchenberg aufgehoben.

Das Inventar wurde in alle Winde verstreut, der Hochaltar etwa fand in der Allrather Kirche seinen Platz. Lange Zeit diente der Gebäudekomplex am Welchenberg als Gutshof. später verfielen die Gebäude mehr und mehr. Ein Teil wurde in den 1980er Jahren abgerissen, das Konventsgebäude wurde dagegen gerettet und damals für zwei Millionen D-Mark restauriert. Im Obergeschoss stehen heute Büroräume leer, doch Deponieleiter Hans-Jürgen Kirchhofer betont: "Wir pflegen das Haus, zurzeit wird eine neue Heizung eingebaut."

(NGZ)
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