Jüchen Architekt zeigt Faszination von Schloss Dyck

Jüchen · Markus Klaßen erklärt bei Spezial-Führungen die Baugeschichte der Sehenswürdigkeit - und hat einige Überraschungen im Gepäck.

 Architekt Markus Klaßen weiß fast alles über die Baugeschichte des Schlosses. Ihn begeistern die Formen.

Architekt Markus Klaßen weiß fast alles über die Baugeschichte des Schlosses. Ihn begeistern die Formen.

Foto: kandzorra

Jetzt blühen die Pflanzen im Schlosspark prächtig - ein Anblick, der viele Besucher beeindruckt. Doch nicht alle schwärmen nur für die Farbenpracht im Park: Viele interessieren sich auch für das Schloss an sich, für seine wohl einzigartige Bauweise und die vielen Spuren der vergangenen 1000 Jahre, die sich noch heute auf dem riesigen Areal und vor allem an den historischen Gebäuden entdecken lassen. Der Odenkirchener Architekt Markus Klaßen zählt zu den Menschen, die das "Schloss-Fieber" gepackt hat. Er hat sich in den vergangenen fünf Jahren intensiv mit der Baugeschichte der beliebten Sehenswürdigkeit befasst und zahlreiche Quellen genauestens studiert. Inzwischen ist er zu einem Experten geworden, wenn es um die bauliche Entwicklung des Wasserschlosses und der Gebäudekomplexe "drumherum" geht. In Spezial-Führungen zeigt er den Besuchern das Schloss aus der Sicht eines Diplom-Ingenieurs.

Dabei geht er auf etliche Details ein. Das Besondere: Klaßen hat auch einige Überraschungen im Gepäck, die bei manchen Besuchern für Verblüffung sorgen. "Das Schlossareal ist unglaublich vielfältig. Dabei ist noch längst nicht alles vollständig erforscht", sagt der 53-Jährige, der selbst überrascht gewesen sei, wie viel es tatsächlich dort zu entdecken gibt. Der Experte geht gleich zu Beginn seiner zweistündigen Führung auf eine Besonderheit ein: auf das in Stein gemeißelte Prachtwappen, das am großen Torbogen an der Zufahrt zum Schloss angebracht ist. "Dieses Wappen ist eine Seltenheit in Europa", betont Klaßen bei seiner Führung. Selten habe er so große Menschendarstellungen in einem Wappen gesehen. Die große Darstellung zeigt zwei entspannt aussehende Schildhalter, die früher farbig angemalt gewesen sein sollen. "Das dürfte den Menschen, die das Schloss betreten haben, einst Macht demonstriert haben", erklärt Markus Klaßen.

 Der "Schwanenhals" an der Orangerie: Über den Sinn der originell gestalteten Dachform streiten sich die Experten.

Der "Schwanenhals" an der Orangerie: Über den Sinn der originell gestalteten Dachform streiten sich die Experten.

Foto: Kandzorra Christian

Eine weitere Besonderheit: das markante Haus auf der Orangeriehalbinsel. "Das Gebäude erinnert von seiner Bauweise her an eine Art Gewächshaus. Gebaut wurde es wohl Ende des 18. Jahrhunderts." Durch die schräg gebaute Fensterfront, auf die die Sonne strahlt, soll Wärme gespeichert worden sein, um etwa im Winter dort Pflanzen einzulagern. Was besonders auffällt: die besondere Dachkonstruktion, die auch "Schwanenhals" genannt wird. "Warum die Form damals so gewählt wurde, lässt sich heute nur vermuten. Manche gehen davon aus, dass es sich um einen Hagelschutz handelt. Vielleicht aber erhoffte man sich vom ,Schwanenhals' auch eine Schutzfunktion gegen Sonnenreflexion", sagt Klaßen, dessen Frau in der Schlossverwaltung arbeitet.

 Einige Gebäudeteile am Schloss wirken wie eine Festung: In manchen Mauern gibt es Spuren von alten Schießscharten.

Einige Gebäudeteile am Schloss wirken wie eine Festung: In manchen Mauern gibt es Spuren von alten Schießscharten.

Foto: Kandzorra Christian
 Schlosskapelle: Der pompöse Altar zeigt ein Bild des heiligen Martinus.

Schlosskapelle: Der pompöse Altar zeigt ein Bild des heiligen Martinus.

Foto: Kandzorra Christian

Der Architekt geht bei seiner Führung natürlich auch auf die wohl populärste Umbaumaßnahme am Schloss ein, die in den 1890er Jahren umgesetzt wurde. "Seit dem hat das Schloss nur noch zwei statt drei Fensterreihen. Das muss damals ein gewaltiger Aufwand gewesen sein - auch unter statischen Aspekten." Einige Narben im Mauerwerk weisen noch heute auf den ursprünglichen Zustand hin. Solche Eingriffe in die Bausubstanz wären heute wohl ausgeschlossen - Denkmalschutzbehörden würden das sicher vermeiden. "Mein Ziel ist es, den Besuchern bei meiner Tour auch zu erklären, warum die Denkmalbehörden oft sehr viel Zeit brauchen", sagt der Odenkirchener. "Bei Umbauten wird alles penibel festgehalten, um es für die Nachwelt zu dokumentieren. Auch am Schloss Dyck."

(cka)
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