Jüchen Blühende Pfingstrosen zum Festtag

Jüchen · Können Kartoffelaugen sehen? Und weshalb sind Rosen zum verlieben? Fragen, die anlässlich der vom Rheinischen Landwirtschaftsverband organisierten Höfetour geklärt werden. Bei der Sause machen auch die Eheleute Gössing mit.

 Stephanie und Frederik Gössing mit Sarah Bernhardt. So heißt die in zartrosé blühende Pfingstrose, ein Vorzeige-Exemplar ihrer Gattung.

Stephanie und Frederik Gössing mit Sarah Bernhardt. So heißt die in zartrosé blühende Pfingstrose, ein Vorzeige-Exemplar ihrer Gattung.

Foto: Georg Salzburg

Seit fünf Jahren organisiert der Rheinische Landwirtschaftsverband so etwas wie einen Tag der offenen Tür für seine zum Verbund gehörenden Betriebe. Erstmals ist die Gemeinde Jüchen jetzt dabei. "Von Gubbenrath nach Waat, alles mit dem Rad" lautet die Überschrift der Veranstaltung. Eine der Stationen dieser Landpartie kann bei Stephanie und Frederik Gössing gemacht werden.

"Lass Blumen sprechen", hat sich der Landwirt und Gärtner zusammen mit seiner Frau als Aktionsmotto zur Präsentation seines Hofs ausgedacht. Denn wenn es um Freilandblumen und das Drumherum ihrer Aufzucht und Pflege geht, kennt der Mann sich bestens aus. Vor allem Pfingstrosen - sie tragen ihren Namen, weil sie pünktlich zu Pfingsten ihre pralle Schönheit entfalten - kennt er aus dem Effeff.

Jüchen: Blühende Pfingstrosen zum Festtag
Foto: Valeska von Dolega

"Seit 2002 gehört die Freiluftrose zu unserem Kerngeschäft", erklärt er. Dieses Pflanzenexemplar aber braucht zwei bis drei Jahre, ehe die Saat so weit aufgegangen ist, dass der Winzling aus dem geschützten Umfeld des Gartenbaubetriebes unter freien Himmel aufs Feld gesetzt werden kann. In Sachen Betreuung gilt sie als etwas zickig bis aufwendig und nach den Frostausfällen in den Jahren 2010 bis 2012 wurden Alternativen gesucht. Also kamen die umtriebigen Gössings auf die Idee, auch Pfingstrosen in ihr bunt blühendes Sortiment aufzunehmen. "Die Pfingstrose ist eine Blume für Faule", erklärt Berthold Holzhöfer, Gärtnermeister auf Schloss Dyck und bekennender Fan dieser Gattung, gut gelaunt. "Ist sie etabliert, blüht sie zehn Jahre und länger." Natürlich müssen auch hier einige Kennertipps berücksichtigt werden. Als Lieblingsplatz gilt, der "normale, gut gepflegte Lehmboden". Torf ist verboten, sitzen die Wurzeln tief, versorgt sie sich "blendend, ist deshalb robust und unabhängig von Wasser", wie der Fachmann sagt. Im von ihm versorgten Schlossgarten blühen knapp 40 Sorten, "manche hatten unter der extremen Hitze gelitten", andere ließen im prasselnden Gewitter die Köpfe hängen und verloren ihre Blüten. Dass in der Dyckschen Parkanlage so viele Pfingstrosen wachsen, geht übrigens auf den einstigen Schlossherrn Fürst Joseph zurück, "sie waren eins seiner Lieblingsthemen".

Jüchen: Blühende Pfingstrosen zum Festtag
Foto: Valeska von Dolega

In ihrer Heimat China werden Strauch-Pfingstrosen seit mehr als 2000 Jahren kultiviert - wegen ihrer blutungshemmenden Wirkung übrigens zunächst als Heilpflanzen. Im Laufe einiger Jahrhunderte blieb der Zierwert der Pflanze nicht unentdeckt und es entstanden durch intensive Züchtung binnen kürzester Zeit über 1000 Sorten. Die Päonien galten als kaiserliches Statussymbol und machten prompt auch in Japan Karriere "Sie strahlen eine gewisse Herrlichkeit aus", schwärmt Stephanie Gössing. "Und manche sehen nicht nur großartig aus, sondern duften auch noch." Sarah Bernhardt heißt eine der Vorzeigeblumen, benannt nach der legendären französischen Schauspielerin. Sie blüht in einem leichten Roséton mit signifikantem Streifen in Pink. Red Charme ist eine tief rot leuchtende Variante, nachezu reinweiß kommt Duchesse de Nemours daher und Marie Lemoine changiert vom Weißen ins Zitroniggelbe. vom Feld geschnitten gehen die Blumen in die sogenannte Aufbereitung. Von Hand werden dann überschüssige Stengel und Blätter entfernt, um als locker gebündelte Sträuße in den Verkauf zu kommen. Die Blume als Mitbringsel soll wieder idealerweise so aussehen, als hätte man sie gerade eben beim Spaziergang gepflückt. So wie von seinen Feldern. "Wir produzieren für den Handel, nicht für Endverbraucher", nennt Stephanie Gössing ein wichtiges Kriterium. Sich einfach mit dem Messer an den Wegesrand zu stellen, um das eine oder andere Blümchen abzusäbeln, ist verboten. "Das ist Diebstahl", aber beim Hoffest, bei dem alles Wissenswerte über Pfingstrosen und ihre Verwandtschaft erläutert wird, gibt es feine Sträußchen zum mitnehmen.

(von)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort