Jüchen Bottleneck - Beamter mit Bluesgitarre

Jüchen · Rolf Heimann ist in das Haus seines Vaters in Hochneukirch zurückgekehrt: Mitgebracht hat er seine Gitarre und seinen Strohhut. Sie sind Markenzeichen des Bluesmusikers und Songwriters. Im August erscheint seine siebte CD.

Beamter und gleichzeitig Bluesmusiker - wie beides in einem Leben funktioniert, das zeigt Professor Bottleneck alias Rolf Heimann. Der 66-Jährige hat als Jugendlicher seine Begeisterung für den Blues entdeckt und sich als Bluesmusiker einen Namen gemacht. Der Gymnasiallehrer (Unterrichtsfächer: Philosophie und Englisch) hat dabei eine Regel befolgt: "Ich habe beide Lebensbereiche strikt getrennt. In Krefeld - dort habe ich unterrichtet - bin ich bewusst nie aufgetreten."

In Indien, wo sein Vater arbeitete, besuchte er ein englischsprachiges Internat ("Jungens in Anzügen - genauso, wie man es sich vorstellt"). Solche Einrichtungen waren beliebt; auch die Eltern von "Queen"-Sänger Freddy Mercury, die aus Sansibar stammten, schickten ihren Sohn ins Internat, 250 Kilometer von Heimann entfernt. "Getroffen haben wir uns allerdings nie", erzählt er. Heimann gründete eine eigene Band mit Mitschülern. Die Frage "Beatles oder Stones?" beantwortete er meist mit "Beatles". Abitur machte er Grevenbroich am damaligen Kreisgymnasium, ein Lehramtsstudium folgte. Die Musik zum Beruf zu machen hat er mehrfach überlegt. Doch Heimann war pragmatisch, denn zur Familie gehörten Frau und vier Kinder. Er trat in den USA, in Frankreich, oft in den Niederlanden auf: "Dort herrscht ein entspannteres Verhältnis zur Musik", meint er. Als Straßenmusiker nannte er sich spontan "Professor" (französisch für Lehrer), "Bottle-neck" (Flaschenhals) bezieht sich auf die Glasröhre, mit der Musiker ihre Gitarre heulen lassen.

Nun, im Ruhestand, nimmt er sich nicht nur Zeit für den Arbeitskreis Asyl, der Flüchtlinge unterstützt, sondern auch für seine Musik. Deren Spektrum hat Heimann erweitert, er sieht sich mit eigenen Texten mehr als "Singer/Songwriter". Das zeige die siebte CD, die im August erscheinen wird.

Handgemachte Musik, die das Herz und die Füße bewegt: Diesem Leitmotiv folgt Rolf Heimann. Was ihm an den vielfältigen Blues-Richtungen gefällt: "Dass einfache Geschichten voller Emotionen erzählt werden." So wie das Johnny Cash getan hat. Was Heimann bei Auftritten unter freiem Himmel, in Clubs oder Kirchen schätzt: "Die Interaktion mit dem Publikum." Das habe ihn bei afro-amerikanischen Musikern in den USA imponiert: "Die Leichtigkeit, wie sie mit der Musik umgehen. Ein Lied aus den 50er Jahren wird angespielt, das Publikum reagiert darauf - heraus kommt etwas Tolles."

Rund um seinen Wohnort wird der "Professor" in Zukunft öfter zu hören sein - etwa bei der neuen Reihe "Jazz im Park" in Hochneukirch. Sie endet am 20. September mit "Professor Bottleneck and the Juke Kings". Zudem plant er für Samstag, 31. Oktober, 20 Uhr, ein Konzert in der evangelischen Kirche Otzenrath mit Blues und Gospel. Ein Auftritt im Kirchenraum? "Das ist etwas Besonderes", sagt Reimann, den etwa die Spiritualität in der Apalachen-Musik beeindruckt. Selbst wenn nicht jeder die Texte verstehen würde, so erreiche die Musik doch alle.

(NGZ)
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