Jüchen Bürger sollen Erinnerungsstätte planen

Jüchen · Auf einem Rundweg oder an einem zentralen Punkt: Wo sollen sich die Menschen an Alt-Garzweiler erinnern? Dazu sollen die Anwohner Vorschläge entwickeln. RWE unterstützt das Projekt, die Bruderschaft übernimmt die Pflege.

Kirchen, Kindergarten, eine Schule, zwei Friedhöfe - diese Bauwerke aus Alt-Garzweiler sind noch vielen Menschen präsent. Um die frühere Heimat auch 25 Jahre nach der beendeten Umsiedlung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit einem Erinnerungsstätten-Konzept. Unverzichtbar: die Beteiligung der Menschen aus Garz-weiler. "Wir haben keine fertigen Pläne, sondern wollen die Wünsche der Menschen erfahren", sagt Dieter Königs (67), Brudermeister der örtlichen Sebastianer und Mitglied des Dorfarchiv-Kreises. Deshalb ist für Mittwoch, 12. November, eine Bürgerversammlung terminiert.

Vor zwei Jahren wurde eine Arbeitsgruppe gebildet. Aktuell gehören Bürgermeister Harald Zillikens, Gemeinde-Planer Tim Stein, Vertreter von RWE Power, Hubert Bierewirtz, Heinz Kunze und Dieter Königs für die Interessengemeinschaft Garzweiler sowie für den Geschichts- und Archivkreis dazu. RWE will das Vorhaben unterstützen, die Sebastianer haben Königs zufolge die anschließende Pflege und Instandhaltung der Stätte zugesagt.

Warum das Projekt jetzt gestartet wird: "Die Fläche des ehemaligen Ortes wird in den kommenden Jahren rekultiviert", erläutert Königs. Noch würden die notwendigen Festschreibungen im Flächennutzungs- und Bebauungsplan fehlen. "Doch wir müssen jetzt planen, um das Vorhaben in zehn Jahren realisieren zu können", erläutert der Brudermeister.

An dem Projekt beteiligt ist auch Peter Giesen (93). Der langjährige Bürgermeister von Garzweiler und Jüchen begleitete die Umsiedlung - und beschäftigt sich auch heute mit dem alten Dorf. Für das Erinnerungsstätten-Konzept hat er sich in die Themen Opfer der Weltkriege und Friedhöfe vertieft. "Garzweiler war in vielen Dingen ein Vorbild, dort stand einer der ältesten Kindergärten", nennt der 93-Jährige ein Beispiel. Warum Peter Giesen es für wichtig hält, die Erinnerungen zu bewahren: "Das alte Garzweiler bildet die Grundlage für den neuen Ort. Es sollte nicht vergessen werden."

Königs ergänzt einen weiteren Aspekt: "Viele Jüngere haben die Umsiedlung nur als Kinder oder gar nicht miterlebt." Doch mit zunehmendem Alter stellten auch sie Fragen zur Vergangenheit des Ortes - Fragen, die an einer Erinnerungsstätte beantwortet werden können.

Beispiel Bergheim: Dort erinnern auf der Fläche des früheren Tagebaus - heute ein Naherholungsgebiet - Schautafeln an typische Punkte im früheren Ort, Bänke laden zum Verweilen ein.

Die Entscheidung für einen Rundweg oder zentralen Treffpunkt muss für Garzweiler noch fallen. Informationen über Alt-Garzweiler würde der Geschichts- und Archivkreis aufbereiten. Dessen zehn Mitglieder treffen sich regelmäßig und verwalten den umfangreichen Bestand an Material. In sechs hohen Schränken sind Bilder, alte Filme und Zeitungsartikel archiviert. "Wir sind gespannt auf die Ideen der Anwohner", sagt Dieter Königs.

(NGZ)
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