Jüchen Eltern wünschen sich längere Kita-Öffnung

Jüchen · Denise Bastian kann Job und Kita nicht vereinbaren - obwohl nur einige Minuten fehlen. Sie will Unterschriften für längere Zeiten sammeln.

Denise Bastian hat einen Job. Und einen Sohn. Einzeln betrachtet, ist beides gut. Doch in der Kombination von Beruf und Familie ergeben sich für die 38-jährige Anästhesistin Probleme. Und das, obwohl sich die Kita-Öffnungszeit und Bastians Arbeitszeit im Krankenhaus oft nur um zehn Minuten unterscheiden. "Eine Betreuungszeit von 7.30 bis 16 Uhr ist für Berufstätige nicht zu schaffen. Denn oft kommen ja noch Fahrzeiten hinzu. Längst nicht jeder arbeitet in der Gemeinde", sagt die Jüchenerin. Was sie sich für Sohn Jules wünscht: eine längere Betreuung bis 17 Uhr in der Kindertagesstätte. Dafür will Denise Bastian jetzt Unterschriften sammeln und plant, einen Brief an Bürgermeister Harald Zillikens zu schreiben.

Auch die neue Großtagespflege, die die Gemeinde seit August im Auftrag des Rhein-Kreises betreibt, schließt diese Lücke nicht. Deren Kernöffnungszeiten reichen von 8 bis 16 Uhr. Eine Ausweitung ist laut Kreisjugenddezernent Tillmann Lonnes "nicht geplant".

Die Öffnungszeiten in den Jüchener Kitas unterscheiden sich nur geringfügig. In der Kita Hochneukirch und Garzweiler sind die Einrichtungen von 7 bis 16 Uhr geöffnet, in der Jüchener "Villa Kunterbunt" kümmern sich die Erzieherinnen von 7.15 Uhr bis 16.15 Uhr um die Kleinen, in der "Rappelkiste" in Kelzenberg von 7.45 bis 16.30 Uhr. Am längsten geöffnet ist das Montessori-Kinderhaus in Stessen - von 7.15 bis 16.30 Uhr. Auch bei den kirchlichen Trägern liegt die maximale Betreuungszeit bei 9 Stunden und 15 Minuten - wie im Familienzentrum St. Pantaleon von 7 Uhr bis 16.15 Uhr. Vera Hütches, Leiterin der St. Martinus-Kita, hat den Wunsch nach längerer Betreuung bisher nicht erfahren, denn: "Nur wenige Mütter arbeiten Vollzeit." Auch bei der Gemeinde Jüchen "ist an eine Verlängerung der Kita-Öffnung nicht gedacht", erklärt Rathaus-Sprecher Norbert Wolf. Das Angebot wird auch für berufstätige Eltern als "ausreichend" betrachtet.

Das sieht Denise Bastian anders. Wenn sie einen kompletten Arbeitstag hat, reicht die Kita-Betreuung nicht aus - oder sie kann ihre Arbeitszeiten nicht einhalten. "Man muss immer organisieren", sagt sie. Mal springt ihr Mann ein, mal die Schwägerin. Aber Tagesmütter, die regelmäßig unterstützen könnten, seien nach ihrer Erfahrung schwer zu finden. Die 38-Jährige hat mit anderen Müttern gesprochen, die ähnliche Probleme haben. "Und was ist mit Auszubildenden?", fragt sie. Auch für diese sei das Angebot nicht ausreichend.

Tillmann Lonnes kennt solche Anfragen wie die von Denise Bastian. In solchen Fällen würden aber nur "individuelle Lösungen" helfen: "Über das Kreisjugendamt könnte eine Tagesmutter vermittelt werden", sagt Lonnes. Er hält die Kita-Zeiten für ausreichend. "Neun Stunden sind - insbesondere für Kinder unter drei Jahren - ja schon eine lange Zeit."

Was Denise Bastian sich wünscht: "Mehr Flexibilität in de Kitas." Die nächste Chance bietet die Großtagespflege in Hochneukirch, die zurzeit umgebaut wird.

(NGZ)
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