Jüchen Erster Schultag für Flüchtlingskinder

Jüchen · Nach Berichterstattung der NGZ hat das Schulamt der Sekundarschule acht junge Flüchtlinge zugewiesen. Ihr Unterricht beginnt heute.

 Schulleiter Georg Broens und Stellvertreterin Susanne Schumacher freuen sich auf die acht neuen Schüler, die heute erstmals kommen.

Schulleiter Georg Broens und Stellvertreterin Susanne Schumacher freuen sich auf die acht neuen Schüler, die heute erstmals kommen.

Foto: Lothar Berns

Heute ist Einschulung - zumindest für acht Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren, die seit Monaten, in einigen Fällen seit einem Jahr, nicht mehr unterrichtet wurden. Es sind Kinder von Flüchtlingen, die der Gemeinde Jüchen dauerhaft zugewiesen wurden. Sie werden ab heute eine Seiteneinsteigerklasse an der Jüchener Sekundarschule besuchen.

Ob die Kids davon begeistert sind, wieder regelmäßig zur Schule zu müssen, kann Bürgermeister Harald Zillikens nicht sagen. Der Verwaltungschef aber ist froh, dass dieses Problem vorerst gelöst ist. Das führt Zillikens nicht zuletzt auf die Berichterstattung durch unsere Redaktion zurück. "Das hat einiges ausgelöst", sagt er.

Recht emotional hatte er sich in der jüngsten Ratssitzung geäußert und seinem Unmut über die Vorgehensweise der Bezirksregierung Luft gemacht, die seiner Ansicht nach für den Deutschunterricht von Flüchtlingskindern zu wenige Lehrer bereitstellte. Statt der zweieinhalb Lehrerstellen allein für Jüchen habe die Bezirksregierung dann allerdings nur vier Stellen für den gesamten Rhein-Kreis Neuss bewilligt - keine davon für die Gemeinde Jüchen. In der anschließenden engagierten Diskussion hatten die Ausschussmitglieder für "eigene "Jüchener Wege" plädiert und sich dafür ausgesprochen, den Schulbesuch der Flüchtlingskinder in Eigenregie zu übernehmen.

Das wiederum rief offenbar die Bezirksregierung auf den Pan. Und nicht nur die. Pensionierte Lehrer meldeten sich im Jüchener Rathaus, um ihre Hilfe anzubieten. "Vom WDR-Fernsehen kam eine Dreh-Anfrage: Wenn wir den Unterricht selbst organisieren würden, wollten sie darüber berichten", erzählt Zillikens, der auch jetzt dabei bleibt: "Ich hätte das gemacht und den Schulbesuch selbst organisiert. Wir müssen doch zeigen, dass es nicht geht, uns so hängenzulassen."

Immerhin: Die Bezirksregierung wurde tätig und teilte die Kinder der Jüchener Sekundarschule zu. Die hatte sich bereiterklärt, die Mädchen und Jungen aufzunehmen. "Das ist eine Frage der sozialen Verantwortung", sagt die stellvertretende Schulleiterin Susanne Schumacher. "Dank einer guten Lehrerbesetzung sind wir auch personell in der Lage, das umzusetzen", berichtet Schuleiter Georg Broens. Am Standort Hochneukirch erhalten die acht Kinder - weitere kommen möglicherweise noch dazu - wöchentlich mindestens zwölf Stunden Deutschunterricht. Dazu gehört für die meisten auch das Erlernen der lateinischen Schrift, haben sie in ihren Heimatländern doch oftmals arabische Schriftzeichen benutzt. Aber auch ganz lebenpraktische Dinge wie das richtige Deuten von westeuropäischer Gestik oder das Fahren mit einem Linienbus wollen eingeübt werden.

Nach und nach könnten sie dann am Unterricht in Fächern wie Musik, Sport und Kunst teilnehmen und je nach Lernfortschritt im Deutschen in Regelklassen wechseln, erläutert Susanne Schumacher. "Einige sind äußerst wissbegierig und haben schon eine Menge aufgeschnappt", sagt sie.

"Wir sind der Schule sehr dankbar", versichert Zillikens, "wir werden sie nach Kräften unterstützen." Der Hauptausschuss hat sich dafür ausgesprochen, für die Integration von Flüchtlingen 50.000 Euro für Sachmittel in den Haushaltsplan für das Jahr 2016 aufzunehmen.

Ganz zufrieden ist Zillikens mit der Situation allerdings noch nicht: "Wir werden die Schulrätin erneut anschreiben, denn dies kann ja allenfalls eine Übergangslösung sein", macht er deutlich. Zumal Zillikens davon ausgeht, dass die Zahl der dauerhaft zugewiesenen Flüchtlinge - und damit der schulpflichtigen Kinder im Gemeindegebiet - künftig sogar noch ansteigen wird.

(NGZ)
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