Jüchen Es liegt was in der Luft

Jüchen · Ob in Jüchen besonders viel krebserregender Feinstaub vorkommt, soll in den nächsten Monaten eine Messstation an der Birkenstraße zeigen. Der Braunkohletagebau und die nahe Autobahn könnten die Werte erhöht haben.

Mitten im Wohngebiet an der Birkenstraße steht ein großer, grünlicher Container, aus dem mehrere Antennen und Kabel herausragen. Der klobige Kasten brummt ständig wie ein zu groß geratener Kühlschrank. Innen drin ist er vollgestopft mit modernster Technik. Marianne Koch schaute gestern morgen zwar etwas irritiert, als der Lkw den Container direkt vor ihrem Grundstück ablud. Das weiße Schild an der Außenwand hat sie aber schnell beruhigt: „Messstation zur kontinuierlichen Überwachung der Luftqualität in NRW“ steht darauf.

Das Gerät mit dem sperrigen Namen „Luftqualitäts-System“ (LuqS) ist eine Messstation für Feinstaub. Sie soll in den nächsten Monaten die Jüchener Luft überprüfen. Die Gemeinde hat bereits 2005 die Aufstellung der Anlage beantragt.

Messungen im Mikrobereich

Offiziell beginnt der Betrieb am 1. Mai und wird dann voraussichtlich sieben Monate dauern. Die ersten Ergebnisse sind bereits ab Dienstag auf der Internetseite des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz einsehbar. Rolf Schwartz, Angestellter des Landesamtes, warnt allerdings: „Erste Aussagen zu den Ergebnissen können wir frühestens in drei bis vier Monaten machen.“

Die Gemeindeverwaltung ist nach Aussage von Fachdienstleiter Heinz Kunze daran interessiert, objektive Daten zu bekommen, die die Feinstaubdiskussion versachlichen helfen. Welche Stoffe kommen vom Braunkohletagebau, welche von der nahe gelegenen Autobahn? All diese Dinge kann LuqS erklären. Mit Hilfe von meteorologischen Messinstrumenten, bestimmt das Gerät die genaue Windrichtung und kann so zeigen, woher welche Partikel geweht kommen. „Wir reden hier über Teilchen, die kleiner als zehn Mikrogramm sind“, erklärt Schwartz. Feinstaub gilt gemeinhin als krebserregend. Das Gerät saugt die Jüchener Luft an und schickt sie durch Filter und Schläuche. Computer werten die dabei entstehenden Informationen aus. Per Telefonleitung werden die Daten dann an die Zentrale in Essen gesendet. Alle fünf Sekunde wird gemessen. Eigentlich läuft alles vollautomatisch. Nur bei Störungen, die der Computer ebenfalls der Essener Leitstelle anzeigt, kommt ein Techniker vorbei. Oder die Jüchener Polizei. Schwartz erklärt, dass LuqS quasi einbruchsicher ist. Sensoren zeigen sofort an, wenn jemand versucht in den Container einzusteigen. Sollte es dennoch jemand versuchen, würden die Essener die Beamten vor Ort alarmieren.

Marianne Koch nimmt das Gebrumme und den Anblick von LuqS vor ihrer eigenen Haustür gerne in Kauf. „Mich stört das nicht. Ich finde es gut, dass der Feinstaub gemessen wird.“

(RP)
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