Jüchen Flüchtlinge - gefördert und gefordert

Jüchen · Die Gemeinde Jüchen tut alles zur Integration von Flüchtlingen, erwartet aber auch, dass die Asylbewerber deutsche Gesetze und Gebräuche beachten. Klare Ansagen gibt es für Muslime, die im Rathaus nicht mit Frauen sprechen wollen.

 Ehrenamtler erteilen in Jüchen Flüchtlingen Deutschunterricht. Im Gegenzug können sie erwarten, dass dieses Integrationsangebot durch Akzeptieren der deutschen Gesetze und Gebräuche angenommen wird.

Ehrenamtler erteilen in Jüchen Flüchtlingen Deutschunterricht. Im Gegenzug können sie erwarten, dass dieses Integrationsangebot durch Akzeptieren der deutschen Gesetze und Gebräuche angenommen wird.

Foto: Lber

Der Integration von Flüchtlingen nehmen sich in Jüchen viele Menschen an, Ehrenamtler ebenso wie die Gemeinde, die ihre Integrationsstelle dafür eigens ab Mai erweitern wird. Doch Integration ist keine Einbahnstraße, sie bedingt auch, dass Asylbewerber die Gesetze sowie die Sitten und Gebräuche in Deutschland beachten und achten: Das verdeutlichte Bürgermeister Harald Zillikens jüngst bei der Bürgerinformation der CDU anhand eines Beispieles aus der Praxis: Ein muslimischer Flüchtling habe ein Anliegen gehabt, für das die Integrationsbeauftragte zuständig sei: "Als er mir sagte, er werde mit einer unverheirateten, unverschleierten Frau nicht sprechen, habe ich dem Mann gesagt. Entweder er spricht mit der Integrationsbeauftragten oder er verlässt sofort das Rathaus", berichtete Zillikens.

Er sei da für klare Ansagen: "Ich hänge auch in meinem Dienstzimmer das Kreuz nicht von der Wand", bekräftigte der Bürgermeister. Und er erwarte eben auch von muslimischen Flüchtlingen, Frauen zu respektieren und ihnen auch die Hand zu geben, wie es in Deutschland nun mal üblich sei. In Jüchen gebe es bislang keine Anzeichen dafür, dass Flüchtlinge die deutschen Gesetze nicht beachteten. Zillikens: "Es gibt kaum Polizeieinsätze bei den Flüchtlingen, und wenn, dann hat es sich nur um Auseinandersetzungen innerhalb von Familien gehandelt", so habe ihm die Polizei berichtet. Ihm pflichtete auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke bei: "Ich darf als Chef der Kreispolizei versichern, dass nicht nur liebe Menschen zu uns kommen. Es waren aber auch, bevor die Flüchtlinge zu uns kamen, nicht nur liebe Menschen hier."

Neben der Beachtung von Gesetzen und den kulturellen Gegebenheiten des Gastlandes sei allerdings das Erlernen der deutschen Sprache die wichtigste Voraussetzung für die Integration, betonte der Landrat. Die zwar lobenswerten Deutschkurse, die auch in Jüchen von Ehrenamtlern angeboten würden, reichten auf Dauer nicht aus. Deshalb biete der Rhein-Kreis Neuss jetzt Deutschkurse mit 320 Unterrichtseinheiten insbesondere für Flüchtlinge mit Bleibeperspektive an (gemeint sind Syrien, Irak und Afghanistan). Außerdem bemühten sich die Schulen immer mehr, auch Seiteneinsteigerklassen (mit Deutschförderunterricht) für Flüchtlingskinder zu bilden, informierte der Landrat.

Laut Zillikens hat es Jüchen bis dato geschafft, alle schulpflichtigen Flüchtlingskinder an den örtlichen Schulen unterzubringen und auf Wunsch auch Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen. Denn dort lernten die Kinder Deutsch, integrierten sich am besten und schnellsten, beobachtet Zillikens. Und der Landrat erzählte anschaulich, wie beeindruckt er vom Lernwillen junger Flüchtlinge sei: "Wenn ich in so eine Klasse mit 16-jährigen Flüchtlingen gehe, dann sehe ich leuchtende Augen. Die wollen lernen. Bei deutschen Schülern fehlt mir oft dieses Leuchten in den Augen." Deshalb sei es auch so wichtig, dass diejenigen, die lernen wollten, auch schnell in Arbeit gebracht und nicht zu Transferleistungsempfänger erzogen würden, sagte Hans-Jürgen Petrauschke.

(NGZ)
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