Jüchen Flüchtlingsgegner heute bei Zillikens

Jüchen · Bürger aus Bedburdyck wollen heute dem Bürgermeister ihre Argumente gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen "Lindenhof" darlegen. Der hält aber an dem Projekt fest und wehrt sich gegen das Schüren von Ängsten.

Heute wollen zwei Delegationen aus Bedburdyck dem Bürgermeister die Gründe für ihre Ablehnung der geplanten Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen "Lindenhof" darlegen. Im Vorfeld hat Harald Zillikens am Montagabend im Hauptausschuss unter dem Beifall und der Unterstützung aller Fraktionen seine Position erneut untermauert: "Ich werde an dem Projekt Lindenhof festhalten", sagte er. Die Sorgen und Fragen der Bürger nehme er ernst, nicht aber Pauschalurteile über Flüchtlinge und das Schüren von Ängsten: "Da, wo es die meisten Flüchtlinge gibt, haben wir keinerlei Probleme. Aber da, wo es noch keine Flüchtlinge gibt, werden Probleme gemacht", wundert sich der Bürgermeister.

Er werde auch daran festhalten, die Flüchtlinge dezentral in kleinen Einheiten unterzubringen, um die Integration zu fördern und auf die Belegung von Turnhallen verzichten zu können, betonte Zillikens. Auch für diese Aussage bekam er Lob und Unterstützung aus allen Fraktionen. Besonders deutliche Worte zu dem Widerstand aus Bedburdyck fand Holger Tesmann von der SPD: "Ich frage mich, was man tun kann gegen solch eine Haltung und wie man sie vielleicht sogar therapeutisch behandeln kann?", fragte er.

Zillikens antwortete: Er hoffe, dass er die Kritiker dazu bringen könne, von ihrer pauschalen Sicht einer undefinierten Flüchtlingsmasse abzurücken und sich womöglich selbst in die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit einzubringen. Mehrfach wehrte sich der Bürgermeister auch, unterstützt von den Fraktionssprechern, gegen Falschdarstellungen aus Bedburdyck: Es sei eben kein Brandanschlag gewesen, und es handele sich nicht um 35 junge Männer aus Nordafrika, die in den ehemaligen "Lindenhof" einziehen sollten, widersprach Zillikens den Behauptungen von Flüchtlingsgegnern aus Bedburdyck. Die Belegungsobergrenze für das Gebäude seien 30 Personen. Und wer wann ankomme und für die Unterbringung in Bedburdyck in Frage komme, das wisse er schlicht und einfach nicht. Bis dato sei noch nicht einmal über den Bauantrag des Eigentümers zur Umnutzung der ehemaligen Gaststätte entschieden. Zillikens will den Bedburdyckern, die sich heute bei ihm angesagt haben, aber auch noch einmal die tatsächlichen Relationen vor Augen halten: Von den insgesamt 37 Wohnungen, die die Gemeinde für Flüchtlinge angemietet habe, seien Hochneukirch mit 117 Personen in 27 Wohnungen und Jüchen mit 90 Personen in zehn Wohnungen schwerpunktmäßig betroffen. An den insgesamt fünf Straßen, an denen sich die Wohnungen befinden, gäbe es keinerlei Beschwerden oder Probleme, im Gegenteil: "In Bedburdyck leben schon seit Monaten neun Flüchtlinge in einem Privathaus. Und keiner hat's gemerkt", sagt Zillikens und fügt hinzu: "Wie gut die Integration da funktioniert, zeigt auch die Tatsache, dass die Eigentümerin mit in dem Haus lebt."

Und wie immer, so wurde auch diesmal wieder im Ausschuss gefragt, wie viele Flüchtlinge Jüchen noch zu erwarten habe. Ebenfalls, wie zuvor schon so oft gehört, konnte Zillikens nur sagen: "Ich weiß es nicht." Eigentlich sei alles "ein Stück weit Kaffeesatzleserei", gab der Bürgermeister zu und erläuterte, wie die Gemeinde dennoch mit Planzahlen arbeitet, um überhaupt ein Handlungskonzept zu haben: "Im Moment kommen etwa sechs Flüchtlinge pro Woche, das sind hochgerechnet aufs Jahr 300. Zu den in Jüchen bereits lebenden Flüchtlingen müssten wir weitere 150 aufnehmen, wenn die Notunterkunft des Landes nicht mehr gebraucht wird. Dann wären wir bei 500 plus 300, also mindestens 800 Plätzen, die wir für Flüchtlinge bereithalten müssten", rechnete Zillikens vor, sagte aber auch: "Wenn wir die Zahlen von November/Dezember zugrundelegen, dann werden es deutlich mehr."

(NGZ)
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