Jüchen Flüchtlingshelfer bleiben einsatzbereit

Jüchen · Für die fest zugewiesenen Flüchtlinge in Jüchen bieten die ehrenamtlichen Helfer aus Kelzenberg weiterhin Deutschunterricht und das internationale Café an. Für die Landesnotunterkunft als "Puffer" sind die Helfer im Standby.

 Christiane Hambsch gehört zu den Lehrern der evangelischen Kirchengemeinde Kelzenberg, die Flüchtlingen jede Woche Deutschunterricht erteilen.

Christiane Hambsch gehört zu den Lehrern der evangelischen Kirchengemeinde Kelzenberg, die Flüchtlingen jede Woche Deutschunterricht erteilen.

Foto: Lber

Die mittlerweile leere Notunterkunft für Flüchtlinge an der Odenkirchener Straße soll der Gemeinde Jüchen zwar nur noch als "Puffer" dienen. Doch während die Landeszuweisungen nun vorerst die umliegenden Großstädte betreffen, so muss Jüchen doch mit weiteren fest zugewiesenen Flüchtlingen rechnen. Die Gemeinde stellt sich auf 800 für dieses Jahr ein - es können aber gut auch mehr oder weniger sein.

Wohnraum und Unterkünfte gilt es weiterhin zu beschaffen, aber auch eine aktive Betreuung, die nur durch ehrenamtliches Engagement möglich ist. Und dafür steht weiterhin die Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirchengemeinde Kelzenberg bereit. Die Gemeinde baut derzeit das ehemalige Bürgerhaus in Priesterath sowie in Bedburdyck eine ehemalige Gaststätte für 54 Flüchtlinge um. Bürgermeister Harald Zillikens hat außerdem an alle Jüchener appelliert, der Gemeinde unbedingt freie Mietwohnungen zu melden.

Von Kelzenberg aus läuft indes das umfangreiche Programm der ehrenamtlichen Hilfe für die dauerhaft in der Gemeinde lebenden Flüchtlinge weiter. Die Vereinbarung mit der Gemeinde zur Betreuung der Notunterkunft gilt laut Pfarrerin Gabi Beuscher bis auf Weiteres. Wenn die Unterkunft wieder neue Zuweisungen erhalte, dann hoffe sie, das bestehende Helferpotenzial auch wieder für den Einsatz motivieren zu können. Derweil hat sich der Zulauf auf den Deutschunterricht, den die Flüchtlingshilfe Kelzenberg jeden Mittwochnachmittag in der Grundschule Jüchen für Erwachsene und Kinder anbietet, gefestigt und gesteigert, wie Beuscher berichtet. Einmal seien sogar keine Stühle mehr da gewesen, so viele Lernwillige seien gekommen. Die Pfarrerin freut sich besonders darüber, dass nach anfänglichem Zögern auch die Flüchtlingsfrauen mittlerweile zum Deutschunterricht kommen. In Spitzenzeiten seien 40 Besucher in den Lerngruppen.

Am 19. Februar öffnet auch wieder das internationale Café im Gemeindehaus Kelzenberg, wie jeden dritten Freitag im Monat von 17 bis 19 Uhr. Ein Helferteam backt selbst Kuchen und bietet Raum für Gespräche, Möglichkeiten zum Spielen, einen Treffpunkt: "Das Foyer ist immer voll. Und es kommen auch jedes Mal Kelzenberger Bürger dazu, die Mischung ist gut", freut sich Gabi Beuscher. Und dass, obwohl Kelzenberg schließlich ein Dorf sei und nicht gerade zentral liege für die Flüchtlinge aus Jüchen. Geschickterweise gibt es den Infoflyer für das Café in fünf Sprachen mit Angaben der Busverbindungen nach Kelzenberg.

Die Pfarrerin hat aber auch ganz persönliche Erlebnisse, die sie motivieren, die Flüchtlingsarbeit weiterhin im Fokus zu behalten: Da ist ein afrikanischer Christ namens Pius, der engen Kontakt zur Gemeinde Kelzenberg hat, nun aber weitweg in ein Dörfchen im Weserbergland verschlagen wird. Er leidet, kennt niemanden, fühlt sich isoliert und verloren, teilt er Beuscher mit. Doch als die Pfarrerin den Namen des "Kaffs" hört, wo Pius so leidet, glaubt sie einmal mehr an die Fügung: "Ausgerechnet da wohnt meine Lieblingscousine. Ich habe sie angerufen: Gisela, ich habe eine Aufgabe für dich, Pius geht es schlecht", erzählt die Seelsorgerin und freut sich, dass sie "ihren" Flüchtlingen manchmal auch in der Ferne noch helfen kann.

Für Kelzenberg seien die Flüchtlinge eine Chance: "Sie öffnen uns den Blick dafür, wie reich wir doch sind und welche Freude es macht, helfen zu können", sagt Beuscher. Sie unterscheidet aber zwischen einer anfänglichen Euphorie zu helfen und einer auf Dauer angelegten Motivation, denn dazu gehöre es auch, gesunde Grenzen zu setzen, um alle gleich behandeln zu können.

(NGZ)
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