Jüchen Freches Kabarett begeistert in der Hofkirche

Jüchen · Was der Djihad mit Luther zu tun hat, machte die Kabarettgruppe "Klüngelbeutel" in Jüchen klar.

Für eine volle Hofkirche sorgte jetzt das Kirchenkabarett "Klüngelbeutel" mit dem Stück "Djihad in Wittenberg" als einem ganz besonderen Beitrag zum Luther-Jahr. Der Abend war informativ, erhellend, provozierend und gewürzt mit sehr viel Spielfreude und tollen Kostümen. Und es war auch ein Bildungsabend. Die rund 150 Zuschauer erfuhren unter anderem, dass "Djihad" im Kern die hochengagierte Bemühung auf dem Weg Gottes bedeutet und nicht das Zünden von Bomben oder ähnlicher Terror. Unter diesem Aspekt sei Luther auch ein Djihadist gewesen.

Wolfram Behmenburg, Jahrgang 1954 und Pfarrer in Köln-Weiden, verkörperte den großen Reformator. Und der Regisseur Joschi Vogel hatte für ein Kontrastprogramm gesorgt: Luther neben einer Frau in einer schwarzen Burka (Ulrike Behmenburg, Jahrgang 1957 und von Beruf Sozialpädagogin). Dieser Anblick wird vielen Zuschauern einiges an Toleranz abverlangt haben, und es klang schon ein wenig naiv, als die Frau erklärte: "Ich bin auch ein Mensch." Und: "Der Islam gehört zu Deutschland." Mit Kopftuch fast schon nackt wirkend, erklärte Ulrike Behmenburg als Tochter eines türkischen Müllmanns, wie ihr Vater sich voll dem Stadtreinigungsamt verschrieben hatte.

Luther - bekleidet mit einem schwarzen Gewand und dem so typischen Hut - wurde zum Rapper, da reimte sich "Kirchenspalter" auf "Durchgeknallter". "Ja, man muss mich einfach lieben", erklärte der Mann, der nicht nur den Ablasshändlern in die Suppe spuckte. Begleitet wurden die beiden Akteure von Pfarrer Walter Kunz am Keyboard. Die Zuschauer sangen die türkische Version von "Ein feste Burg ist unser Gott" mit und erlebten unter anderem Kardinal Woelki in vollem Ornat, verkörpert von Wolfram Behmenburg. Der schmiedete Pläne für eine feindliche Übernahme der evangelischen Christen mitsamt ihres Luthers. Sein Plan: Den Reformator zum Heiligen erklären.

"Klüngelbeutel" wurde immer wieder auch politisch: Da war die Rede von Euro-Hüter Mario Draghi, der evangelisch werden wolle, weil die Katholiken und Orthodoxen, Länder wie Italien, Spanien und Griechenland nicht mit dem Euro umgehen könnten. Auch hier leise Kritik an den bestehenden Wertvorstellungen.

Behmenburg trat auch als Salafist auf, der sich überzeugen ließ, dass der Hauptschulabschluss doch die bessere Alternative zum Terror sei. Immer wieder tauchte Luther auf mit flotten Sprüchen wie diesem: "Hast Du Sorgen, hast Du Ärger, frag' mal schnell den Wittenberger." Die Kölner Kirchen-Kleinkünstler konnten das Publikum überzeugen - das gelang, auch wenn man im Detail vielleicht nicht einverstanden war. Aber das passt ja zum Luther-Jahr.

(NGZ)
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