Jüchen Gemeinde ersteigert Häuser für Flüchtlinge

Jüchen · Offensiv an den Wohnungsmarkt geht die Gemeinde Jüchen. Sie bietet bei Zwangsversteigerungen von Häusern mit und erwirbt Wohnraum. Sie verfolgt ihr Konzept, Flüchtlinge sozialverträglich zu integrieren.

Ungewöhnliche und vor allem offensive Wege geht die Gemeinde Jüchen bei der Beschaffung von Wohnraum für Flüchtlinge: Sie bietet bei Zwangsversteigerungen mit, um möglichst preisgünstig an Häuser zu bekommen. "Wir lassen die Objekte zuerst bewerten und legen dann für uns ein Limit fest. Bis zu dieser Grenze bieten wir dann mit", berichtet Bürgermeister Harald Zillikens auf Nachfrage unserer Redaktion.

Zweimal habe sich die Gemeinde bislang an Gebäudeversteigerungen beteiligt und werde dies, wenn sich weitere Gelegenheiten böten, auch künftig tun, sagt der Bürgermeister. Außerdem verrät Zillikens: "Wir haben zwar in beiden Fällen nicht den Zuschlag bekommen und sind überboten worden. Das macht aber nichts. Im Schluss sind die Objekte doch noch der Gemeinde angeboten worden. Wir haben einen Dringlichkeitsbeschluss herbeigeführt und sie gekauft. So würden wir das auch bei anderen geeigneten Objekten tun", berichtet Zillikens. Drei bis vier weitere Immobilienangebote prüfe die Gemeinde aktuell. Dabei handele es sich um Häuser, aber auch um Wohnungen.

"Städtebaulich ist es sinnvoll, Wohnraum zu erwerben, der auf Dauer genutzt und in Mietwohnungen umgewandelt werden kann. Container oder Zelte haben nichts mit Nachhaltigkeit zu tun und verursachen extreme Kosten", betont Zillikens. "Da gehen wir doch lieber in den Wohnungsmarkt", bekräftigt der Bürgermeister die Strategie der Gemeinde. Denn mit Containern habe man bekanntlich in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht, erinnert sich der Bürgermeister.

Aber Häuser und Wohnungen für Flüchtlinge, dezentral auf das Gemeindegebiet verteilt, seien weitaus sozialverträglicher als große Einheiten. "Ein Sechs-Familien-Haus, wie wir es auf der Obstwiese in Bedburdyck planen, ist doch nichts Asoziales", verwahrt sich der Bürgermeister gegen Protestler, die in einem Flugblatt den Eindruck erwecken wollten, dort solle ein Ghetto entstehen.

Große Lager, wie die Landesnotunterkunft im ehemaligen Lebensmittelmarkt an der Odenkirchener Straße, solle es für die der Gemeinde fest zugewiesenen Flüchtlinge ebenso wenig geben, wie die Unterbringung in Turnhallen, wiederholt Zillikens sein Credo. Die Landesunterkunft, deren Verträge zum 30. April auslaufen, wird laut Zillikens nur noch als Puffer bestehen bleiben. Die Container und das Zelt werden aber abgebaut, die Sicherheitskräfte und Sozialarbeiter dort nicht weiterbeschäftigt.

So werde die Gemeinde weiterhin auf dem Wohnungsmarkt die Augen aufhalten und kaufen, wenn es ihr Haushalt zulasse. "Wir hoffen ja immer noch, dass wir die avisierten Landesmittel auch tatsächlich bekommen. Bislang treten wir als Gemeinde immer noch für die Unterbringungs- und Integrationskosten in Vorleistung", beklagt Zillikens.

(NGZ)
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