Jüchen Gemeinde stellt Integrationslotsin ein

Jüchen · Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens rechnet mit rund 200 weiteren Flüchtlingen in diesem Jahr. Um sie soll sich ab sofort Elena Hundt (23) als erste Integrationslotsin kümmern. Die Gemeinde sucht weiterhin Mietwohnungen.

 Die 23-jährige Elena Hund hat die neue Aufgabe der Integrationslotsin im Jüchener Rathaus übernommen. Sie kümmert sich - neben ihren Aufgaben im Sozialamt - um Asylbewerber.

Die 23-jährige Elena Hund hat die neue Aufgabe der Integrationslotsin im Jüchener Rathaus übernommen. Sie kümmert sich - neben ihren Aufgaben im Sozialamt - um Asylbewerber.

Foto: L. berns

Mit "drei bis vier Asylbewerbern pro Woche" rechnet Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens zurzeit. "Das stellt uns vor eine große Herausforderung", sagte der Verwaltungs-Chef gestern bei einer Pressekonferenz. Zum einen wolle er die Flüchtlinge "gut und menschenwürdig unterbringen", zum anderen wolle die Verwaltung bei der Integration helfen. Doch das Team im Sozialamt um Leiterin Annerose Böhm-Weyestrass hat seine Grenzen erreicht: "Wir haben dort Anfang des Jahres eine zusätzliche halbe Stelle eingerichtet", so der Bürgermeister. Dennoch schieben die fünf Mitarbeiter Überstunden. Um sie zu entlasten, kümmert sich ab sofort Elena Hund als erste Integrationslotsion um die Neuankömmlinge in der Gemeinde.

Elena Hund (23) arbeitet seit dem Abitur vor vier Jahren im Jüchener Rathaus. Ihre Ausbildung für den gehobenen Dienst hat sie abgeschlossen; bisher war sie im Ordnungsamt tätig. Die junge Frau aus Garzweiler freut sich auf ihre neue Aufgabe, Sprachbarrieren sieht sie dank ihrer Englisch- und Französischkenntnissen nicht. "Zudem können auch Kollegen aus dem Bauhof oder Familienmitglieder beim Dolmetschen helfen", sagt Hund. Sicherheitsbedenken hat Bürgermeister Zillikens bei dieser Aufgabenübertragung nicht: "Die Räume im Sozialamt sind - nach dem Mord im Neusser Jobcenter - mit einem zweiten Fluchtweg, Paniktüren und einem Alarmknopf ausgestattet." Zudem verweist er darauf, dass es bisher nur vereinzelte Problem mit Asylbewerbern gegeben habe: "Mal eine nächtliche Meinungsverschiedenheit, mal eine illegale Übernachtung in einer Unterkunft" hätten Einsätze von Polizei oder Ordnungsamt erforderlich gemacht.

Hunds wichtigste Aufgabe wird das Aufspüren von neuem Wohnraum sein. "Die Gemeinde sucht weiterhin dringend Mietwohnungen für Flüchtlinge", sagt der Bürgermeister. Bisher konnte nur vereinzelt Mietverträge unterschrieben werden. Hergerichtet ist etwa ein Objekt an der Bahnhofstraße, das Platz für 30 Bewohner bietet. Die Verwaltung prüft zudem den früheren "Netto"-Markt an der Odenkirchener Straße und eine Wohnung an der Wilhelmstraße 8 als mögliche Unterkünfte. "Ab 2016 könnten wir zudem die Räume der Hauptschule an der Gartenstraße nutzen", so Zillikens. Letzte Alternativen stellten Turnhallen oder Bürgerhäuser als Unterkünfte dar.

Elena Hund soll Asylbewerbern auch dabei helfen, sich am neuen Aufenthaltsort zu orientieren. So kann sie Tagesstätten-Plätze oder gemeinnützige Tätigkeiten vermitteln. "Bisher sind 50 Asylbewerber in diesem Rahmen tätig; gern wären es mehr", erläutert Annerose Böhm-Weyestrass. Diese erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 1,05 Euro pro Stunde und ein kostenfreies Sozialticket. Dafür helfen sie etwa bei der Pflege von öffentlichem Grün, halten die Asylunterkünfte sauber, springen als Hausmeister ein oder sind für die Ausgabe der Existenzhilfe tätig. "Zurzeit prüfen noch die Kirchen, welche Tätigleiten sie anbieten können", sagte der Bürgermeister.

(NGZ)
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