Jüchen Gemeinde übernimmt 70 Flüchtlinge

Jüchen · In Eigeninitiative bringt Jüchen Flüchtlinge aus der Landes-Notunterkunft dauerhaft unter.

Wenn die Landesunterkunft für Flüchtlinge an der Odenkirchener Straße am 30. April aufgegeben wird, dann dürfen knapp 70 Flüchtlinge weiterhin in Jüchen bleiben: Dieses ungewöhnliche Vorgehen hat Bürgermeister Harald Zillikens der Bezirksregierung Arnsberg vorgeschlagen und die Genehmigung erhalten: "Wir wollen mehr Planungssicherheit haben", begründet Zillikens das Vorhaben. Denn nach Auslaufen der Notunterkunft müsste die Gemeinde normalerweise wieder mit neuen Festzuweisungen von Flüchtlingen rechnen, so hat sie drei Monate lang "Ruhe".

"Wir hatten im Januar in einer Woche 25 Flüchtlinge fest zugewiesen bekommen, in einer anderen kamen gar keine", berichtete Zillikens in der Bürgerinformation am Mittwochabend. Es habe enorme Anstrengungen gekostet, mit der Unwägbarkeit zurechtzukommen: "Wir müssen schließlich nicht nur den Wohnraum, sondern auch die komplette Erstausstattung von der Küche über das Schlafzimmer bis zur Bettwäsche stellen", verdeutlichte der Bürgermeister.

Die 70 Flüchtlinge, die nun aus der Notunterkunft in privaten, von der Gemeinde gemieteten oder gekauften Wohnraum einziehen dürfen, sind laut Zillikens von der Caritas und dem Kelzenberger Pfarrerehepaar Beuscher ausgesucht worden. Denn die haben gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern die Notunterkunft betreut und kennen die Flüchtlinge. Ausgewählt wurden hauptsächlich Familien: "Es ist unser Ziel, alle in Mietwohnungen unterzubringen", betonte der Bürgermeister und wiederholte auch in dieser Bürgerversammlung das Postulat der Gemeinde: "Flüchtlinge sollen dezentral in möglichst kleinen Einheiten in städtischem Eigentum oder in Mietwohnungen leben, weil sie so die besten Chancen zur Integration haben." Die Gemeinde habe aktuell 80 Wohnplätze in Reserve, könne die Flüchtlinge also gut unterbringen.

Nach wie vor sind knapp 350 Flüchtlinge der Gemeinde Jüchen fest zugeordnet, die 70 aus der Notunterkunft kommen ab Ende April/Anfang Mai hinzu. Flüchtlinge aus den sogenannten sicheren Herkunftsländern in Nordafrika sind seit einigen Monaten nicht mehr nach Jüchen geschickt worden. Sie werden vom Bundesland nicht mehr in die Kommunen weitergeleitet, wie Zillikens informierte. In der Hauptsache werde die Gemeinde künftig wohl weitere Flüchtlinge mit sicherer Bleibeperspektive aus Syrien, Irak, Iran und Eritrea zugewiesen bekommen. 248 männliche und 101 weibliche Flüchtlinge leben zur Zeit in Hochneukirch, Jüchen und vereinzelt in den umliegenden Dörfern. Interessant ist die Altersstruktur: Nur 63 der insgesamt 249 Flüchtlinge sind älter als 35 Jahre. Es gibt 85 Kinder bis zu 14 Jahren, 92 bis zu 25-jährige und 109 bis zu 35-jährige Flüchtlinge.

(NGZ)
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