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Jüchen Geschichte der Hofkirche zum Anfassen

Jüchen · Zum Luther-Jahr soll auch der Nachwuchs der evangelischen Hofkirchengemeinde die geschichtlichen Wurzeln der Gemeinde kennenlernen. Geschichte zum Anfassen gibt es im Kirchenarchiv: Abendmahlskelche und alte Bibeln.

 Abendmahlskelch und Oblatengefäß für Krankenbesuche aus dem Jahre 1888.

Abendmahlskelch und Oblatengefäß für Krankenbesuche aus dem Jahre 1888.

Foto: Gundhild Tillmanns

Im Luther-Jahr besinnt sich die evangelische Hofkirchengemeinde Jüchen auch im besonderen Maße auf ihre eigene Geschichte, die es im Wortsinne dort zum Anfassen gibt. Auf dem Speicher des Gemeindeamtes sind die Schätze der Vergangenheit in Form von Abendmahlsgefäßen, alten Bibeln, Büchern und sonstigen Dokumenten gut gehütet. Das älteste und wertvollste Stück ist auf den ersten Blick das Unscheinbarste: ein wenig schmuckvoller einfacher Zinnbecher. Dieser ist aber ein Originalabendmahlskelch aus dem Jahre 1647 mit aussagestarker Inschrift: "Ecclesia Reformatae in Juchen poculum 1647", sind dort in lateinischer Schrift zugleich auch die Reformation in Jüchen und damit der Bezug zu Martin Luther und den anderen Reformatoren dokumentiert.

 Ein nicht datiertes Abendmahlsgefäß.

Ein nicht datiertes Abendmahlsgefäß.

Foto: Gundhild Tillmanns

Als Hüterin der Schätze im Gemeindearchiv bewährt sich trotz ihres hohen Alters in ehrenamtlichem Einsatz immer noch die fast 82-jährige Irmgard Coenen. Sie hatte, als sie noch im Gemeindeamt angestellt war, das Archiv bis zu ihrer Pensionierung geordnet. "Früher gab es nur einen großen Eicheschrank in der Sakristei, wo alles aufbewahrt wurde", erinnert sie sich. Mit den Jahren wurde dann zunächst der älteste Bestand auch mit Hilfe des Landeskonservators in ein Findbuch gefasst und fachmännisch in Ordnern und Kartons in Metallschränken auf den Dachboden des Gemeindeamtes gebracht. Die neueren Dokumente der Gemeindegeschichte harren allerdings noch ihrer fachgerechten Archivierung.

"Früher sind die Leute viel öfter gekommen, um im Gemeindearchiv zum Beispiel Familienforschung zu betreiben, oder auch eine Doktorarbeit zu schreiben", stellt Coenen fest. Mit der fortschreitenden Digitalisierung habe das dann nachgelassen. Dabei ist es für die historisch interessierte Seniorin gerade ein besonderes Vergnügen, wirklich noch selbst mit der Hand in den uralten Folianten zu blättern und die Einträge auch in Sütterlinschrift zu lesen, die heute die meisten Menschen nicht mehr beherrschen. Doch es sei zu Zeiten, als das Gemeindearchiv noch für jeden offen war, auch viel Schaden entstanden: "Es sind sogar Seiten aus den Büchern herausgerissen und mitgenommen worden", erinnert sich Coenen. Deshalb sei der Besuch im Archiv seither nur noch mit Voranmeldung und unter Aufsicht möglich.

 Die älteste Bibel im Archiv ist nicht datiert. Sie enthält ein Vorwort von Martin Luther zum Neuen Testament.

Die älteste Bibel im Archiv ist nicht datiert. Sie enthält ein Vorwort von Martin Luther zum Neuen Testament.

Foto: Gundhild Tillmanns
 Irmgard Coenen mit dem ältesten Abendmahlskelch im Gemeindearchiv aus dem Jahre 1647.

Irmgard Coenen mit dem ältesten Abendmahlskelch im Gemeindearchiv aus dem Jahre 1647.

Foto: Gundhild Tillmanns

In "ihrem" Archiv hat Irmgard Coenen übrigens auch ganz persönliche Lieblingsstücke, die gar nicht mal die ältesten Dokumente sind. Im Gegenteil: Es sind Dokumente aus der Neuzeit, die an den Widerstand von Hofkirchenpfarrer Alfred Haarbeck gegen das Nazi-Regime künden. "Pfarrer Haarbeck hat mich noch konfirmiert", erinnert sich die bald 82-Jährige, die über Haarbecks Glaubenskampf in Zeiten des NS-Terrors auch für die neue Gemeindezeitung einen Aufsatz geschrieben hat. Und damit auch die junge Gemeindegeneration ihre Wurzeln kennenlernt und nicht vergisst, wird das Hofarchiv in der Veranstaltungsreihe zum Luther-Jahr für die Konfirmanden geöffnet.

(NGZ)
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