Jüchen Historiker ist Detektiv der Schlossgeschichte

Jüchen · Martin Wolthaus hat spannende Fakten zum Schloss Dyck parat. Und er sucht nach Bänden aus der versteigerten Schlossbibliothek.

Jüchen: Historiker ist Detektiv der Schlossgeschichte
Foto: Georg Salzburg

Ganz vorsichtig schlägt Martin Wolthaus das alte Fotoalbum auf. Er trägt dabei weiße Handschuhe aus Baumwolle, denn er weiß, dass das, was er da in seinen Händen hält, zumindest einen hohen ideellen Wert hat. "Das Album ist vor einigen Jahren bei einem Antiquitäten-Händler aufgetaucht", erzählt der Kunsthistoriker, der in seinem Element ist, wenn es um die Geschichte von Schloss Dyck geht. Auch wenn er sich die alten Schwarz-Weiß-Fotos in dem robust gebundenen Album ansieht, kann er einiges erzählen. "Die Fotos müssen vor 1897 entstanden sein. Denn bis zu diesem Jahr hatte das Schloss noch drei Etagen. Dann wurde es umgebaut."

 Der Kunsthistoriker Martin Wolthaus (rechts) beschäftigt sich mit der Geschichte von Schloss Dyck. Er zeigt alte Fotos, auf denen das historische Schloss und die heutige Bibliothek - bis 1897 ein Esszimmer - zu sehen sind (oben). Der Kunsthistoriker Martin Wolthaus (rechts) beschäftigt sich mit der Geschichte von Schloss Dyck. Er zeigt alte Fotos, auf denen das historische Schloss und die heutige Bibliothek - bis 1897 ein Esszimmer - zu sehen sind (oben). Der Kunsthistoriker Martin Wolthaus (rechts) beschäftigt sich mit der Geschichte von Schloss Dyck. Er zeigt alte Fotos, auf denen das historische Schloss und die heutige Bibliothek - bis 1897 ein Esszimmer - zu sehen sind (oben).

Der Kunsthistoriker Martin Wolthaus (rechts) beschäftigt sich mit der Geschichte von Schloss Dyck. Er zeigt alte Fotos, auf denen das historische Schloss und die heutige Bibliothek - bis 1897 ein Esszimmer - zu sehen sind (oben). Der Kunsthistoriker Martin Wolthaus (rechts) beschäftigt sich mit der Geschichte von Schloss Dyck. Er zeigt alte Fotos, auf denen das historische Schloss und die heutige Bibliothek - bis 1897 ein Esszimmer - zu sehen sind (oben). Der Kunsthistoriker Martin Wolthaus (rechts) beschäftigt sich mit der Geschichte von Schloss Dyck. Er zeigt alte Fotos, auf denen das historische Schloss und die heutige Bibliothek - bis 1897 ein Esszimmer - zu sehen sind (oben).

Foto: salz

Seit acht Jahren arbeitet der Historiker für die Schlossstiftung. Er erforscht die Geschichte, ordnet Kunstwerke in die jeweiligen Zeitepochen ein und ist darüber hinaus als Kurator für die Ausstellungen im Schloss verantwortlich. Der 43-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch komplexe Zusammenhänge so einfach zu erklären, dass sie jeder Besucher gut verstehen kann. Martin Wolthaus übt einen Beruf aus, der spannender ist als das, was wohl die meisten mit dem Arbeitsalltag eines Historikers in Verbindung bringen. "Manchmal vergleiche ich meine Arbeit mit einem Puzzle. Wenn ich genug Teile der Geschichte aufdecke und zusammensetze, erkenne ich irgendwann das Bild."

Tatsächlich könnte man die Arbeit von Martin Wolthaus manchmal mit der eines Detektivs vergleichen. Zum Beispiel wenn es darum geht, den Bestand der vor 24 Jahren versteigerten Schlossbibliothek wieder zusammenzubringen. "Die Versteigerung hat schon damals große Wellen geschlagen. Rund 16.000 Bände sind an Bieter aus ganz Europa verkauft worden", erzählt der Kunsthistoriker. Die Erben der letzten Fürstin von Schloss Dyck, die Anfang der 1990er Jahre gestorben war, sollen mit der Versteigerung der wertvollen Bibliothek die fällig gewordene Erbschaftssteuer bezahlt haben. Im Bestand waren laut Wolthaus auch aufwendig hergestellte Zeichnungen eines Pflanzenmalers sowie eines der ersten Bücher in niederländischer und nicht niederdeutscher Sprache. Damit ging ein bedeutender Schatz verloren.

Inzwischen versucht die Schlossstiftung, die Werke, die sich teils über Jahrhunderte im Familienbesitz befunden haben, mit Hilfe alter Bestandslisten zurückzukaufen. Bei dem alten Fotoalbum, in dem auch Aufnahmen von Dienern, Kutschfahrern und vom Schlosspark zu sehen sind, ist das gelungen. Unter dem Titel "Zurückgekehrt" werden einige Bücher (das älteste ist von 1571) und Alben wie dieses in einer Ausstellung im Schloss gezeigt. Sorgfältig sind sie von Wolthaus in Vitrinen aufgebaut worden.

Mit dabei sind einige Werke von Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773 bis 1861), der als Pflanzenforscher in die Geschichte einging. Er war auch ein begeisterter Kaktus-Sammler. Was viele nicht wissen: Es gibt zwei Pflanzengattungen, die nach Fürst Joseph benannt sind. Die "Dyckia" (Familie der Bromeliengewächse) und die "Salmea" (Familie der Korbblütler). "Es gibt noch viele weitere Pflanzen, die von ihm zuerst wissenschaftlich beschrieben wurden und daher sein botanisches Autorenkürzel tragen", erzählt Martin Wolthaus, der in seinem Alltag immer wieder vor neuen Herausforderungen steht. So muss er auch sehr praktische Probleme lösen - etwa Kunstwerke vor Sonneneinstrahlung schützen. Eines steht fest: Langweilig dürfte ihm so schnell nicht werden.

(cka)
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