Jüchen Hohe Kosten für Asylheim ohne Bewohner

Jüchen · Die Flüchtlingsnotunterkunft in Jüchen verursacht dem Land auch bei Leerstand hohe Kosten. Sie wird aber gebraucht.

 Dicht an dicht stehen die Stockbetten in der Notunterkunft an der Odenkirchener Straße, die jeder Zeit wieder belegt werden kann.

Dicht an dicht stehen die Stockbetten in der Notunterkunft an der Odenkirchener Straße, die jeder Zeit wieder belegt werden kann.

Foto: Lothar Berns

Die Flüchtlingsnotunterkunft an der Odenkirchener Straße steht leer. Dennoch wird sie weiterhin von Security-Mitarbeitern bewacht. Die Heizung läuft in der ehemaligen Verkaufshalle des Supermarktes zwar mit verminderter Leistung. Doch alles bleibt sozusagen im Standby-Modus: "Wir können jederzeit wieder kurzfristig Flüchtlinge zugewiesen bekommen, die wir nicht sofort dauerhaft unterbringen können. Dafür brauchen wir die Notunterkunft als Puffer", sagt Bürgermeister Harald Zillikens.

Da Jüchen mit 107 Prozent seine Aufnahmequote mehr als erfüllt hatte, rechnet Zillikens frühestens in einigen Monaten wieder mit einem großen Ansturm auf die maximal 150-Plätze-Unterkunft an der Odenkirchener Straße. Er rechnet vor: Zur Zeit seien 350 dauerhaft zugewiesene Flüchtlinge in Jüchen. 150 zusätzliche müsse die Gemeinde noch aufnehmen, als Anrechnung der maximalen Auslastung der Notunterkunft. "Und wenn wir bei 500 fest zugewiesenen Flüchtlingen angekommen sind, dann müssen wir damit rechnen, dass das Land auch wieder Menschen in unsere Notunterkunft schickt."

 Ein wenig Spielzeug wird in einer Ecke für Kinder bereitgehalten.

Ein wenig Spielzeug wird in einer Ecke für Kinder bereitgehalten.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Und noch eine Rechnung macht der Bürgermeister auf: Das Land NRW lasse sich die leerstehende Unterkunft in Jüchen aktuell etwa 50.000 Euro im Monat kosten. Dabei werde beispielsweise in Kaarst für 1,56 Millionen Euro eine Gewerbehalle als neue Landesunterkunft angemietet: "Und bei uns steht sie leer. So werden vom Land die Steuergelder der Bürger verschwendet", beklagt der Gemeinde-Chef.

Dennoch soll die Notunterkunft jetzt, wo sie leer steht, auf einen besseren Stand gebracht werden. Bisher mussten die Flüchtlinge zu 16 Personen in zeltartig mit Planen abgeteilten Kabinen auf Stockbetten dicht an dicht schlafen. Manchmal wurde auch ein Kinderbettchen mit hinein gestellt.

 Duschen wie in einer Turnhalle: Privatsphäre gibt es kaum.

Duschen wie in einer Turnhalle: Privatsphäre gibt es kaum.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Das Essen wurde in einem Zelt vor der Unterkunft ausgeteilt. Sanitäre Einrichtungen gab es in einem Container und einige weitere in der Halle. Da aber die angrenzende Tanzschule zum 31. Juli ihre Räume gekündigt habe, könne die Gemeinde diese Räume für eine Erweiterung der Notunterkunft übernehmen, berichtet Zillikens. Dann werde es mehr Platz für den Sanitärbereich geben und die Möglichkeit, die Flüchtlinge in kleineren Einheiten unterzubringen.

Während der Wachdienst noch jeden Tag die leere Notunterkunft mit zwei Mitarbeitern besetzt. Drei sind es, wenn die Unterkunft voll ist. So stehen Caritas und auch die evangelische Kirchengemeinde Kelzenberg im Standby. Es sei schwer gewesen, die entsprechenden Partner für die Unterkunft zu finden und zu verpflichten: "Wir waren schließlich nicht die einzige Gemeinde, die Vertragspartner suchte", gibt Harald Zillikens zu. Deshalb liefen der Vertrag mit der Caritas und die Vereinbarung mit den Kelzenbergern auch bis auf Weiteres weiter.

Nicht ganz einfach sei es auch, das passende Wachpersonal zu finden: "Wir haben das Glück, das einer der Securityleute Arabisch spricht", berichtet der Bürgermeister. Die wichtigsten Informationen sind an Tafeln in der Notunterkunft aber auch nur mit Bildern ausgedrückt; etwa welche Wäsche wie gewaschen werden muss.

Zillikens ist froh, dass die Notunterkunft so wie fast alle Flüchtlingsquartiere bislang bei den Jüchenern auf große Akzeptanz gestoßen seien. Dabei trage Jüchen und Hochneukirch 90 Prozent der Belastung. "Und wenn wir jetzt zum ersten Mal ein paar Flüchtlinge in Bedburdyck unterbringen wollen, dann gibt es da sofort ein Geschrei. Dafür habe ich kein Verständnis", sagt der Bürgermeister.

(NGZ)
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