Jüchen Holocaust-Überlebende aus Jüchen ist gestorben

Jüchen · Ilse Rübsteck ist jetzt mit 95 Jahren verstorben. An ihre von den Nazis ermordete Familie erinnert ein Straßenschild in Hochneukirch.

 Harald Zillikens mit Ilse Rübsteck bei der Enthüllung des Straßenschildes im Jahr 2012 in Hochneukirch.

Harald Zillikens mit Ilse Rübsteck bei der Enthüllung des Straßenschildes im Jahr 2012 in Hochneukirch.

Foto: Michael Reuter

Ilse Rübsteck, geborene Falkenstein, die letzte Jüdin aus Jüchen, die Naziterror und -verfolgung überlebt hat, ist jetzt im Alter von 95 Jahren verstorben: Das teilt Bürgermeister Harald Zillikens gestern mit. Er sagt: "Der Tod von Ilse Rübsteck erfüllt die Gemeinde Jüchen mit großer Trauer." Er erinnere sich gerne an die vielen schönen Begegnungen mit Ilse Rübsteck, die zwar wohnhaft in Ahrweiler, doch regelmäßig die Gedenkfeiern zur Pogromnacht in Jüchen besucht habe.

Im vergangenen Jahr habe die Seniorin Schülern in Jüchen in bewegenden Worten über ihren Leidensweg unter den Nationalsozialisten und über ihre Rückkehr in ihren Heimatort Hochneukirch berichtet. "Sie tat dies ohne Schuldzuweisungen und immer mit der Hoffnung, dass sich die jungen Leute für Frieden und Freiheit in unserem Land und in Europa engagieren", erinnert Zillikens. Ilse Rübsteck wurde in Hochneukirch geboren, wo sie ihre Jugend verbrachte, bis sie 1941 als Zwangsarbeiterin nach Riga verschleppt wurde. Ihre Eltern wurden in Auschwitz ermordet. An sie und weitere Mitglieder der Familie Falkenstein erinnert in Hochneukirch ein Straßenschild, das im Jahr 2012 im Beisein von Ilse Rübsteck, von Bürgermeister Harald Zillikens und Leah Floh, der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach, enthüllt wurde. Seit 2016 erinnern überdies Stolpersteine des Künstler Gunter Demnig auch an die ehemaligen Wohnorte von Ilse Rübsteck und ihrer Verwandten Paulina und Victor Falkenstein.

Bei der Enthüllung des Straßenschildes hatte die Zeitzeugin gesagt: "Wir sind genug mit Füßen getreten worden. Zu dem Schild muss man jetzt aufschauen." Als Ilse Rübsteck nach dem Krieg nach Hochneukirch zurückkehren wollte, musste sie erleben, dass sie heftig angegangen wurde, als sie wieder in das Haus ihrer Eltern einziehen wollte. Dennoch führte sie bis in die 70er Jahre einen Friseursalon in Hochneukirch und übernahm anschließend in Köln die Leitung eines jüdischen Altenheimes. Zuletzt lebte sie in einem Altenstift in Ahrweiler. Das Straßenschild, das an die einst in Hochneukirch angesehene Großfamilie Falkenstein sowie an deren Ermordung durch die Nationalsozialisten erinnern soll, steht bewusst in der Nähe des Bahnhofes von Hochneukirch. Denn dieser war einer der Knotenpunkte, von wo aus die NS-Züge in die Konzentrationslager rollten.

Den Anstoß für den Straßennamen hatten übrigens Schüler aus dem örtlichen Gymnasium gegeben. Auch aktuell war die Beschäftigung der Gymnasiasten mit diesem dunkelsten Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte fortgesetzt worden. So hatte beispielsweise Abiturientin Annika Wilms die von ihr verfasste Arbeit im Fach Geschichte zum Thema "Ilse Rübsteck, geb. Falkenstein - Das Schicksal einer jüdischen Mitbürgerin aus Jüchen" an den Bürgermeister sowie ans Gemeindearchiv übergeben. Annika Wilms hatte noch die Gelegenheit, Ilse Rübstecks lebendige Erinnerungen kurz vor deren Tod persönlich abzufragen und zu dokumentieren.

(NGZ)
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