Jüchen Jüchener engagieren sich für Flüchtlinge

Jüchen · Sprachkurse, Kleiderspenden oder Rat im Alltag: Viele Jüchener packen an, wenn Asylbewerber Hilfe brauchen. Heute werden hundert Menschen erwartet, die für kurze Zeit im früheren Discountmarkt eine Notunterkunft finden.

Jüchen: Jüchener engagieren sich für Flüchtlinge
Foto: G. Salzburg

Heute nachmittag werden in Jüchen 100 Asylbewerber erwartet. Bis gestern Abend wurde der frühere Netto-Markt an der Odenkirchener Straße hergerichtet: Leitungen wurden verlegt, sanitäre Anlagen eingerichtet, die Heizung in Betrieb genommen, bis 21 Uhr sollten die 150 grünen Feldbetten geliefert werden. Seit Freitag wird das Gebäude, das sich im Besitz der Gemeindeverwaltung befindet, in eine Notunterkunft umgewandelt. "Wir arbeiten mit Hochdruck, um alles fertig zu machen", sagt Bürgermeister Harald Zillikens. Gestern um 17.30 Uhr tagten die Bürgermeister in Neuss mit dem Landrat, um die Aufnahme der Asylbewerber kreisweit abzusprechen. Die Flüchtlinge, die das Land Nordrhein-Westfalen dem Rhein-Kreis Neuss zugewiesen hat, werden Zillikens zufolge aus Grevenbroich kommen. Dort waren sie in einer Sporthalle am BBZ aufgenommen, registriert und ärztlich untersucht worden. Sie werden voraussichtlich einige Wochen in der Gemeinde bleiben.

Auch in der evangelischen Kirche in Hochneukirch ist der Teufel los: Ehrenamtler wuseln im "Basement", Billardkugeln klicken, der Kipper rappelt, ungewohnte Sprachfetzen dringen durch den Raum. Männer unterschiedlicher Nationalitäten stehen zusammen, verständigen sich mit Gesten; Kinder spielen lachend. Wie ein Navigator koordiniert Rolf Heimann seine 20 Helfer; auch sie bereiten sich auf die heutigen Neuankömmlinge vor. "Das größte Problem für uns ist, dass wir nicht wissen, wer kommen wird", sagt Heimann. Bereits jetzt kümmern sich die Ehrenamtler um einige der 273 lebenden Flüchtlinge in Jüchen. "Wir bieten Deutschkurse, helfen bei Gesprächen mit dem Jobcenter und beim Arzt, verteilen Möbel", schildern Heinrich Euler und Gertrud Peltzer.

Dreit weitere Beispiele: In der Wache der Malteser sortieren Freiwillige Kleiderspenden für die Asylbewerber. FDP-Vorsitzender Simon Kell bemüht sich um Freifunk für die Notunterkunft an der Odenkirchener Straße, "damit die Flüchtlinge kostenfreien Kontakt zu ihren Familien haben". Er sucht einen Anwohner an der Riekestraße, der dafür seinen Internetanschluss bereit stellt. Ehrenamtler aus der evangelischen Kirchengemeinde Kelzenberg wollen vorerst als Betreuer in der Notunterkunft helfen. "Im Rathaus stehen die Telefone nicht mehr still", sagt Sozialdezernentin Annette Gratz. Viele Jüchener würden ihre Hilfe oder Spenden anbieten. Die Gemeinde hat ein Spendenkonto eingerichtet. In der Verwaltung wurden alle Kräfte mobilisiert, inklusive Bauhof und Feuerwehr.

"Sicherlich wird es Anfangsschwierigkeiten geben", meint der Bürgermeister. Nun müsse man sehen, wer da sei und konkret Unterstützung einfordern.

(NGZ)
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