Jüchen Kinder stellen ihre "Heiligtümer" aus

Jüchen · 50 Jüchener Gymnasiasten fanden bei einem Unterrichtsprojekt auf die Frage "Was ist mir heilig?" ganz unterschiedliche Antworten. Sie stellen diese mit Bildern und einigen Sätzen in der katholischen Pfarrkirche St. Jakobus vor.

 Ein Armband von der Großmutter, das Schmuse-Nilpferd, ein Foto der Familie und die graue Kuschelmaus: Marie Sophie, Simon, Lilli und Annah

Ein Armband von der Großmutter, das Schmuse-Nilpferd, ein Foto der Familie und die graue Kuschelmaus: Marie Sophie, Simon, Lilli und Annah

Foto: Georg Salzberg

"Meine Familie ist für mich das Allerwichtigste auf der Welt. Ohne sie könnte ich mir ein Leben nicht vorstellen", sagt Lilli Küster (elf Jahre). Dabei gebe es Kinder, die ohne Eltern oder Geschwister aufwachsen müssten. Ihre Familie ist der Gymnasiastin aus Jüchen deshalb heilig - auch ein Foto von ihr besitzt einen hohen Wert.

Auch Fußballschuhe vom Vater, das inzwischen "zerliebte" Kuscheltier aus Babytagen oder ein Schmuckstück von verstorbenen Verwandten - können Heiligtümer darstellen Gemeinsam mit Religionslehrerin Gabriele Settels stellten 50 Jüchener Gymnasiasten eine Ausstellung unter den Titel "Was Kindern und Jugendlichen heilig ist" zusammen. Diese ist zurzeit in der katholischen Pfarrkirche St. Jakobus zu sehen. "Was mich besonders beeindruckt hat: Dass die Kinder und Jugendlichen keine Scheu hatten, mit anderen Persönliches zu teilen und so viel von sich selbst preiszugeben", sagt Settels. Auch sie selbst teilte ihr Heiligtum mit den Schülern: "Eine rote Rubinkette von meiner Oma. Diese war leider kurz vor meiner Geburt gestorben."

Im Fach Katholische Religionslehre haben sich die Schüler aus den Klassen 5 bis 9 mit den theologischen Begriffen Sakrament und Heiligtum beschäftigt. Dabei erfuhren sie, dass ein Heiligtum auch etwas anderes sein kann als ein Gebäude oder ein Ort. "Wir haben die Begriffsbestimmung des Aachener Bischofs Klaus Hemmerle zugrunde gelegt", erläuterte Gabriele Settels. Dieser habe "Geschichte, Beziehung und Maßstab als die entscheidenden drei Größen" ausgemacht, die etwas zu einem persönlichen Heiligtum machen. So seien etwa Reliquien, die katholische Gläubige bei Heilgen- oder Wallfahrten verehren, nicht besonders kostbare Gegenstände von hoher Qualität. Es handele sich vielmehr um alltägliche Utensilien, wie ein Kleid oder ein Tuch, die durch eine persönliche Beziehung zum Heiligtum werden.

Dies gilt auch für die Fußballschuhe von Simon Schulz-Wenge. Diese sind nicht das aktuelle Markenmodell, sondern gehörten bereits seinem Vater. Jetzt kickt der elfjährige Aldenhovener stolz in den 38er-Schuhen für den SV Glehn: "Das sind meine Glücksbringer."

Annah Wirtz hat ihre Stoffmaus zum Heiligtum erklärt. Je dasselbe Plüschtier haben der Elf-Jährigen ihre Mutter, ihre Oma und ihre Tante geschenkt - geliebt werden alle drei. Ein tristes Leben im Regal müssen sie nicht fristen: "Alle sitzen bei mir am Bett", verrät Annah. Und auch Simon Thifessens Eltern sind bei seinem weichen Kuscheltier direkt auf Nummer sicher gegangen: Als Baby schmuste er mit seinem beigefarbenen Nilpferd, später erhielt er ein neues Exemplar - und auch das trägt deutliche Knuddel-Spuren. "Das habe ich, seit ich klein war", erzählt Simon.

An ihre Oma wird Marie Sophie Reinartz immer erinnert, wenn sie das Armband aus grünen Glasperlen betrachtet. Nachdem ihre Großmutter gestorben war, verwahrte die Uroma das Schmuckstück für die heute Elfjährige, die es seit ihrem sechsten Geburtstag besitzt. Allerdings: "Ich trage es eher selten. Es ist schließlich ein besonderes Erinnerungsstück."

(NGZ)
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