Jüchen Kohl und Genscher als Modellflieger

Jüchen · Der Flugmodell-Club RFMC feierte jetzt sein 50-Jähriges auf dem Flugfeld. Mit dabei: die Miniatur-Prominenz.

Gut gelaunt sitzt der Kanzler in Pilotenjacke am Steuerknüppel, gleich dahinter sein Außenminister mit einer Landkarte von Mönchengladbach und Umgebung in der Hand. Ob Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher jemals zusammen als Piloten ein echtes Flugzeug gesteuert haben, ist zwar fraglich. Aber im Cockpit des Miniatur-Motorseglers von Manfred Klinger aus Hochneukirch hat die Polit-Prominenz im Maßstab 1 zu 2,5 seit 25 Jahren ihren festen Platz. "Damals waren sie ja auch noch in der Politik aktiv", sagt Klinger.

Der 57-Jährige belebte die kürzlich verstorbenen Politiker jetzt bei der Jubiläumsfeier des Rheydter Flugmodell-Clubs gewissermaßen wieder. Konkreter gesprochen: Er ließ sie in seinem Miniaturflugzeug abheben und wieder sicher landen. Wenn die Figuren von Kohl und Genscher auch für viele Hingucker sorgten, im Vordergrund stand am Wochenende auf dem Flugfeld bei Wey natürlich das Fliegen.

Anlässlich seines 50-Jahr-Jubiläums hatte der Rheydter Flugmodell-Club (RFMC) dort zu einem großen Freundschaftsfliegen eingeladen, an dem sich trotz des zum Teil regnerischen Wetters zahlreiche Vertreter von Modellflug-Vereinen aus ganz NRW beteiligten. Am Himmel zu sehen waren unterschiedliche Modelle - von Segelfliegern über Düsenjets bis hin zu Helikoptern, viele selbstgebaut. Eines der größten Modelle: ein polnischer Flugzeugschlepper im Maßstab 1 zu 3 mit einer Spannweite von stolzen 3,70 Metern und einem Sternmotor mit fünf Zylindern und immerhin 17 PS. "Das Modell bringt es in der Spitze auf eine Geschwindigkeit von etwa 120 Kilometern pro Stunde", sagt Besitzer Achim Gerber aus Jülich, der das rot-gelbe Modell elegant durch die Luft manövrierte - mit viel Fingerspitzengefühl an der Fernsteuerung. Investiert hat er in die Maschine etwa 11.000 Euro und ungezählte Arbeitsstunden. "Ich verfolge das Hobby seit meinem elften Lebensjahr", sagt der 66-Jährige.

Die Mitglieder des Flugmodell-Clubs, der ursprünglich in Mönchengladbach gegründet worden war, aber seit nunmehr 45 Jahren in Wey zuhause ist, würden sich sicher wünschen, dass sich auch heute noch jüngere Menschen so früh für den Modellflug begeistern können. Doch wie so viele Vereine kämpft auch der RFMC um den Nachwuchs. "Wir haben rund 130 Mitglieder im Verein, etwa zehn sind jünger als 25 Jahre. Wir sind sehr offen für weitere junge Mitglieder", betont Vereinsschriftführer Oliver Felthaus. Einer der Jüngsten im Verein ist der 18-jährige Joshua Klinger, dessen Großonkel der mit den Politikern im Cockpit ist. Der Nachwuchs-Modellflieger ging am Wochenende mit einem Styropor-Düsenjet an den Start. Er sagt: "Wenn der Flieger in der Luft ist, kann ich komplett abschalten. Dann konzentriere ich mich nur noch darauf. Das Steuern macht großen Spaß." Das Modellfliegen liege bei den Klingers in der Familie: Schon seine Großmutter sei Mitglied im RFMC gewesen, als erste Frau im Verein.

(cka)
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